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Mitteilung von matthias (19.5.2023 02:38:42):
abstand nehmen

ich möchte jetzt einmal versuchen abstand zu nehmen. abstand von mir. was also sieht man hier. Es ist eine Schlafsiedlung. Die Häuser stehen eng aneinander. Von den verschiedenen Balkonen kann man sich ohne groß rufen zu müssen unterhalten. Die Bauweise ist sehr gemischt. Hier an meiner Ecke scheinen sich verschiedene Baustile zu kreuzen. Unterhalb lange Gärten hintenraus und vorne kleine Häuser. Oberhalb dichte Bebauung mit kleinen einander zugewandten Gärten. Am Anfang meiner Wohnzeit war vor dem Haus noch ein weiterer großer Garten mit Blick auf drei Birken auf denen immer Elstern nisteten, diese Sauviescher die Singvögeln die Nester ausrauben. Hier die Geräte- und Fahrzeughalle, darüber ein Kleiner Versammlungsraum obendrüber mein Museum eines bastlers, meine Behausung, gegenüber die große Versammlungshalle und Sporthalle. ein Hinterhof. Eine langgestreckte Feuerwehrzufahrt ohne das zwei Autos nebeneinander passen hinter dem Haus ein Spielplatz, ein Gemeindehaus, die Kirche, ein Kindergarten. Weinberge rundum und ein paar Wiesen mit Kirschbäumen. Ein Hühnerzuchtverein. Edle Rassen. ein ganz gut geführtes Restaurant. eine Bushaltestelle nach schwalbach und Wiesbaden. ein friseur. vorher war der Brötchenladen mit ein paar Konserven.

was ist. da wohnt ein Mann. Ein NACHBAR. DER HAT SCHON IMMER EINEN OFFENEN BRIEFKASTEN. DEr verliert alle Schlüssel. der verträgt auch kein gebiimmel an der Tür oder eine Sprechanlage. Man geht hinein und wenn kein Riegel innen ist ist offen und wenn ein Riegel ist soll nicht gestört werden.

Rufen hat keinen Zweck weil der Mann nicht anwortet. Er kann antworten aber er will nicht antworten. Man hat seine Antworten schon einmal falsch ausgelegt. Und das hatte Konsequenzen. Der Mann will seine Ruhe. Dabei macht er selbst manchmal sehr viel Lärm, er spielt kakaphonische bis melodiöse Lieder auz zwei fensterfronen hinaus in die dichtbebaute Öffentlichkeit und ist bis auf den Kinderspielplatz zu hören.

Manchmal bildet der Mann sich irgendeine Reaktion aus der lärmenden Kinderschaar ein. Mehr aber noch nimmt er an, daß da Erwachsene am Werk waren die den Kindern sagte, hört mal alle kurz zu und wartet bis zum Ende und dann ruft einer laut nochmal, nochmal, oder weiter, weiter, nur einmal, aber so laut ihr könnt. Und mal sehen was dann passiert. ich hab das natürlich sofort gehört und weiter gespielt. Und egal ob ich das jetzt entwerte weil es eine Inszenierung war oder ob es tatsächlich spontan sich so ergeben hat was ich ehrlich für etwas unwahrscheinlich halte (gut manchmal hab ich auch schon wirklich gut gespielet), aber trotzdem, Kinder mit Musik vom Tollen und Spielen abzuhalten, aus einem etwas ferneren Fenster ist doch wahrlich unwahrscheinlich. Ich hab es aber so empfunden in jenen Momenten und es hat mir richtig gutgetan. Wahrgenommen worden zu sein.

Es laufen auch wieder mehr leute und Kinder und Kinder mit Eltern quer schlendernd über den Hof, natürlich bilde ich mir ein sie wählen diese kleine Abkürzung die für Füßgängerverkehr eigentlich nicht freigegeben ist woran sich aber seit mehr als zwanzig jahren kein mensch hält, nebenan gibt es gleich zehn Meter weiter eine enge Gasse, die ist halt echt eng, und wenn da zwei aneinander vorbei müssen dann stellen sie sich beide quer. So gehen viele seit immer über den Hof. achso, wegen ich bilde mir ein, natürlich das die eine kleine Passage Klavier aufschnappen wollen.


Ich wollte doch absehen von mir.
Was ist das für ein Junge. Was ist aus dem Jungen geworden. Er war doch so gut in der Volksschule. Nur Einsen. Die perfekte Schönschrift im Heimatkundeheft, direkt druckreif. Was ist dann geschehen mit dem Übergang auf das französischsprachige Gymnasium in Wiesbaden?. Gleichzeitig fand ja auch ein Umzug in ein wesentlich komfortableres haus statt. Wie ist es passiert daß dieser Schüler plötzlich sich nicht mehr konzentrieren konnte, ja nicht einmal mehr still sitzen, nicht zuhören konnte, das er eine völlig verkrakelte schrift bekam, das es in allen Fächern auf eine quasi vier Minus, also überall nicht einmal ein volles ausreichend bekam, das er maulfaul wurde, gut, der spott der anderen von dem dialekt, aber früher, da war er ein mutiger, ja aufbrausender Junge, hatte ihn einzig und allein diese neue Stadt und all die neuen Schüler diesen duckmäuserhaften Stillstand ja fast wie eine Apathie bescheert.

