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Mitteilung von Die orgelspielerin von walluf (9.8.2022 14:37:51):
Schmidt

Die Orgelspilerein von Walluf erschien mir alt obwohl sie eine wahrscheinlich noch junge Frau war. Das lag vermutlich daran wie ihr langes Haar hinten am Kopf zusammengesteckt war. das ähnelte nämlich dem von der ganz alten Frau Krak. man sagt wohl Dutt. Ich weiß nicht genau. Aber eines erinnere ich ganz genau, sie zog die träge Masse hinter sich her beim Kirchengesang, sie war konsequent und beständig ziehend einen viertel fünftel oder sechstel ton takt voraus mit der melodie so daß es mir immer wie ein schrecklich zäher Honig vorkam, diese nicht im Takt mit dem gesang sich befindliche Orgelstimme und jener zähe Massengesang der zusammenzukleben schien und durch nichts zu beschleunigen oder auf den Punkt zu bringen, nichts schien ihn zu steuern alleine das sofortige Hinterhersingen der sie ziehenden Orgel, ein Gesamtritual welches sich wöchentlich ereignete und ich nahm mir eines um das andere Mal vor dieses eine Mal wenigstens verstehen zu wollen was dieser verkleidete dicke Typ da vorne all den Andächtigen eigentlich erzählt und hab es nicht geschafft , ich hab es nicht geschafft auch nur einen einzigen zusammenhängenden sinnvollen satz dazu schreiben zu können was dieser typ eigentlich je gesagt hat. Und mir scheint ich habe diese Übung im Erwachsenealter lange fortgesetzt, verstehen zu wollen was irgendwelche Typen sagen und es interessiert mich nun nicht mehr. Ich weß jetzt das sie nichts zu sagen haben. Aber das reden gut tut. Ich will auch nicht reden. Es gibt im Grunde nichts zu reden. Hunde beweisen das immer wieder. Ich wollte nicht scherzen. Manchmal entschlüpft es mir. Mutters Art. Sie wollte auch mal lachen dürfen. Soviele feine Frauen waren mit ihr befreundet am Ende. Und so wenige zu Beginn. Mir ist das mit der orgelspielerin eingefallen weil ich als angehender Pianist natürlich eifersüchtig jeden anscheiend besseren kalvierspieler im dorf beobachtete wozu ich jede Dame an der orgel ansah. Sie war nicht unhübsch, ging in meiner betrachtung noch gerade so durch mit sogar positiver tendenz mittelgut sein zu können, mir gings auf dem gymnasium auch nicht besser, leberhaken ungesühnte bei versuch der Kontaktaufnahme verbal, jungs sind so, vor allem andere, jedenfalls schien mir die Orgelspilerein als viel viel zu alt für mich, ich sah fast eine alte frau in ihr dabei war sie bestimmt erst zwischen zwanzig und dreissig aber ich war vielleicht Zwölf, aber ich beurteilte sie schon als passend oder nicht, gewünscht oder nicht, als partnerin freundin ältere schwester sexuell, das ist mir irgendwie entfallen, aber ich glaube eher schon, ihr gesicht war nicht unhübsch, etwas langweilig vielleicht, aber wer weiß was dahinter schlummert, nicht kirchlich, jedenfalls regte mich das vor dem Chor gespiele , was wohl genau so sein muß wie ich erst viel später verstand, auf, ich fand es nicht richtig das publikum so zu zerren, ich, einer der eher dem publikum raum zur entfaltung all seiner Melodieschätze gebe und hinterher spiele und warte bis das Publikum Töne findet, ja, unter mir käme es wiederholt zu Publikumsersterben, zum ersterben jeden Tons, allein ein wildes ohhh und ahh, wäre noch aus ecken des Cjores zu hören, echte lautäußerungen, wie geht es denn antwortend vor Gott alle diese Lügenbrut in die Hölle zum letzten schampus zu schicken während zumindest ein Großteil der Bevölkerung noch Zugang zu omegadreireichem Heringsfett habe. Ich betrachtete sie als eine meiner Lieben. Diese bestimmt doppelt so alte Frau. Sie tat ihre Arbeit an der Orgel und ging wieder ohne das ich Kontakt bemerkt hätte zu dem Kirchenvolk.