Die Chance, ein wenig Einsicht zu zeigen, hat Frau Wulff leider verpasst. Stattdessen schiebt sie allen möglichen Leuten die Schuld für ihr schlechtes Leben zu (den Medien, Journalisten, ihrem Mann, der Gesellschaft) und stellt sich selbst als völlig unschuldiges Opferlamm dar. Zum Thema Emanzipation hat sie nicht viel zu sagen, außer dass sie es schlimm fand, morgens nicht mal zwanzig Minuten länger im Bett liegen bleiben zu können (hallo, wer von uns arbeitenden Leuten kann das schon?) und neben ihrem Mann immer nur als »die Frau von« und nicht als eigenständige Person wahrgenommen zu werden. Ja, Frau Wulff, wenn man für eigene Erfolge gelobt werden will, muss man auch erstmal welche haben und nicht nur lächelnd und winkend an der Seite des Ehemannes stehen. Was das Thema Haushalt und Kinderbetreuung angeht, sage ich nur, willkommen im Club der berufstätigen Mütter. Ja, glauben Sie mal, es geht uns allen so, dass unsere erfolgreichen Männer höchstens mal abends anwesend sind und außer im Urlaub oder am Wochenende nix mitkriegen vom täglichen Familienleben. Sie hätten aber im Gegensatz zu vielen von uns die Chance gehabt, etwas zu ändern. Schließlich gibt es für den Job der »First lady« weder Geld noch eine Job-Description. Die Chance haben Sie aber nicht genutzt sondern meckern stattdessen nur darüber, dass Sie ihr Leben so gelebt haben wie angeblich andere das erwarteten.
Der schlimmste Satz im Buch: »Trotzdem steht für mich fest, dass ich auf keinen Fall mehr derart zum Medienereignis werden möchte«
Ja genau. Dann ist es ja super, ein persönliches Buch mit ordentlich Medien-Tamtam zu veröffentlichen, statt einfach in Demut zu schweigen oder durch Taten zu beweisen, dass man nicht so schlecht ist, wie alle glaub(t)en. Meinen Eindruck von ihr hat das Buch jedenfalls nicht nur bestätigt, sondern sogar noch übertroffen.
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