?  
  Hoch: [8]
Links: [4]Liste: [5]Rechts: [6]
Runter: [2]
Mitteilung von Schmidt (21.6.2015 17:40:48):
Von Oma und Opa

Davon könne ich mehr erzählen. Davon wisse er nicht viel. Ich erinnere Opa sehr gut. Ich war sechs Jahre als er an Magenkrebs in seinem Wohnzimmer starb mit Opium vom Winkler. Man durfte nicht hinein ins Zimmer. Die Weiber heulten in der Küche. Oma war absolut stoisch, klein, schwarz, ein wenig wuselig vielleicht. Vielleicht sagte sie, heult doch nicht, das ist normal. Das erinnere ich nicht. Aber die Weiber heulten. Und Marianne war gar nicht da, dochdoch, sie kam, ich seh sie ja vor mir, eine ganz feine kleine sehr dünne in einem hellbraunen sehr eleganten Kostüm steht da mitten in der Küche ich glaube sogar sie hatte Zigarette an mit solch einer langen Spitze, sie war amerikanische Chefsekretärin und gleich nach dem Abi in die Staaten und kam nie wieder, außer eben da genau einmal und Jahrzehnte noch einmal in den Enzianweg wo sie etwas Klavier klimperte, besser als ich es konnte, aber angelernt, über die Fühlbewegung, ein lustiges kleines Lied. Und sie parlierte sehr geschliffen mit unglaublichem Akzent. Sie blieb auch nur sehr kurz, sie übernachtete nicht, kurz danach starb sie.
Doris war auch eine hochgewachsene schlanke Blonde mit unglaublicher Hochsteckfrisur, ich durfte ihr die Haare tupieren. Das heißt eine Strähne nehmen und vouminös nach unten einzeln herauskämmen, so entsteht ein großes Haarvolumen.

Ich schweife ab. Wo war ich. Die Weiber stehen da und heulen. Mich interessierte das Opium. Ob man damit einschlafe. Ich stellte dazu keinerlei Fragen. Oma sagte, jeder Fünfte bekommt Krebs. Das machte mir jahrelange Gedanken. Ich begann zu rechnen ob ich der Fünfte sein könne. Das ist doch absurd. Ich hatte ja auch Edgar Allen Po gelesen vom Lebendig begraben sein aus Zufall wacht er dann in der Kiste auf weil er drei Tage lang ohnmächtig und regiungslos da lag haben sie ihn eingebuddelt. Ich habe diese Geschichte immer wieder gelesen und Oma hat mir später das Buch geschenkt, ich sehe es auch noch vor mir, ein breiter Band, hellgraues Leinen, mit der Aufschrift Edgar alles poe. Ich weis nicht ob er po heißt. So genau sehe ich es dann doch nicht vor mir. Und diese Geschichte stand ziemlich oder ganz am Ende, das weis ich auch noch. Ich habe mir sie gleube wegen der Überschrift ausgesucht, waren es wohl die Untoten, ich weis nicht. Vielleicht ahbe ich sie auch ausgesucht weil sie nicht so ellenlang war, danach habe ich bei Geschichtenbüchern nämlich immer zuerst geschaut, nach der kürzesten Geschichte.


