Narr

Der Narr ist meine liebste Tarotkarte. Deshalb steht er auch hier bei mir auf dem Schreibtisch. Der hat immer gute Laune, latscht einfach so drauf los, ohne auf den Weg zu achten, aber wenn er Glück hat, stolpert er rechtzeitig über die Katze oder den Hund, die vor ihm herlaufen, und fällt nicht den Abgrund hinunter. Dabei wird er sich möglicherweise die Nase aufschlagen, aber immer noch besser, als ganz tief zu fallen. Und eigentlich hat der Narr ja immer irgendwie Glück. (Eigentlich hat er ja schon Glück, dass er in diesen komischen Schuhen laufen kann).

der narr sagt die wahrheit unter dem schutz seiner kappe. es bleibt beim zuhörer so narrisch zu sein ihn ernst zu nehmen.

Daß wir Deutschen in den Wissenschaften heute nur durchschnittlich sind, aber anfällig für Wahnvorstellungen, das liegt daran, daß unsere erste und unbedingt letzte ernstgemeinte Evolutionsbereinigungsmaßnahme von genau solchen Durchschnittlichen und Wahnanfälligen veranstaltet wurde.
Die haben überlebt und faseln nun von Genveredelung, und Günter Einbeck (»Aionik«), gepriesen sei er, weil er sich outet, ist hoffentlich nur ein einsamer Narr, und nicht irgendjemandes Hofnarr.

Die erste Assoziation zum Narren ist wohl ein seltsam angezogener kleiner Mann, vorzugsweise mit Haltungsschaden, der einen komischen Hut auf dem Kopf hat und sich auf anderer Leute Kosten durchs Leben wurschtelt. Neben diesem Berufsbezogenen Bild des Narren gibt es jedoch auch die metaphysische Bedeutung eines Menschen der ausgesprochen dumme oder unerwartete Dinge sagt, tut, singt, schreibt, oder sonstwie unters Volk bringt. Das ist solange gut, wie der Narr vom Volk nicht als Staatenlenker auserkoren wird.