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Mitteilung von Ein Säufer (1.7.2015 00:44:23):
Teufel Alkohol!!!

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Der schlechte Einfluss Adolf Hitlers hat mich ins Verderben getrieben! Ich schaffe es aus mysteriösen Gründen immer nur maximal eine Woche lang, »ohne« zu bleiben, also will sagen »OHNE« zu beiben, nicht »ohne zu bleiben« (wo auch). Man kann die Uhr danach stellen. Der Alkoholismus ist in dieser Hinsicht, so denke ich zumindest, eine sehr exakte Wissenschaft. Es ist wie ein kosmisches System, wie die Umwälzung der Planeten: geringfügige Abweichungen mögen vorkommen, aber das nur über einen Zeitraum von soundsoviel Millionen Jahren, eine Woche nüchtern, eine Woche im Arsch, alle drei bis vier Jahre dann der Siedepunkt, wo man im Krankenhaus landet, qualifizierte Entgiftung, 2005, 2009, 2012. Wär jetzt wohl mal wieder fällig gewesen, ich habe auch alles dafür getan, allerdings konnte ich es noch irgendwie abwenden. Oder »abfedern«. Möglicherweise hat meine Erfahrung im runtertrinken dieses Jahr auch geholfen. Davor war mein Motto ja immer eher: »okay, Schluss, JETZT!« Dieser Irrweg hat mir in der Vergangenheit ein paar heftige (!) Erfahrungen beschert, ich will nicht lügen. Zumal der Entzug bei mir seitdem mir dieser Sack von Stationsarzt 2009 eine heftigste Dosis Haldol neben dem Distra eingefahren hat das Runterkommen noch zehn mal übler ist (ich bin mir sicher, dass es damit zu tun hat! Ich will da nicht ins Detail gehen, aber nach zwei Wochen non stop Saufen bekomme ich seit dieser Zeit so dermaßen üble psychische und körperliche Störungen, dass es nicht mehr spaßig ist. Im Sommer des selben Jahres, 2009, hatte ich meinen ersten Krampfanfall, das war so ein Schmidt-Moment, wie als dieser Heini sich selbst gefesselt hat und dann das ganze Haus nach Hilfe zusammenschreien musste, weil er da nicht mehr rauskam. Nun ja, bei mir war es so ähnlich, nur haben mich keine Seile, sondern ein ausgewachsener epileptischer Anfall ans, in diesem Fall, Bett gefesselt (gottlob lag ich zu dem Zeitpunkt auf dem Bett, jeder ander Aufenthaltsort wäre zu dem Zeitpunkt abträglich gewesen, abträglich für die unversehrtheit meiner Knochen, allen voran dem wichtigsten der Knochen, dem Schädelknochen!) hat. Ich war noch einigermaßen da, und habe gemerkt, dass was nicht stimmt, nachdem ich den ganzen Morgen in größter Panik Nacktschnecken über meine Tapete kriechen sah. Irgendwann wurde es meinem vegetativen System wohl zuviel jedenfalls habe ich mich (ohne es wirklich zu wollen) aufgebäumt, und bin dann wieder runtergeknallt, es hat meine Arme und Beine abwechselnd hoch- und runtergerissen, immer auf die Matraze, bumm, bumm, bumm, ich habe mir noch gedacht »das ist aber sehr interessant, oh!«, es war tatsächlich so, als ob mein Körper und mein Geist sich hier scheiden wollten, um getrennte Wege zu gehen: ich saß nur noch in der Kommandozentrale meines Kopfes, wenn auch geistig lädiert (wie nach einem Raktenangriff auf das HQ, Joint Chief of Staff, Ruß im Gesicht, die Hälfte der Besatzung hängt tot im Stuhl, e pluribus unum, Panik!), lalalalal, während der ganze Rest meines Körpers gute 45 Minuten lang gemacht hat, was er wollte. Das war ein Spaß. Ich habe dann auch ein paar mal mehr oder weniger lautstark nach »Hilfe« geschrien, aber selbst in dem Zustand war mir das bald so peinlich, so lächerlich (wer hätte auch kommen sollen? Das hüftkranke Rentnerehepaar oder die Bildungsbürgerin von links oder rechts nebenan? Das hätte ein schönes Bild abgegeben. Der Wahnsinnige von über mir? Nun, der Wahnsinnige sollte noch kommen...) dass ich es aus PR-Gründen eingestellt habe habe, denkend, »gut, lass es das gewesen sein, der Tod kommt. Es ist eine Frage der Ehre. Es sei, Freunde, es sei... lasset uns würdevoll und ohne Krakeel scheiden...« Naja, bei dem ganzen Palaver was man da so hört, Krampfanfall, ganz gefährlich, Todesgefahr etc. ich war natürlich auf 180. hihi :)

