?  
  Hoch: [8]
Links: [4]Liste: [5]Rechts: [6]
Runter: [2]
Mitteilung von schmidt (7.12.2021 03:32:14):
morgen würde mama 85

sie hat sich immer scheiben von ganz schön rosa gebratenem Roastbeef gewünscht. davon hat sie sich immer wieder eine Scheibe pur stibizt und es mit etwas Pfeffer und salz zu einem Röllchen gerollt und es ohne Brot verdrückt. Babys muß man knuddeln sagte sie immer. mich muß sie so fest geknuddelt haben daß ich sie mit beiden Ärmchen von mir wegstieß, das hat sie oft erzählt und wirkte davon schmerzlich berührt. wenn schon ein Fastsäugling die Mutter von sich stößt. Ihre Brust die hatte ein ganz langes störrisches dickes schwarzes Haar, das hat sie immer behalten, ich habe auch die Milch verweigert so erzählt sie. ich habe später phantasiert das Haar hätte mich im Gesicht gekitzelt was mir das Trinken verlitt.

ich war hochmütig. Ich hätte erkennen können daß es Themen gab denen sie auswich. biographische details die sie anders bewertete. wie oft sagte sie, krieg du erst mal Kinder, dann reden wir weiter. Zumindest konnte sie dann wenigstens meine Geschwister als Redepartner gewinnen. natürlich verändert das. wäre ich nicht so stark eingeschüchtert worden, die Zukunft ist unvorhersagbar und atomgefährlich und die welt wird untergehen und kinder in eine solche welt zu setzen ist eine sünde, wäre ich auf diese geschichte die anscheinend jeder generation erzählt wird nicht hereingefallen und stattdessen ermuntert worden für Kinder, ich hätte viele haben wollen und ich wäre ein guter Vater gewesen und geworden. da bin ich mir ganz sicher.

alles ist anders geworden. aus dem Schüler für den Sitzenbleiben in der Schule die größte aller möglichen Katastrophen war, der kurz nach seinem achtzehnten Geburtstag die dreizehnjährige Schule mit dem Abitur verließ, sich anschließend vom Staat wirklich gezwungen fühlte etwas abzuleisten was er als völlige Zeitverschwendung ansah, zum Glück eine Freundin hatte, auch wenn sie ferne war, aber er konnte ihr jeden abend Briefe schreiben während die anderen zum Saufen gingen, ist ein Student geworden der in seiner Familie nicht den geringsten Rückhalt für sein selbst gewähltes Studienfach hatte, neben all den Akademikerkindern, ihnen aber einiges an Laborerfahrung vorraus hatte was ihm manches mal einen Sonderstatus bescherte, insbesondere in der Unfallverhütung hatte er ein Auge auf jede mögliche Gefahr, er wusste wie heimtückisch ein exothermer Verlauf sein kann, erst nur kleine Blasen, es passiert anscheinend wenig und dann ein leicht stärkeres Sprudeln, und dann innerhalb von drei Sekunden kocht die kupfergrüne Salpetersäure grün spritzend schäumend aus dem Kolben heraus, er hatte schon eine Anschauung derartiger Dinge erlebt. so wurde dann auch manches Mal Schmidt vorgeschickt wenn es eine unbekannte Sache mit möglicherweise heiklem Ausgang ineinanderzuschütten oder auch nur zu öffnen galt. meist aber führten seine Laborerfahrungen nur zu einer Erleichterung für den gesamten Kursus die zum beispiel einmal eine von Schmidt verbreitete, sehr verkürzte, von den Vorschriften völlig abweichende Analysenmethode anwandten die aber sehr exakte ergebnisse lieferte. Ich werde den verblüfften Blick des griechischen Laboraufsehers der hinten in seinem Kämmerlein saß nicht vergessen als etwa gut die Hälfte der gesamten Labormannschaft sich an jenem tag schon um die Mittagszeit mit exakt richtigen Analyseergebnissen für den ganzen tag verabschiedeten und den Nachmittag frei hatten. Ich war natürlich so eitel es dem Aufseher irgendwann zu erzählen, mit welch einfachem Trick man seine ausgegebenen Chemikalien quantitativ bestimmen konnte unter Umgehung der vorgeschriebenen Analyse, was dann zu einer Veränderung seines Ausgabeverhaltens führte. Im nächsten Kurs hätte dann die Methode Schmidt nicht mehr funktioniert. So wurden einige Veränderungen im Studienbetrieb erwirkt durch ein ungebührliches Verhalten. der rote trockene pulvrige Phosphor, der wovon auch weniger als Milligramme an Zündholzreibeflächen sich befinden um das Chlorat des Streichköpfchens zu entzünden, der wurde, nachdem Schmidt linsengroße mengen eines feucht angerührten Phosphor-Chlorat-Breis , der Phosphor stand offen im Schrank (die linsen wurden einzeln und vorsichtig getrocknet) in den Laufgang des Professors für physikalische Chemie vor seinen