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Mitteilung von schmitt (1.2.2023 12:31:33):
es gibt ja keinen letzten satz

diese reise ist im Grunde genommen endlos wie die Literatur. Ich hatte das früh bemerkt das in meinem Kopf eine Erzählmaschine läuft. Ganz leise und im Hintergrund war sie ständig am laufen und wollte niemals aufhören, selbst wenn der Pfarrer in der kirche seinen monologen Sermon herunterbetete und in momotonem Singsang vortrug, hörte mein inneres Sprechen nicht auf, was erzählt dieser mensch da vor all den leuten fragte ich mich und gab mir Mühe es zu verstehen doch es gelang mir nie, gut, die kleinen rührseeligen Geschichten, der böse und verstoßene Bruder kehrt nach Wanderschaft nach Hause zurück und wird vom Vater nun plötzlich mehr geliebt als der der zu Hause blieb und die ganze Zeit bei Vater war, ungerechtigkeiten kommen also auch schon in der Bibel vor und Geschwisterbevorzugung. Mutter war da ganz offen mit. Sie sagte ganz offen, den hab ich viel lieber als euch. Ich weiß es nicht was das mit mir machte. ich war seelisch ein wenig abgehärtet aber trotzdem sehr empfindlich. Meine Empfindlichkeiten brachen meist mit verspätung nach Bemerkungen aus als ich sie noch einmal durchkaute, ein Wortwiederkäuer war ich also. Ich wollte zu meinem inneren Film. Der war ständig vorhanden. Ständig redete es in mir. Mir war völlig klar daß ich das bin der da redet und zwar ich gebe Antwort auf alle die Unverschämtheiten die mir im Laufe des tages begegnet sind. Solange im Stockbett untendrunter ein kleiner Bruder schlief war alles zumindest am Abend in ordnung. Ich hatte jemanden dem ich erzählen konnte, auch wenn ich sein wachsein nie durch eine Antwort seinerseuts erfuhr sondern nur vorsichtig zwischen den Erzählsträngen leise, wie wenn ich ihn wecken könnte, frage, schläfst du schon, worauf er entweder nicht oder mit einem Laut antwortete, ein Laut der mich erleichtert aufatmen ließ, bis hier also hatte er wohl zugehört und ich konnte auch noch fortfahren. Auf die Idee, daß lediglich eine erzähelnde Stimme, ganz gleich welcher Inhalt, beruhigend wirkt, kam ich nicht. Ich dachte immer, er hört meiner ganzen frei erfundenen Geschichte zu und ich fabulierte jeden Abend. Es fiel mir ja nicht schwer. Denn wenn ich die Augen schloß begann die geschichte wie von ganz alleine abzulaufen. ich sah und hörte Dinge, also jetzt nicht wirklich, nicht daß Sie mich für verrückt halten, aber wenn man in die Stille hineinhorcht, irgendwer redet doch immer irgendwo im Hintergrund im Hinterstübchen des gehirns und es muß nur leise genug sein (selbst das Leise Atemgeräusch kann schon stören beim Horchen und man braucht eine sehr freie nase um gut horchen zu können) damit man die Stimmen in seinem Kopf deutlich hören kann. Ich glaube, das ist bei allen menschen so, die meisten aber wollen diese stimmen in ihrem Kopf aber nicht oder nur selten wahrnehmen. Das ist vielleicht auch was der Pfarrer erzählt hat, es gäbe in uns noch eine andere Stimme. Er hat natürlich Unrecht, denn es ist immer nur meine eigene Stimme gewesen in meinem Kopf, ich will sagen, ich habe zwar auch die Stimmen anderer gehört und was sei sagten, aber ich habe diesen leuten im Traum dann geantwortet, und wie ich geantwortet habe, das hättet ihr mal sehen sollen, alles was mir im normalen wachen leben fehlte, Schlagfertigkeit, Brillianz, Schärfe, Eindeutigkeit, eine klare meinung, ein deutliches Wort, alles das schleuderte ich diesen vermeintlichen Leuten gegen die Stirn und ins Gesicht und kuckte mir ihre blöden Gesichter an, ich, ja, ich hatte geantwortet, ich hatte es ihnen gegeben, ihnen die nur blödes zeug von sich geben und dabei sogar noch die Mädchen mit beeindrucken können, diese dummen gänse die auf so welche hereinfallen, die kann ja also gar nichts für dich sein, so Mutter, die ist doch viel zu dumm für dich, aber sie ist so hübsch dachte ich insgeheim, wie kann man nur so hübsch sein und dabei so dumm grübelte ich wirklich lange als Kind, das wollte mir nicht in den Kopf.