Naja, im ganzen eigentlich auch mal eine lustige Erfahrung. WENN NICHT: wenn da nicht der bittere Eindruck bliebe, dass man sich unverdienterweise mit diesem ganzen EKLIGEN SCHEISS rumschlagen muss, und andere nicht! Andere haben damit kein Problem, gar keins. Die trinken ein Bier, oder auch nicht, und haha, sind sonst die größten Idioten, Deppen, Schwulis, Versager, aber können ihr Leben einigermaßen navigieren, im Rahmen einer mehr oder weniger ehrbaren, mehr oder weniger »bürgerlichen« (im ganz, ganz, ganz, ganz weiten Sinne des Begriffs, so dass er auch noch den funktionierenden H-IV (Hartz 4, LOL) Empfänger einschließt) Existenz, während ich hier seit Jahren am Rand des finanziellen und moralischen Bankrotts operiere. O ja! Beschämend, aber ich muss sagen, ich hatte, und das klingt für mich wie der größte Hohn, bisher noch Glück! Es gab diverse Situationen, die, wenn der Zufall anders zum Liegen gekommen wäre, mich in Obdachlosigkeit und Elend hätten verabschieden können!!! Ohne Socken auf der Straße im Winter, irrer Blick, Handtaschenraub. Z.B. als ich mich mit diesem fremdländischen Nachbarn in dem Haus in der Urbanstr. so verkracht hatte, dass er gemeint hat, er ruft die Polizei, die Wohnungsgesellschaft, den Burgomeister! Ich will auch hier nicht ins Detail gehen, aber um ehrlich zu sein, hätte mein Verhalten (welches ich im Nachhinein nicht gut heiße) mir die fristlose Kündigung seitens des Vermieters einbringen können, ja, eigentlich müssen! Ich wäre schön im Arsch gewesen! Das wäre eine schöne Scheisse gewesen, ich zittere im Grunde, wenn ich mich nur daran erinnere (während ich das damals in meinem jugendlichen Säuferwahn – ich war zarte 27 Jahre alt – als keine große Sache erachtete. Seltsam, wie sich die Perspektiven ändern, während man als Säufer reift, reift, wie in einer furchtbaren, einer gräßlichen, nimmer enden wollenden Kelter...). Aber gut, die Ausländer sind ehrbare Leute, die pfeiffen nicht gleich nach der Staatsmacht, das ist gut so (zumindest in dem Fall) ich habe mich, in einer nüchternen Stunde, entschuldigt, und das wars. Wir haben uns sogar im Flur das eine oder andere Mal gegrüßt, bevor ich dann, möglichst schnell, ausgezogen bin. DOCH ICH ZOG IN DAS HAUS DES HORRORS UND WANDELTE DURCH DAS DUNKELSTE TAL, SO DUNKEL, DASS SELBST GOTTES SCHATTEN ES NICHT NOCH MEHR VERDUNKELN KÖNNTE!!!!! Der Schrecken waren zahlreich, und der epileptische Anfall war in gewisser Weise nur ein Auftakt, wenn auch ein Bemerkenswerter.

Ich bin dann, nach 45 Minuten epileptischen Spaßes, zur Tür gewankt. Ich hatte, denn mein Gehirn war Matsch, anders kann ich es mir nicht erklären, denn dümmlichen Einfall, dass ich unbedingt ins Krankenhaus müsse. Laufen? Nimmer! Ich konnte mich immer noch kaum auf den Beinen halten. Notruf? Ich habe es nichtmal geschafft, mein Handy zu öffnen (ich hatte damals so ein Klappding, wo man so zwei Hälften hat, die man zuklappen kann, so wie ein Sandwich, ne?), weil jeder Finger meiner beiden Hände so ekelhaft gekrampft hat. Ich habe mich dann ans kühle Holz der versifften Tür der seit 1970 nicht mehr rennoverten Wohnung gelehnt und durch den Türspion geschielt.

