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Mitteilung von Freno d'Emergenza (24.12.2014 12:30:29):
>>>>>>Stille Nacht

>>>>>>Wünsche ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest und einen gesunden und erfolgreichen Start ins Jahr 2015.
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>>>>>Hihi ... im Bannfluche unserer jeweiligen Psychosen dürfte es vielleicht aussenrum still, doch innenrum kaum friedvoll zugehen, wenn die Nächte am längsten und die Tage kaum heller sind. »Gesund« ... hihi ... und »erfolgreich« ... naja. Wenn wir 2014 schon am Abgrund standen, und 2015 einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung voran kommen, dann könnte man dies, unter Hintanstellung einiger Bedenken, durchaus als Erfolg bezeichnen, das stimmt fürwahr.
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>>>>>Liebe Christine !
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>>>>>Es ist ja lieb gemeint, aber zu mehr als den Floskeln auf den Weihnachts-Faxen und der x-mas-mailing vermagst Du Dich nicht aufzuraffen ?
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>>>>>Nun gut, dann entblöde ich mich auch nicht, eine Geschichte – aus dem Kopf – abzutippern, die ich dem »ABC des Lächelns«, einer von Sigismund v. Radieky (oder so ähnlich) vor einem halben Jahrhundert herausgegebener Anekdotensammlung entnommen habe, und die meo arbitrio wesentlich besser auf unser aller Lebenslage passt:
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>>>>>2 Frösche besichtigen eine LPG, hüpfen im Gleichschritt durch die Gegend, hops-hops, gucken sich alles an, auch den Kuhstall, wo grade gemolken worden ist, und hops-hops landen sie in einem Eimer halbvoll mit Milch, so einem großen alten 10-l-Blecheimer mit arschglatten Wänden, wo selbst ein Frosch keine Chance hat.
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>>>>>Der eine Frosch ist Existenzialist, hat Schopenhauer und Camus gelesen, und sieht es ein: es hat keinen Zweck mehr, das Leid hat ein Ende, gibt auf, geht unter und ertrinkt.
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>>>>>Der andere Frosch dagegen steht auf dem Standpunkt, daß wer kämpft, zwar verlieren kann, aber wer nicht kämpft, schon verloren hat. Darum schimmt er, gnadenlos, auch wenn es keinen Zweck haben kann, schwimmt er: »Lagen«: Brust, Crawl, Rücken, Schmetterling. Er schwimmt und schwimmt, den ganzen Abend und die ganze Nacht, und im Morgengrauen, da sitzt unser Kampfschwimmer auf einmal auf einem kleinen Butterklumpen, und hops-hops ist er draussen – und das Leben geht weiter !
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>>>>>Dies sei mein Wunsch für uns alle zum heiligen Gänsebraten mit Klößen !
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>>>>>Hugh – ich habe gesprochen !
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>>>>Ist mir zu primitiv. Du weißt schon.
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>>>Mein Überpsycho hat mir mal »sehr komplizierte Gedankengänge« attestiert ... wenn der Dich mal erst in die Finger bekäme ... ich muß gerade an »Papa ante portas« denken. Der plot beginnt ja damit, daß ein frühpensionierter Topmanager permanent auf die Fresse fliegt, weil er den Alltag so zu bewältigen versucht, wie bis vor kurzem seine Management-Tätigkeit.
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>>>Vielleicht ist das ein Teil unseres Problems (wobei ich Schmidt den Chemiker mal flott einbeziehe) ? Obwohl die Schnittmenge sowieso eher klein sein dürfte.
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>>>Der Alltag ist halt eine Sache, die für minderbegabte Menschen konstruiert ist, die weder strategisch denken, noch abstrahieren können. 15 Jahre lang habe ich ihn von mir weggeschoben, wo immer es nur ging. Auch die Weihnachtsgrüsse habe ich meinen Mitarbeiterinnen übertragen – ich bekam dann nur eine Extra-Mappe zum unterschreiben. Der Rest lief dann von ganz alleine. Wenn ich daran denke, was für ein Krampf es für mich gewesen war, nach 15 Jahren auf einmal selbst einen Überweisungsträger auszufüllen ... pffft.
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>>>Naja, nur so ne Idee von mir.
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>>Der Alltag ist nicht konstruiert. Er entsteht als Konsequenz fehlender strategischer Planung oder im Gefolge der Angst vor Veränderung. Das »Wie-bisher«, an dem sich die Leute so festklammern ist die Hoffnung darauf, vom Schicksal in Ruhe gelassen zu werden – und in diesem Sinne naiv. Die Normalität, also die allseits geliebte Wahn-Idee des Ottonormalverdieners, ist dem Suchenden unverständlich, er will sich damit nicht abgeben. Vom Mantra des geregelten Tagesablaufes befreit, jenseits der Trance, die durch Wiegenlied-artige Wiederholung des Trivialen entsteht, sieht er sich mit sich selber konfrontiert – und wird entweder sehr produktiv oder depressiv. Oder beides.
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>Ich beschäftige mich derzeit mit dem Thema Trauma.
>Was ein posttraumatisches Syndrom ist weiß ich ja.
>Der Alltag ist trist und zerrt mit den Jahren, Eintönigkeit und sehr viel Arbeit Tag für Tag.
>Das Wissen befreit, belebt und gibt Lebensfreude. Naja immerhin hat es über 7000€ gekostet. Mein Lieblingsspiel in der Kindheit: Ich lebe in einem Appartment, verdiene gut, habe einen Hund und einen Geliebten.
>Getrennte Wohnungen, keine Ehe, keine gemeinsamen Kinder.
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>Ich denke mehr wirds auch nicht mehr werden.

1) André Glucksmann zitiert in »Über die Dummheit« (org. »La bétise«) eines meiner Lieblingsbücher: Die Meuterei auf der Caine von Hermann Wouk. Dort heißt es so schön – wieder aus dem Kopf:

»Die Marine ist ein System, daß von Genies zur Handhabung von Schwachköpfen erfunden ist. Wenn Sie also an irgendeine Stelle kommen, an der Sie nicht weiterwissen, dann fragen Sie sich sich einfach: Was würde ein Schwachkopf jetzt an meiner Stelle tun ? Und dann werden Sie fraglos auf das Richtige kommen!«

Marine = Alltag.

Seit und durch meinen Zusammenbruch ist mir klar geworden, unter lauter Vollidioten zu leben, was ich bar jeder Ironie verstanden wissen will. Von diesen Vollidioten habe ich 20 Jahre lang nix mitbekommen, habe auf einer Insel gelebt, nicht unbedingt auf einer Insel der Seeligen, aber der Intelligenten ... ja, und um diese Abermillionen von Deppen bei der Stange zu halten, muß man sich halt was einfallen lassen !

2) »Mein Traum vom Glück wäre: ganz alleine auf der Welt sein und einen gutgehenden Kolonialwarenladen zu haben!« (Alfred Polgar: Mein Onkel Poldi)

Trauma ... pfft ... das steht mir bis Unterkante-Oberlippe, die Beschäftigung mit meinem Trauma, zumal mir mein Überpsycho gesagt hat, ich müsste nochmal in die Analyse gehen ... Na gut, wat mutt, dat mutt.