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Mitteilung von BwZKhKoII (18.8.2022 16:23:40):
betr. Schmidt 142/2 142/1 1978

Ich hatte den Stoff genommen und geschluckt und saß im Zimmer mit acht Betten im Bett vorne links am Fenster. Einer hörte Radio. Ich hatte viel über die Substanz gelesen und war in Erwartung alles Unmögliche zu erleben und mir gleichzeitig immer wieder aufzusagen, ich liege hier in einem Krankenhausbett bewacht von sieben Anderen und es kann nichts Außergewöhnliches geschehen, alles was geschieht wird nur vor meinem inneren Auge geschehen. Einer der Insassen wußte zudem Bescheid über meine Einnahme, von ihm stammte die Substanz. Am Wochenende war das Krankenhaus unbewacht und es gab keine Behandlungen und so fuhren nicht wenige freitag abends weg und kamen sonntag nacht wieder zurück, das fiel nicht auf. Und so kam die Substanz ins Krankenhaus. Ich hatte darüber geredet, er sagte, das kann ich besorgen, ich stimmte zu, das wars. Ich ließ mir später noch einmal etwas besorgen, zwei Sternchen, die nahm ich mit a. im Wiesbadener Schwimmbad und wir waren Dauergast beim Einkauf von weißen Zucklerschaummäusen bei einer alten Frau am Kiosk die ein reichlich zerfurchtes knollenähnliches Gesicht hatte und alle halbe Stunde ein verliebt turtelndes Päärchen zu Gesicht bekam das zwei weitere weiße Mäuse kaufte. Beim ersten Mal, im Krankenhaus also, geschah weit weniger als ich erwartet hatte im schlimmsten Falle rechnete ich mit realistischen rosa Elephanten durch die Flure laufen, doch ich sah nur das der lange Linoleumflurboden der Station sich ein ganz klein wenig neigte, daß er im Grunde völlig schief war und abwärts ging und daß die Schwester die zehn meter weiter vor mir lief wirklich genau wie eine Ente watschelte, was mir wirklich sehr auffiel und ich ein lautes lachen das herausplatzen wollte zurückhielt. Ich kann also noch zumindest so tun als sei ich normal sagte ich innerlich zu mir und war beruhigt, auch wenn innen was völlig anderes abgeht, das kannst du ja echt keinem Mensch erklären, die verschobene Optik, die Überspitzung des gesehenen, als ich im Bett saß und also auf neue Empfindungen wartete bekam ich zum ersten Mal das radio den nachbarn mit, der hörte immer und nur SWR3 und das war nie so mein Sender, ich hörte mehr Klavier oder Gespräche wenn es sowas gab, ich hörte selten radio ich hatte zu Hause auch kein radio, ich hatte einen Plattenspieler, ich wartete also auf Empfindungen und hörte diese Radio, und zwischen den einzelnen Liedern spricht immer mal jemand kurz irgendwas, sagt irgendetwas und da hab ich mal hingehört, mich hat das nir interessiert, und ich höre hin und der redet ein ven völligen völligen Unsinn, der radiosprecher, und ich denke, aber ich sitz doch hier völlig klar und höre auch ganz deutlich was der da im Radio redet, und trotzdem er redet völlig unzusammenhängenden Quatsch, und ich verstehe kein Wort, muß aber lachen, weil mir das irgendwie sinnbildlich vorkam, was redet solch ein Radiosprecher schon, außer eine schöne Stimme, eine schöne Satzmelodie zu haben, die Anregungen der Mädchen durch männliche Sprecher geschehen doch nicht auf Inhaltsebene des gesprochenen wortes so dachte ich noch, aber ich will auf jeden Fall mal eine Freundin die auf den Inhalt Wert legt und nicht auf die Stimme eines geschulten Sprechers hereinfällt der wahrscheinlich, nein, auch da gibt es natürlich Kluge, dann bin ich nur eifersüchtig keine schöne Stimme zu haben, jedenfalls erschrak und belustigte mich dieses Radiounsinnhören, es geschah genau so, und auch das konnte ich natürlich niemandem mitteilen, ich wußte ja, der redet was, was die anderen alle verstehen, nur ich bin hier derjenige der nix versteht, aber erklär das denen mal, das können die nicht wirklich verstehen, ich verstehe es ja selbst nicht, das ist also die Substanz dachte ich, verwirrt das hören, und der Flur wird schräge und die Schwestern werden zu watschelnden Gänsen. Und sie schnattern. Das war das nächste. Du hörst ja bei offener Zimmertür Stimmen im Flur, und wenn du dich diesem Gelausche ganz hingibst, dann wird es zu einem gegackerten Konzert, ja, es ist ein regelrechtes wie ein choreografiertes konzert, mal ruft ein Doktorbariton kurz und laut dazwischen, kommt die Drei jetzt auf die Sieben, dann ein Gegacker und geschnatter wie von Enten und Gänsen, eine helle stimme, ist unterwegs, das Geschnatter wird leiser, ein Kichern erhellt die fast eingetretene Stille und du denkst, das ist wahrhaft schöner als jedes schauspiel, du bist Zeuge eines natürlichen konzerts wie es an allen Arbeitsstellen auftritt, und erklär das mal den Zimmergenossen, das alles hier ein Konzert ist mit schiefen Gängen und watschelnden kichernden Enten und Gänsen und dazwischenrufenden Baritonen und das im radio nur Unsinn erzählt wird, erklär denen das mal, die werden eher sagen, du spinnst ja, und das willst du ja nicht. Also mußt du mit deiner inneren Wahrheit leben erklärte mir der Psychiaterpsyschologe Brandt am Brandt in mainz Heller keller Marc Hindenburg und ich dachte, ich werde das hinkriegen das zu erklären, ich werde das hinkriegen. Ich werde es eines tages schaffen das ganz genau zu erklären.