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Mitteilung von Schmidt (16.9.2019 18:09:12):
>>>>>>Vorbei die Zeiten etwas längerer Geschichten

>Matthias?

Ich erinnere die Johannisbrunnenstraße. Dort wohnten wir bis ich acht Jahre alt war. Der jüngste war noch nicht geboren, der Zweitkünste zwei Jahre alt. Möglicherweise hat der Sechsjährige noch gewisse Erinnerungen daran. Ich aber erinnere mich sehr gut. Es war ein Gemeindehaus mit sechs Wohnungen, Keller, Schuppen und Speicher. Der Keller war ziemlich düster und verwinkelt. Im Schuppen wurde hauptsächlich Brennholz gelagert und ich durfte Anzündholz hacken was mir gut gefiel. Vater meinte im Gegensatz zu Mutter, der Achtjährige würde sich schon nicht die Finger abhacken. In den Keller kam einmal im Jahr durch das äußere kleine Fenster eine Ladung Kohlen oder Briketts sowie ein Jahresvorrat Kartoffeln. Die faulen nicht in drei Wochen wie die heute. Die Familie die unter uns wohnte hatte elf Kinder, die über uns zwei, die hinter uns fünf, dann bewohnte eine alte kleine Frau und ein Ehepaar ohne Kind, oder man munkelte, sie hätten ein Kind, das sei aber weggelaufen, nun, der kleine nur zum Teil gepflasterte Hof war voller rotznasiger kleiner Kinder und bißchen größere, meist Mädchen, aber auch ein Junge, die sich als Aufpasser generierten, es war immer was los, die Mütter riefen laut aus den Fenstern heraus, hochkommen, das war jedesmal blöde aus dem Spiel gerissen zu werden, die ungepflasterte erdige Fläche des Hofs hatte einige gut gebuddelte tiefe Klickerlöcher, keines der kleinen Kinder denen immer ein langer gelbgrüner Schleim aus mindestens einem Nasenloch hing ist je da reingesteigert. Stattdessen kletterte Horst immer irgendwo hoch und hat sich mindestens dreimal den Arm gebrochen. Immer lief Horst mit dem Arm in der Binde herum. Wenn Horst's Vater nach Hause kam durfte ich kein Klavier spielen da er Schicht schaffte und ein Nickerchen brauchte. Horst's Vater soff und hatte regelmäßige Wutanfälle. Horst war immer sehr dünn und später ist er sehr dick geworden und schon mehr als zehn Jahre tot.

Ich erinnere einen Moment wo ich starkes Mitgefühl mit meinen Eltern hatte, Papa war Maurer und mußte auch bei Schnee und Eis auf die Baustelle. Er klagte oft über kalte Hände, und Mutter, nicht gerade strickbegeistert, strickte ihm ein paar Handschuhe aus Wolle. Die nahm er eines Morgens, ich erinnere den Tag, ich sehe es quasi vor mir, ich war ja in alle Geheimnisse von Mutter eingeweiht, die Tage vorher, wo sie die Handschuhe strickte und ich nichts verraten sollte, also, früh an einem Dunklen Wintermorgen als Schnee liegt, macht sie also Papa ihre Überraschung und gibt ihm die gestrickten Handschuhe mit auf die Arbeit. Als er dann am Abend damit zurückkommt, präsentiert er Mutter die total zerlöcherten Handschuhe. Die halten poröse Hohlblocksteine schleppen einfach nicht aus. Mir raten beide so leid in dem Moment, Mutter wegen ihrer vergeblichen tagelangen Arbeit und Vater weil er weiter kalte Hände haben würde.