doppelten tafeln des mit dreihundert Studenten besetzten großen chemischen Hörsaals legte, mit dem effekt eines ordentlichen Knalls beim drüber laufen ohne jedoch eine Schuhsohle wirklich zu gefährden, also dieser im Schrank stehende Phosphor wurde danach mit einer paraffinähnlichen Flüssigkeit benetzt was ihn sofort für derartige kinderstreiche unbrauchbar macht. so habe ich eigentlich auch studentische Freiheiten der kommenden Studenten eingeschränkt was mir eher nicht gefiel. Der Professor blieb ungerührt als er von Knall und ordentlicher Dampfwolke kurz umgeben war und fuhr fort. nicht eine kleine Irritation war ihm anzumerken. Wahrscheinlich kannte er sich mir diesen Dingen ebenfalls aus. Nicht einmal die Studenten lachten, vielleicht ein paar, und wenn dann höchstens kurz. außerdem wohnte ich auf dem Campus die ersten beiden Jahre, im zweier Studi-apartment und wir fuhren immer mit dem Käfer zum Massa, ein Riesenmarkt in Bretzenheim und kauften regelmäßig neben vielem anderen vier Kasten Wasser die im Wagen standen zu je zwei gestapelt und unter diese Wasserkästen legten wir zwei hochteure Casetten für den Casettenrecorder die wir uns eigenlich gar nicht leisten konnten, die waren flach, die vielen reflexionen der zwei darüberstehenden Kästen Mineralwasser machten sie quasi unsichtbar von der seite und von oben, nur mit akribie hätte man etwas darunter vermuten können, und man wurde nie aufgefordert die Kästen aus dem Einkaufswagen zu heben und die Casetten gingen immer problemlos durch die Kasse. früher war stehlen eine richtige todsünde für mich, nach der Hochzeit war das ganz anders, plötzlich ging es ums Überleben mit wenig Geld fern der Familie, und sie sah das alles sehr locker und ich ließ mich anstecken und entwickelte dann diese fast todsichere Idee mit den Wasserkästen über den Technikskasetten. Irgendwas teures war es. auch ein Bruder kompensierte diese elendige Weltvorhersage, man könne in diese Welt keine Kinder setzen mit einem Umwurf seiner Moral zumindest was das Stehlen in Kaufhäusern betraf, wir fühlten uns auf eine weise vollkommen im recht, ich sage das so wie es war. und unsere Bekannten und Freunde fanden es auch alle völlig ok und erzählten uns ihre eigenen kleinen Betrügereien. sie klaute dann auch eine zeitlang som kleine setzkastenfiguren die überall in den Kaufhäusern einfach so herumstanden, es gab da eine welle mit diesem Kitsch und jeder hatte einen setzkasten zu hause, ich eher nicht, aber auf den Flohmärkten die wir einmal im Monat am Rheinufer mitmachten gingen die Dinger ganz wundervoll, sie schien auch keine Probleme zu haben bei Stadtbesuchen immer ein paar dieser Figuren in ihre Taschen zu stecken und wir fühlten uns wie ein über die runden kommendes verschworendes diebes und liebespaar. eines tages wurde sie eben erwischt und bekam eine anzeige, danach haben wir uns nichts mehr getraut. Ich glaub nicht das es eine größere Strafe gab, sie gab sofort zu die drei Miniaturobjekte im Wert von zusammen viielleicht zehn Mark gestohlen zu haben, wurde von den Beamten bis an die Haustür des Studentenwohnheims gebracht wohl weil noch irgendein Ausweispapier fehlte und war hinterher ganz zittrig, weil iin dem Kleinen apartment eigentlich ganz gut sichtbar auf einem Schränkchen noch eine Menge ganz ähnlicher Objekte herumstanden welche die Polizisten hätten wahrnehmen können. Zum Glück haben sie das entweder nicht gesehen oder nicht danach gefragt war sie fast den Tränen nahe. das war das ende unserer kleinen Diebeskarriere. Als nächstes gingen wir nur noch todsicheren Versicherungsbetrug an. aber das war dann schon ein paar Jahre später. wir kauften ein gebrauchtes Surfbrett für zwölfhundert und bequatschten den hippiemäßigen Geschäftsinhaber, wir fuhren extra in eine weiter entfernte Stadt dazu, Darmstadt, wir bräuchten aber eine Quittung für das neue Mistral Kailua, das Zwovier kostete, sonst würde unser Onkel, so wir, der nur alleine das Surfbrett beazhlen wollte und kein Zubehör, uns nicht das nötige Geld geben, weil ja noch der Dachständer, das zertifizierte von der versicherung anerkannte Schloß usw, dazukäme. Ich hatte tatsächlich die Versicherungsbedingungen bei Diebstahl von Surfbrettern in Urlaubsländern exakt studiert und alles beschafft was vorgeschrieben war. das war in der Hauptsache ein zertifizierter stabiler