Aber ich war bei Oma. Ihr hattet wohl keinen Empfang im Wald oder wart so im Rhythmus des Laufens oder im Gespräch das ein Außenkontakt stört. Mein Problem ist das ich alles verstehe und daraus keine wunderbaren Perspektiven ableiten kann. Heute morgen sagt einer in der Teleakademie, die deutsche Fabrik wird von den Rumänen und den Chinesen mitgeschleppt. Wir müssen uns auf viel teurere Preise einstellen. Das war nur die Kurzform. Ich wollte von Oma reden. Michael ist geschissen wie Opa. Er sieht auch noch so ähnlich aus. Du auch, du bist ihm auch ähnlich, wohingegen deine Frau eher Oma ähnlich ist. Sie hockte daneben und strickte. Sie tat ihm etwas wenn er was sagte. Tee. Oder. Essen. Sie schnitt ihm die Kruste vom Schwarzbrot weg. das weis ich. ich glaube nicht das sie viel oder bedeutendes redeten. sie waren beisammen. sie bediente ihn. sie war seine gefangene, das weis ich nicht. so war es einfach, es hatte so zu sein. die älteste Tochter auf Nimmerwiedersehen verschwunden, die nächste kriegt Kinder vom Bauarbeiter und heiratet keinen Akademiker, soagr die Klosterschule haben kein gescheites MäDCHEN AUS IHR GEMACHT, die Mutter muß einigermaßen lieblos, körperlich gesehen und wenig tröstlich, gewesen sein. stiller gehorsam hätte sicher ein Motto von Oma lauten können, dann wäre man wunderbar zurechtgekommen. Ich kam gut zurecht. ich erkannte sofort die Lücken und die Notwendigkeiten. Ich kaufte für sie ein. Beim Schaarhag Bananen, bei der Paula Bohnen, aber knacken müssen sie, du musst eine durchbrechen, und Bohnenkraut, das Bohnenkraut fehlt heute in sämtlichen für mich erreichbaren Geschäften, ich mag das, eine fünfhunderter Dose Migränetabletten Migränin in der Apotheke, feines Nähgarn beim Ackerschott, Pfeffer für die Pfeffermühle beim Mosk, Opa wollte Pfeffer an seinen Bohnen wo er doch schon Magenkrebs hatte, er wollte trotz Warnungen von Oma, und sie gab es ihm, seinen Hauch frisch gemahlenen Pfeffer auf seinen Bohnen, das weis ich, das ist original. Manchmal war ich im Nebenzimmer vom Wohnzimmer wo das Klavier stand, dort waren einige sehr schöne und seltene Steine, so ein Vielauge in Brauntönen, ich kenne die Begriffe dafür nicht, und es gab einen riesigen Säbelzahn eines Säbelzahnfisches der an der Wand hing. Ich spielte
sehr sehr bemüht in wenigen Stunden die ich in dem Zimmer verbrachte ganz am Anfang des ersten Heftes des jungen Pianisten von Richard Krentzlin, das Standartwek der örtlichen Chorleiterin, ein Miststück, die mit ihrem Mann Pappa und Mama um viele tausende betrogen haben, Papa hat fast das gesamte Haus von ihnen in Schwarzarbeit errichtet und dann durfte er davon zehn Jahre in einer Etage zu einer um fünfzig Mark reduzierten Miete wohnen, dabei hatten sie versprochen, das Geld ganz auszuzahlen, damit sich meine Eltern einige Einrichtungen kaufen wollten. Mutter wollte vor allem ein neues Bett, ein Doppelbett ohne großen Ritz in der Mitte, und sie hatte das Bett ihrer Eltern geerbt, eine massive dunkle Eiche, mit eneormen Ritz in der Mitte, sauschwer und groß mit drei einzelmatartzen die auch anno tubak waren, darin hüpfte Miachel in der Johannisbrunnenstarße sonntags auf und ab, fiel hin und mit der Nase auf die Bettkante, die ein klaffendes linsenbis erbsengroßes Loch hatte, ich sehe das genau, das in den Armen von Mutter kräftig blutende Kind mit der anderen Hand dreht sie die vierstellige Zahl auf der Wählscheibe nach dem Winkler der um eine Ecke wohnte und der schnell da war,


mein stil ist alles andere als übersichtlich, ich sollte ja von Oma schreiben, oder Opa, aber ich glaube der Rest ist auch irgendwie lesbar. Ich komm immer ins Erzählen und weis nicht mehr wo der Anfangspunkt war.


Achso, die Engels beschissen sie also, und Mutter hätte so wahnsinnig gerne ein neues Bett gehabt, das ham sie sich dann viel später gekauft, das rote, das kennt ihr alle. Das war dann noch lange da. Und das war eine große Anschaffung. Sie haben alles immer in vielen kleinen Raten gekauft und es war immer eine sehr große und lange Phase wo alles geplant wurde und dann kam ein Vertreter ins Haus, ich weis sogar heute noch das dieses Bett von Arzberg stammte, vielleicht nicht richtig geschrieben, aber glaube schon, jedenfalls, kam dann ein Vertreter ins Haus der ihnen das Bett aufschwatzte. Ich habe damals schon begonnen Mißtrauen gegen Vertreter aufzubauen. Diese Anzugtypen die mit ihrer Stimme und Gesprächsführung schnell zu einer Zustimmung zu ihren unbedingten Empfehlungen, sie wollen doch das es ihrer Frau gut geht, ein enormer Preis, ich glaube die Eltern waren selbst geschockt, aber sie konnten zu einem Vertreter auch nicht gut nein sagen. Der kam ja extra her. Naja. Das Bett und Michis waghalsiger Hüpfer. Das Loch war im oberen Drittel der Nase, fast ganz oben. Ich kenne auch noch unsere vierstellige Telefonnummer aus der Johannisbrunnenstraße, 6223, und die Postleitzahl von Niederwalluf 6229.

Und Opa kam mal zu Besuch, in die Johannisbrunnenstraße, und hat sich auf die rote Coutsch gesetzt und zusammen etwas gegessen und einen Film im Fernsehen gekuckt. Die HATTEN JA KEIN fERNSEHEN: uND fERNSEHEN WAR FÜR oPA ein Grund zu kommen und vielleicht auch der Enkel oder die zwei Enkel, der andere war ja winzig, hedu, du bist winzig, ich dagegen, war der Große, wahrscheinlich ein wenig zu früh. na ihr zwei Wanderer. blasen ??