Ich muß ja absehen. Der Junge hatte sehr früh Verantwortung und mußte viel im Haushalt helfen. Er hatte feste Aufgaben und es konnte immer eine extraaufgabe dazu kommen. Das wurde als völlig selbstverständlich angesehen und auch nie in Frage gestellt. Außer im Vergleich später mit dann herangewachsenen Geschwistern wurde schon ab und zu die Gerechtigskeitsfrage gestellt die aber scharf zurückgewiesen wurde, schließlich sei ich immer noch der Ältere und das Arbgument daß ich auch im Alter meiner geschwister schon..., verfing überhaupt nicht, das ging dann mit Basta, und ich könne das sowieso am besten, und irgendwann bemerkte ich auch an kleinen Blicken der Jüngeren daß sie sich sehr wohl fähig hielten derart kleine Arbeiten zu erledigen aber für die Schützenhilfre von oben die mir ganz alleine das zuschanzte innerlich sichtbar dankbar waren. Ich dachte nur, kuck mal an, die kapiern das sehr gut.

ich sollte absehen von mir. also, der, der ich nicht bin hat sich alleine hockend in alten Stahlbunkern mit einem Schraubendeckelgläßchen Terpentin, echtem aromatischen Terpentin vergnügt indem er vor sich ein winzige runde Feuerstelle entfacht hat und solange es brannte in die Flamme starrte und nur eines mußte sein, daß ich mich sicher fühle in meinem Versteck, das kein Erwachsener aufkreuzte. Zu meiner Kinderzeit fühlten sich meist noch fast alle Erwachsenen die man zufällig auf der Straße traf, wenn man sich irgendwie seltsam benahm, also wie gesammelte Chinaknaller durchbrechen und das Pulver in eine Streichholzschachtel herauspulen auf der Bank des Kinderspielplatzes, dazu berufen dich zur Rede zu stellen und zu fragen warum du das machst und was du da eigentlich machst. Ich hatte für derartige unverschämte Übergriffe in mein Privatleben immer die richtigen Antworten, auch Erwachsenen gegenüber, und gerade denen, denen konnte man viel erzählen und sie mussten es glauben weil die allermeisten eh strohdumm waren, Wir sammeln das Pulver und lösen es in Wasser auf, der Schwefel und die Kohle schwimmen oben auf dem wasser, da trennen wir das ab, das ist gut für Ameisen im Keller, und den Salpeter der sich im Wasser löst, den machen wir zu einem kleinen Teil in die Wurst und mit dem Rest machen wir Düngeexperimente, manches soll da besser wachsen, vielleicht Kräuter, das die saftiger und grüner werden. Vielleicht ist es auch zum Gurgeln gut, aber das hab ich nicht ausprobiert. Ich konnte Erwachsene so lange mit Fachausdrücken und weiterem Wissen bequatschen, also die normalen Erwachsenen, damals waren noch nicht so viele Schlaue unterwegs oder in den Geschäften, ich sah sofort, den kann ich bequatschen, ich wußte das nach ein paar Blicken oder nur wenigen kurzen Sätzen, das ist mir alles ganz weit weg, wie verloren gegangen. ich hatte doch mal Fähigkeiten. Ich konnte miene interessen doch mal durchsetzen mit Tricks und Charme. Wo ist das geblieben. ist es nur mein immer hässlicheres gesicht. ich schließe nicht mal aus das kann der grund sein., und dann die wenig einladende Stimme, man urteilt ja doch viel anhand dieser kriterien, ich hätte es nur mit einer Knalleridee die wirklich jeden überzeugt, was hab ich für erfindungen alles aufgeschrieben, alles bei tageslicht schrott, alles schrott, bei nacht ist es die idee, und dann,

abstand nehmen von alle dem was bin ich noch ein gefäßaustritt ein hirngefuchtelter ohne beweise, ein gelassner ohne garantien, ein täglich fürchtenmüssender herausgeholt und nicht weis wohin neurotiker, einmal etwas zurücktreten, wie wunder voll früher wäre ich bei diesem sonnenschein hinaus in den schönen frühlingswind, nicht hätte mich da aufgehalten, das waren mit die schönsten tage im Jahr, ein warmer aber nicht heißer und sonniger Frühlingstag und wind, das liebe ich wie nichts, und dann laufen mit dem Wind im Rücken oder im Gesicht und alles riecht und rauscht. das ich heute nicht draußen war ist ein deutliches zeichen das sich etwas in meinem Antrieb verändert hat.

ich bin zu nichts mehr zu begeistern. Immer nur denke ich schon am Morgen an mein nächsten Schlafengehen in meinem Bett mit meiner Decke. Ich habe mich in diese winzige Welt zurückgezogen. Man sieht mich manchmal wochenlang nicht draußen, was früher jeden einzelnen Tag war, Ich lebe von einem Piseln zum Nächsten. Ein Einkauf ist eine kleine zwar immer noch abenteuerliche aber schon eine kleine Weltreise. Das Lauftempo ist stark verlangsamt. Bergab geht es ganz gut. Was bin ich hier. Welche Aufgaben habe ich zu erfüllen. Hat man je etwas vor mir erwartet. Wird das noch schlimmer werden. Ja ganz sicher. denn es ist ja seit längerem schon nicht besser geworden. da heilt nichts mehr. da kann man nur aufpassen das es nicht so sehr schnell voranschreitet. dann ist das eben so das tat schon weh.