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Mitteilung von s. (4.6.2023 14:38:28):
der heutige flohmarkt

ein büchlein
„Uns wird die Sonne immer scheinen“ Hitlerjugendlieder
liegengelassen und nicht nach dem Preis gefragt

(googel kennt das büchlein natürlich nicht)

eine Bemerkung an einem Stand aufgeschnappt, zwei Herren; „DER Franzose ist ja faul. Kuck Dir nur an was für ein Theater die mit der Rente machen“

zweimal gefälschtes Porzellan gefunden
(zu leicht) „das ist echt Kaiser“

eine ältere Dürre verkäuft eine ganze Kiste Schustergarn, zu fünftig Cent den kleinen Pappstern gewickelt, ich nehme das um Gänse zuzunähen, für rouladen. Normalerweise ist das teurer. Ich halte schon zwei in der hand mit Kaufabsicht, denke noch mal kurz nach und versuche ein Stückchen des normalerweise sehr starken fadens mit der hand durchzureißen (was keinesfalls gelingen darf) dieses jedoch reißt schon bei geringem Zug. Der Faden ist wirklich alt und mürbe und hat schon viele Flohmärkte in der Sonne gelegen, ich weise die Verkäuferin darauf hin. Sie schaut nicht amüsiert,

Ich bin das erste Mal wieder auf einem Flohmarkt, gestern , und heute, seit mehreren Jahren

Theorie der Wechselströme von A. Fraenkel 3.Auflage Julius Springer 1930
und
Robert Wichard Pohl Elektrizitätslehre 18.Auflage 1961 Springer
beide zusammen dreissig Euro (soviel zahle ich selten für ein Fachbuch, aber heute mußte das sein, es musste einfach sein, es sind soviele hervorragende zeichnungen in den Büchern, im Vergleich zu heutigen lehrbüchern scheinen diese alten lehrbücher ungeheuer komprimiert zu sein, viel mehr zu enthalten)

Ein schwarzes Strechkleid mit langen Ärmeln für drei Euro, achzig Prozent Viskose. Eine der beiden verkaufenden Damen nimmt das Kleid das ich ihr hinhalte (das lag in einer Kiste mit allerhand anderem, alles in der Kiste sollte drei Euro kosten) hält es hoch, lässt es herunterhängen, sagt, „das ist ein Kleid“ (Sie sind ein Mann hat sie nicht gesagt), ich antworte, „ich weiß“, lege ihr drei Euro in die Hand, nehme das Kleid und gehe weiter.


für sieben Euro achtzig ein kleinen Tütchen Oliven und marinierte Pepperoni vom Türken (100 g 2,29)

ein zwölf Meter langes zwei Zentimeter breites, zwei bis drei Millimeter dicker sehr starker weicher Lederriemen (vieles ältere Leder ist hart, mürbe brüchig) mit runden Kanten, ich zahle dafür zwanzig Euro. (immer wieder zusammengenäht, flach geschnitten, wirkt sehr professionell gemacht) (Haben Sie Pferde fragt der Verkäufer, oder Hunde)

Für einen Hut (neu) der im Geschäft, der Boutique in Frankfurt, angeblich neunundzwanzig kostet, zahle ich fünfzehn Euro, ich habe seit jahren nur diesen schlecht passenden Kindersonnenhut aus weißen Stoff, den ich auch heute aufhabe. „Mal was Frisches sagt der recht affektiert redende Verkäufer“, die anwesende junge Frau lacht aber und war mir sympatisch. Bei einer anderen Frau habe ich gleich noch einen Hut gekauft, diesmal für drei Euro, ein Karierter Hut aus Stoff, Bluesberry, kenn ich nicht, egal, jetzt hab ich was für aufn Kopp.

von Arzberg, zwei rechteckige weiße Porzellanschalen, gut zum Servieren, passen auch in den Ofen, haben Spargellänge, sind vier Zentimeter hoch, eine ungewöhnliche Form, so noch nie gesehen, der Preis, zwei Euro, erstaunt mich, ich nehme die Zwei sofort,

mein achzig prozentiger Strohrum ist seit Monaten alle, ich hab manchmal was in den Nachtisch, auch in den Kuchen getan, die Halbliterflasche war mehr als ein Jahrzehnt alt. Aber nun war sie eben alle. ich wollte schon im Geschäft eine nachkaufen, hab es bisher aber vergessen, oder es war grade anderes wichtiger. Die letzte stammte übrigens auch vom Flohmarkt. Da seh ich eine volle da stehen, beim Schuhverkäufer, Schwarzarbeiter nennt er sich und er ruft immer ganz laut, der Schwarzarbeiter ist wieder da, ich kenne ihn schon länger, er will zehn Euro für den Rum, ich wende mich zum gehen, stelle die Flasche wieder auf den Boden, drehe mich doch noch mal um, sage, ich zahle Fünf, erhöhe gleich danach und sage, „auch sechs“, er zögert nicht lange, sagt, gib mir fünf, ich krame fünf raus, er scheint höchst erfreut weil er gleich danach laut zu rufen beginnt, „der Schwarzarbeiter ist wieder da“ und ich höre noch wie er sagt, „ein guter Mann, ein guter Mann“. Ich weiß nicht ob er mich meint. Vielleicht hat er nicht damit gerechnet was von dem alten Schnaps der in der Sonne steht zu verkaufen.

ein Verkäufer freut mich besonders, er hat eine ganze Kiste voll mir alten Mickimausheften, ich frage nach dem Preis von sagen wir, ein Stapel von fünfzig Heften. er meint, fünfundzwanzig Euro, also fünfzig Cent das Heft. Ich sage, ich zahle zehn Cent pro Heft, manchmal auch zwanzig, aber mehr nicht. Er meint das ginge nicht. dann wieder, er wolle am
liebsten den ganzen Kasten verkaufen, für hundert Euro. Ich schätze den Kasten auf dreihundert Hefte. Ich sage, ich bin zu Fuß, fahre mit dem Bus, habe den Rucksack schon fast voll, ich kann das nicht tragen, will das auch nicht mir mir rumschleppen, ich sage ihnen jetzt mal die Wahrheit, ich lese die Dinger immer auf dem Klo (er lacht), und ich habe ungefähr einen Stapel von eineinhalb Meter dieser Hefte zu Hause, im Laufe der Jahre auf Flohmärkten zusammengekauft, und normalerweise, wenn ich den Stapel durchgelesen habe, dann ist das so lange her, daß mir der Anfang des Stapels wieder fast wie eine neue unbekannte Geschichte vorkommt (er lacht wieder) (seine fast erwachsenen Söhne nebenan lauschen offensichtlich). Ich sage noch, ich hab die als Kind immer gerne gelesen, ich mag alleine schon die Farben sehen, das Blau, wenn Donald am Strand ist, das kann mich fröhlich machen, Er sagt, ja, das muß man sehen können, das sieht nicht jeder.


Nun wendet sich die Geschichte überraschenderweise, da ich nicht mehr mit einem Kauf rechnete. Auf der Kiste liegt nämlich ein kleiner Stapel von vielleicht dreissig Heften, dem obersten fehlt der Umschlag, also die Titelseite, er nimmt diesen Stapel, hält ihn mir hin, sagt, das gebe ich Ihnen für fünf Euro, da haben sie einen kleinen Stapel was neues für ihren großen Stapel. ich bin hocherfreut, sage, klar, das mache ich, das ist wundervoll, zahle, bedanke mich, packe die hefte in den Rucksack und gehe.