Da kam plötzlich einer die Treppe hoch. Ich spähte: der Spinner von oben!!! Mir war es zu dem Zeitpunkt kackegal. Das war ein Typ, der hatte die Angewohnheit gehabt, seine Wochenenden ab dem frühen Abend immer in eine Art Kirmestechnofeier zu verwandeln, jedenfalls bis kurz nachdem ich eingezogen bin. Die Sache ging so: kaum war es 21 Uhr am Freitag, hat er seine Anlage hochgefahren, und dann wurde die ganze Viva-Rave-Compilation circa 1994 durchgeblastet, in einer Lautstärke, die ich in einem Wohnhaus so ehrlich gesagt noch nicht erlebt habe (und in der Hinsicht hatte ich gedacht, einigermaßen gestählt zu sein...). »Fred don't have Sex with your Ex« »Hyper Hyper«, kein Witz. Ich habe mir das damals, nach meinem Einzug Ende 2007, zwei oder drei Wochen gefallen lassen, denkend, »naja, der Spinner lässt mal die Sau raus, scheißegal«. Aber es ging halt immer weiter so. Dann eines Tages hatte ich den Sack voll un bin hoch in den vierten Stock gewankt. Ich stand vor der Tür, und es war ohrenbetäubend. Und grenzdebil. Ich habe mich noch gefragt, was das für ein Mensch sein muss... und dann geklingelt. Ungefähr 5 Minuten lang. Dann ein wenig gegen die Tür geschlagen. Bei Gott, wenn der rausgekommen wäre, in dem Moment, ich war so auf Hass, ich hätte dem auf dem Treppenabsatz den Dez in eine weiche Masse geprügelt! (auch mal wieder gerade so am Rauswurf und an der Obdachlosigkeit vorbeigeschrammt, klopf klopf klopf...). Naja, wahrscheinlich hat er die Klingel und dass ich ihm seine Türe fast eingetreten hätte, wahrscheinlich hat er das gar nicht gehört, so laut haben die Viva-Charts des Jahres 1994 aus seiner Wohnung gedröhnt. Irgendwann habe ich es eingesehen und bin resigniert nach unten. Zwei Wochen später oder so habe ich ihn im Treppenhaus gesehen: irrer Blick, Korkenzieherlocken in alle Richtungen, Hartz IV 4 Life. Der Mann sah aus wie dieser »Kramer« in dieser U.S. Komödienserie, »Seinfeld«, bloss halt in Irre! Er hat dann so gemeint »hihi, warst du das...Neulich?« Ich habe nur gemeint... »naja. hm. wenns auch leiser geht, so, oida!« Tatsächlich haben die Kirmesraveabende von da ab der Vergangenheit angehört. Ich habe mir dann im Nachinein gedacht »Oh mann, das ist doch eigentlich ein Freundlicher, ein Spinner, klar, aber Gott, dass du da so eine Show abziehst, Michael, du bist ja wirklich der letzte Asso, schäm dich mal...«

Nunja, eben dieser Mensch kam dann dummerweise ein Jahr später gerade die Treppe hoch, nachdem ich den schon erwähnten epileptischen Anfall vom plötzlichen Aussetzen des Saufens hatte. Ich denke mir so: »scheißegal« mache die Tür auf und bitte ihn, dass er mal gefällgts mit dem Handy den Notruf ruft (eine Wahnsinnstat, natürlich im Nachhinein, aber ich konnte a) meine Finger tatsächlich nicht mehr bewegen zu dem Zeitpunkt und hatte nur zwei krampfende Fäuste die immer wieder auf und zu gingen, klick, klack, klick, klack etc. und b) ist es mit dem menschlichen Urteilsvermögen in solchen Situationen nicht zum besten bestellt) Nun, der Werte Herr Spinner hat sich erst mal in meine Wohnung geschwungen, und ich weiß nicht, ob es ein seit meiner Kirmestechno-Intervention stetig anschwellender Groll gegen mich und meine Gerechtigkeit gewesen war, oder aus dem Typ wirklich nur der rettungslos Wahnsinnige sprach (wahrscheinlich letzteres), auf jeden Fall hat er dann lauter so Kacke losgelassen wie »heheheh, ich rufe den Leichenwagen für den Friedhof, hehehe!« »wie fühlst du dich? Stirrbst du? Hihihihi« und dergleichen mehr. Das ist natürlich genau das, was man von einem wildfremden Wahnsinnigen hören will, in so einem Zustand... Ich habe mich schon mit meinem eigenen Küchenmesser in den Rippen gesehen, bin also mit letzter Kraft aus der Wohnung gehumpelt, drei Treppen runter, alles egal, und in dem Café mit den Rockabillyweibern im Erdgeschoss aufgeschlagen, sagend, so gut es ging, dass ich telefonieren müsse. Ich hatte keine Schuhe an, muss man dazusagen.