Dachträger, Thule hieß der, und ein bestimmtes Schloß. nunja, das ergebnis, das kailua gab es ja nie, wie fuhren mit unserem gebrauchten brett und der nötigen Verschlußtechnik nach Nizza, mit schon vorher aufgesägtem Schloss, stellten das Auto mit dem Surfbrett auf einen parkplatz der angeblich auch überwacht wird aber wo weit und breit keiner zu sehen war und setzten mit der Fähre zu einer Rundfahrt über mehrere Stunden an. Bei der Rückkehr zeigten wir den Diebstahl unseres neuen Surfbrettes bei der polizei in Nizza an, sagten, das olle Ding, das haben sie uns dagelassen, ich zeigte das zersägte Schloss vor, und wir hatten nun das letzte Dokument das die Versicherung wollte. Das lief dann auch ganz glatt ab. Ein Paar Wochen Später hatte ich zweitausendvierhundert mark auf meinem Konto ohne ein Murren der Versicherung und unser Sommerurlaub war aus den roten zahlen. viele solche Aktionen gab es nicht. einmal noch, als ich schon pleite war, wollte ich mein neues Alurad von Kettler für siebenhundert stehlen lassen, hab dann aber zeitgleich mit dem Verfolgungswahn begonnen und sah in jeder handlung Verrat und überall spitzel und hab dann zwar das rad schon dem Dieb übergeben der es auch nicht mehr hergab, er konnte es auch gebrauchen und ich hatte es ihm versprochen, aber der versicherung hab ich es nicht mehr gemeldet. Meine Selbstsicherheit im Betrügen war verschwunden, der bravere Matthias bis achtzehn und länger, der gewann wieder wirklich in einem anfall von panik die Oberhand, was war nur aus mir geworden. ich flüsterte auch nur noch, zog mich zurück, sie war schon ausgezogen, ich hatte noch eine anstellung aber die lief in einem jahr aus, ich verlotterte zusehends, hielt die fassade lange aufrecht, experimentierte mit dem und das, stellte dieses und jenes her, ich war ja bisher neimals alleine, welche freiheit, ein wochenende, ich begann den nietsche, erscghrak gangz gnz fürchterlich vor dem was er schrieb und meinte trotzdem da het er ja recht, und ich wurde immer kleiner, immer zurechgestutzter, ich war gar nicht würdig kinder zu bekommen nach nietzsche, ich erfüllte keine seiner voraussetzungen, der hielt mir die prdigten meiner eltern nur in einer wirklich ausgefeilten und sehr scharfen form, und ich wollte trost, trost das sie weg war das mein leben kaputt, und jürgen hieß er zu allem überfluss, ich hör noch, ich hab noch im ohr ihr verkniffenes und leises jügn wenn er anrief, und er rief oft an, und irgendwann machte sie wohl mit ihm ihre pläne ohne das mir das gleich gewahr wurde. er war ja bis zum ende gast in der Familie, nur schien ich ganz gegen ende dann wohl der beiden gast in meiner eigenen wohnung gewesen zu sein. und das war wirklich ein sehr unruhiges gefühl, jemand so wortlos, so unausgesprochen zu verlieren mit dem man jede mögliche sekunde zuvor über jahre verbracht hat. ich hatte damals niemandem zum drüber reden. ich hab mich versteckt und lange so getan als wäre alles in Ordnung. In Wahrheit habe ich in dieser zeit mehrfach Chloroform konsumiert, mit dem Kiffen angefangen und angefangen richtig mit Absicht Alkohol zu trinken. Und trotzdem habe ich noch gut funktioniert. und keiner in der Familie hat auch nur das geringste bemerkt. Ja, es gab einmal einen Besuch, da war ich völlig anders als sonst, eben kein Gastgeber mehr, und schön daß ihr da seid, da war ich nur unwirsch und dachte, ich hab das recht dazu und da haben sie sich riesig gesort, ihr immer gut gelaunter Bruder, jetzt so, da hat er mit mir sich an die Badewanne gesetzt und ich sollte mich ins kalte wasser legen und zwanzig Minuten am stückatmend darin verbleiben. irgendeine technik zum runterkommen. ich war unterkühlt und hab gezittert, ich kannte das, als kleiner Bube blieb ich jedesmal solange im schwimmbadwasser bis ich mir vor kauter zittern des Kiefers fast auf die Lippen biss und der ganze Körper blau angelaufen war. aber in diesem zustand aß ich nun mal das einzige was sich unsere Mutter für uns leisten konnte im Eltviller Schwimmbad, eine scheibe Graubrot zu zehn Pfennige. An die Würste zu einer mark mit senf war neimals auch nur zu denken, manchmal aber gab es ein cremiges Softeis zu dreissig Pfennige, das war ein Höhepunkt, und nach dem Blau aus dem wasser kommen, ich kann nur sagen, nie hat mir als Kind eine trockene scheibe Graubrot besser geschmeckt als dort.