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Mitteilung von Höflich (11.11.2018 10:37:31):
Ich war als kleiner Bub, 1812...

In Moskau dabei, als des Napoleons Truppen einmarschierten. Ja, ich bin mehr als zweihundert Jahre alt! Niemand glaubte mir diese Geschichte, haha, das heißt: BIS DATO! DENN NUN HABE ICH BEWEISE, die meine Gegner verstummen lassen werden! ICH HABE ES UNTER NIKOLAUS DEM ERSTEN BIS ZUM GENERAL GEBRACHT, HABE DIE TRUPPEN IM KAUKASUS BEFEHLIGT! VIEL EHR GERIET MIR UND MEINEN SOLDATEN DAMALS, 1862! Ich lernte dort, in den wilden Gebirgen des Kaukasus, in Dagestan, meine liebenswerte Magd Samira kennen. Sie war eine griechische Christin, verschleppt als Sklavin von diesen grässlichen Horden. Als ich, nach Eroberung des Dorfes, vor meinen Soldaten, mit den drei Fingern das Kreuz im Namen der alleinigen orthodoxen Kirche machte, brach sie in Tränen aus. Da wußte ich:

Sie ist CHRISTIN!

Ich gab meinem Adjutanten Wein und sagte:

»Hole er sie, sie ist ein recht gutes Kind!«

Viele Jahre lebten wir glücklich im christlichen Glauben zusammen. Nach meiner aktiven Dienstzeit widmeten wir uns ganz dem Zitronenanbau auf meinen Gütern am Flusse Kolyma. Es war dies ein vom hochgeheiligten Tsar mit äußerstem Wohlwollen zur Kenntnis genommenes Unternehmen, um den Wohlstand in einer dieser östlichsten Regionen unseres heiligen Reiches zu heben. Unsere Bauern waren, das vermag ich zu sagen, mit die Glücklichsten der Welt. Wenn wir mit unserem Schlitten vorbeifuhren, gezogen von einer Quadriga aus Rentieren, riefen wir ihnen, die auf dem Zitronenfelde arbeiteten, zu:

»Seht her Bauern, ihr lieben Seelen! Heute ist ein glücklicher Tag! Jeder von euch darf, und das ist der unabänderliche Beschluss von mir, dem General und meinem holden Weib Samira, ja jeder von euch darf heute eine Zitrone von der Ernte einbehalten und den ganzen Tag an dieser lutschen! Es ist dies weißgott das nahrhafteste Nahrungsmittel, was den Tagesbedarf ganzer Familien abdeckt! Schätzt euch glücklich, Bauern. Im Gegenzug werde ich allerdings all euer Korn requirieren, um es auf dem Markt in Yakutsk gewinnbringend zu verkaufen. Ihr braucht es ja nun nicht mehr, denn ihr habt ja eure Zitrone. HAHAHAHHH!«

Und lachend und unter Glockengeläut fuhren wir auf dem Schlitten in den herrlichen Wintermorgen.