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Mitteilung von matthias (19.8.2022 01:17:10):
Ich warte auf mein Brot

Ich habe Teig gemacht. Aus 350 Gramm 550er Mehl und 263 Milliliter warmem Wasser, einem Schuß Olivenöl, einem Päckchen Trockenhefe, drei Prisen Salz und sieben entkernten schwarzen Oliven. Ich benutze dafür eine rechteckige etwas höhere Glasform aus Pyrexglas die ich normalerweise mit etwas Butter innen einfette. Ich warte nun darauf, nachdem der Teig einmal gut gegangen ist und ich ihn noch einmal mit etwas Mehl zusammengeknetet habe, er ist sehr zart und empfindlich, nun ist er wieder ein wenig aufgegangen, in der Form liegend, die er ungegangen nur knapp halb ausfüllt, gegangen aber ganz und etwas sogar über den Rand ragt. Das stelle ich dann bei zweihundert Grad für zwanzig Minuten und dann bei hundertsechzig nochmal für eine halbe Stunde und dann lass ich das Brot im Ofen und schalte den Ofen aus. Das schmeckt auch besser als das gekaufte Toastbrot. Aber jetzt ist der Teig erst bei zwei Drittel der Höhe der Form angekommen. Und solch ein Teig mit Trockenhefe und ohne Zucker, der geht echt langsam. Also muß ich warten. Weil über Nacht würde der teig natürlich überquillen, überquellen, das muß heute nacht noch gebacken werden, dann riecht es auch so gut wenn ich ins bett gehe wie nach frischem Brot, ich mag das sehr und sogar am nächsten Morgen riecht man es noch. Ich hab auch noch Butter Schinken und eier und Tomaten und sechs kleine Fleischwürstchen und ein altes Eck Camenbert und zwei Scheiben Emmentaler und ein drittel Glas Gurken, nein, Gurkengläser hab ich mindestens noch eines im Keller, und eingefrorenen kabeljau, filet fast mit ohne nie gräten nur selten spitz, also da hab ich noch sechse zu je zweihundert Gramm, das ist toll, das mag ich, und kartoffeln und Nudeln und Öl und Tomatensöse, und Klopapier hab ich auch noch, ja gar Champagner, bestimmt eine Flasche, oder hab ich die schon wieder verschenkt. Und einen Martini und einen Chateauneuf du pape oder irgendsowas Ähnliches, der Wird älter als ihm guttut in meinem kellerregal, und ein 0.25 Bier hab ich und Pgfefferkörner schwarz und weiß mehrere hundert Gramm und Lorbeerblätter und Muskatnüsse und eingelegte Sardellen und eingelegte kapern und spanische Muscheln im sauren Sud in der Dose und spanischen Calamare im Ölsud in kleinen Dosen und Speisesalz und Essig hab ich und Markknochen und Gänseschmalz und kalbsfüße hab ich, und wie ein Bandgenerator funktioniert hab ich, und eingelegte grüne sehr scharfe Schilischoten in sehr scharfer Brühe hab ich, da reicht ein Schluck und der gesamte Mund brennt höllisch, bestimmt desinfiziert das, sogar einen kleinen rest wasserstoffperoxyd, zehn prozent aus der französischen Apotheke hab ich, ein paar Tropfen davon in einen schluck wasser und um die Zähne und das zahnfleisch spülen lassen, bewegen im Mundraum, zehn zwanzig Sekunden und ausspucken, das ist gut bei keinen wehwehchen und hinterlässt einen sehr typischen Geschmack im Mund der fast sich frisch anfühlt, ein wenig sauberer jedenfalls, also das hab ich noch ein paar Tropfen in der Flasche und bin sehr sparsam damit, das muß ich in Frankreich nachkaufen, diese praktische Tropfflasche mit hundert Milliliter. Und meinen kleinen Kanonenstaubsauger, das war überhaupt der genialste Einkauf der letzten ein kleiner Staubsauger, nix für die Wohnung, aber super für Motten, keine Motte die irgendwo hockt hat mehr eine Chance und dunkle Flecken an der tapete vom Totschlagen hats auch keine Mehr, so Motten haben ja so viel dunkles Pulver im Pelzkleid, die haben auch ein sehr ausgeprägtes territorialverhalten, da bin ich mir sehr sicher, ich habe das viellfach beobachtet. Gehst du genau an jener Stelle vorbei kommen sie fast wie um dich zu begrüßen und flattern jedenfalls sichtbar kurz in dein gesichtsfeld und dann vollführen sie einen völlig irren tanz der es selbst einer Wärmesensorrakete schwer machen würden dieses irre torkelnde Ding mit den Händen zu klatschen, mal gelingt es, dann sofort den dunklen Staub mit Seife gut abwaschen, und die anderen Motten die merken das, immer wieder kommt eine nach aus ihren heimlichen Unterkünften in meiner überall ausliegenden Wolle und hockt sich an die stellen ihrer tiotgeschlagenen Vorgängerin. Das ist schon seltsam zu bemerken, das ist tatsächlich so. Motten halten strategische Punkte der ganzen Wohnung besetzt, bemerken jede bewegung von Großtieren darin und zeigen diese durch heftiges Flattern an und ersetzen geafllene soldaten auf der Stelle. Der Teig hat die Oberkante der Form erreicht. Ich schalte den ofen an. Ich muß pinkeln. Bis der Ofen zweihundert Grad hat wird es ein klein wenig dauern. Ich bin sehr froh daß ich einen solchen Ofen habe. Einen elektrischen Backofen mit Innenlicht. Diese Lämpchen, die halten ja viel länger als diese neuen Glühbirnen. Die hab ich in den zwanzig Jahren erst ein Mal getauscht. Ihn im Sommer zu betreiben vermeide ich so gut es geht, im Winter aber ist mir seine abgestrahlte Wärme sehr recht, ich hatte einige winter mit zwölf dreizehn Grad in der Küche, gar auch zehn, für jemanden mit einem guten Kreislaufsystem ist das fast Hochsommer, für einen Grönländer sowieso, und früher hat mich so etwas gar nicht gejuckt, da hätt ich bei frieren ein paar kniebeugen gemacht, aber heute ist das alles etwas anders. Ich bin empfindlich geworden. Sehr empfindlich, rein körperlich. Bald werde ich das Brot in den ofen schieben, die Zeituhr auf zwanzig Minuten setzen, mir eine weiter halbe zigarette mit einstreu drehen und zusehen was das fernsehen mir zu sagen hat. Weil ich nur im Fernsehzimmer rauche. Und weil in der Küche das radio steht. Eigentlich höre ich lieber radio. Aber in der Küche will ich nicht rauchen. Da will ich daß es nach frisch gebackenem brot oder nach Gulasch riecht. Oder Fisch. Eine Küche die nicht nach essen riecht, in der wird nicht gekocht. Und kochen ist eine meiner hauptablenkungen um nichts schädlicheres zu tun. also koche ich auch immer besonders langsam und bin dabei sehr sorgfältig und lege mir immer alles genau zurecht. So war ich zuvor gar nicht, eher ein wenig chaotisch. Aber wenn man die zeit zu bewältigen hat wird man so vielleicht aus einem Spiel- und perfektionstrieb heraus. ich erstelle auch immer ganz genaue Arbeits und zeitpläne für und bei der jeweiligen herstellung eines gerichtes. Jetzt zum Beispiel kann das Brot in den ofen. es hat Klack gemacht. Die Temperatur zum krustig werden ist erreicht.