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Mitteilung von Schmidt (8.10.2017 14:37:12):
Flohmarkt

Viele dieser Geschichten werde ich wohl nicht mehr in diese Miniaturtastatur hineinquälen, aber diese noch: Gestern war wieder Flohmarkt in Schierstein. Ein Türkenradio dudelt irgendwo orientalisch-halbton-jammervoll halblaut und eine verhärmte schlanke strohblonde murmelt ebenfalls halblaut was von blödem Gedudel gerade als ich vorbeigehe. Eine dunkelhäutige Schlanke mit anstrengender Fistelstimme erkundigt sich fast schreiend bei zwei bekannt ausländerfeindlichen älteren Damen ob denn die schwarz-rote Bluse nicht abfärbe. Die beiden Damen geben der die Frage beständig wiederholenden Fistelstimme nur die anscheinend unbefriedigende Auskunft 'die Bluse färbt nicht', da die Fistelstimme aber trotzdem mit sehr unangenehmer Frequenz weiter die gleiche Frage stellt, ich die beiden älteren Damen ein wenig von früheren Auftritten kenne und weiß das es nicht mehr lange dauern kann bis zumindest eine der beiden wieder einen ausländerfeindlichen Anfall bekommt, füge ich deren Auskunft 'die Bluse färbe nicht ab' die ergänzende Bemerkung 'wenn man sie nicht zu heiß wäscht' hinzu, was die Fistelstimme seltsamerweise sofort befriedigt. Die käuft die Bluse nachdem sie von drei auf zwei runterhandelt und trollt sich. Die beiden Alten mit der anscheinend etwas gebändigten Schnüss wundern sich das man den Auskünften derart selbstverständliche Dinge hinzufügen muß.
Danach führt mich der Weg am Eisenwarenhändler vorbei wo mir sofort eine ziemlich große gedrehte Stahlblattfeder ins Auge springt. Ein Monstrum, vier Zentimeter breiter Blattstahl zu einer großen Spirale von 'entspannt' vierzig Zentimeter Durchmesser aufgewickelt. Ich will den Preis wissen, der perfekt deutsch sprechende bullige Pole will fünf, ich strecke ihm vier ausgestreckte Finger entgegen und bemerke den Irrtum sofort und reduziere die ausgestreckten Finger auf drei, dazu sage ich die Zahl, Drei. Der Pole schüttelt den Kopf und meint vier wäre gut und damit sei ich gut bedient. Ich mach' nicht lang rum und ergebe mich, hole einen Fünfer raus, lasse mir einen Euro rausgeben, der Pole hat eine Flasche Wein und eine Flasche Cognac auf seinem Tisch stehen und verkündet während meines Bezahlvorganges 'er würde mit jedem der heute was bei ihm käuft ein Glas Wein trinken'. Nachdem ich bezahlt habe fragt er auch gleich ob ich ein Glas Wein trinke. Ich lache. Ob ich Kognac wolle. Ich lache wieder. Ich solle Mitleid mit ihm haben und ihm doch fünf statt vier für die Feder zahlen. Ich lache wieder, anscheinend einmal zuviel, denn nun sagt er unvermittelt 'Du kannst verrecken' und mir entfleucht nun ein deutliches ohoo.