Das Ende vom Lied war, dass die Polizei kam (um meine Bleibe auf Drogen auseinanderzunehmen. Man muss aber in aller Erhlichkeit sagen, die waren korrekt: haben mir sogar meinen Ersatzschlüssel von der Wohnung – Gott weiß, wie die den fanden, die müssen wirklich alles durchsucht haben – in die Tasche geschoben, während ich auf der Bank unter dem Tortendisplay spasmodiert habe) ein Krankenwagen kam, und ich mehrere Stunden später mit üblen Halluzinationen wieder aus der Station des mehr oder weniger nahen Klinikums nach Hause geflüchtet bin (Nachts auf Socken durch eines der Amüsierviertel der Stadt, ich habe wirklich innerlich geflucht, dass allein mir so eine Scheiße passieren muss, und alle anderen ihren Spass haben, forever. Moot point, I know). Am nächsten Tag, in Trümmern aufgewacht, entdecke ich doch tatsächlich einen Zettel von dem Irren in meinem Briefkasten an der Tür (karriert, Din A 4 Papier), von wegen, dass es ihm sehr leid tue, was passiert ist, und ich einfach Bescheid sagen solle, wenn es mir schlecht ginge. Ich habe geLOLt! Im Nachhinein bin ich fast der Ansicht, dass der Schwuchtel meinen Auftritt als eine Art Einladung zu einem vollkommen debilen Sadomasospiel fehlinterpretiert hat! Er war jedenfalls, wenn ich ihn die Jahre danch bis zu meinem Auszug im Treppenhaus gesehen habe, immer zuckersüß. Ich muss ganz ehrlich sagen: ich hätte Gott weiß was dafür gegeben, ihn ohne Umstände und Konsequnenzen totschlagen zu dürfen! Aber dann wär der Vermieter gekommen, und »so geht das nicht und Polizei und«, baaaaaahhhhh!

Aber so ist das halt, als Säufer bist du immer DER ARSCH schlechthin. Da kannst du machen was du willst. Es ist zum kotzen. Man kommt, unverschuldet, in die unmöglichsten Situationen und erntet: Gelächter (im besten Fall).

Letzte Woche auf Arbeit: ich hatte mich während eines Resturlaubs davor mehrere Tage lang natürlich wieder total rund gesoffen, bin mehr oder weniger als lebendige Leiche da eingetroffen, vor dem Rechner gesessen, jeder Muskel im Körper angespannt, habe Panikattacke um Panikattacke mit ausdruckslosem Gesicht über mich hinwegspülen lassen, kein Ding. Innerlich hatte es mich acht stunden lang (gefühlte sechzehn Stunden) fast zerrissen, äußerlich die Ruhe selbst. Kennen wir, ist nicht real, geht auch wieder vorbei, mit zehn plus Jahren Übung im harten Säufertum ist das kein Ding. Endgültig zerfetzt hätte es mich aber beinahe, als ich von einer Kollegin mitbekam, dass sie sich am Vortag hat freigeben lassen, weil sie »in der Nacht zuvor nicht schlafen konnte, weil sie so aufgeregt war, nach einer Spätschicht so früh aufstehen zu müssen, dass sie die ganze Nacht bis auf maximal drei Stunden Schlaf kein Auge zutun konnte und deshalb am nächsten Morgen so fertig war, dass an Arbeit zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr zu denken war...«

Ich, der ich zu dem Zeitpunkt in den letzten VIER vorigen Tagen und Nächten KEIN Auge zugetan hatte, mit Wellen der Übelkeit kämpfend, der Körper durchgeschüttelt, das Klo nach Säure der Kotze stinkend, dieses hörend! Ich habe das aufkommende sardonische Lächeln bekämpft, so gut es ging. Es blieb HASS!

Spaßig. Äußerst spaßig. Das Säufertum ist eine Art äußerst extreme Religion. Gott sieht.