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mondkalb schrieb am 20.10. 2002 um 20:30:47 Uhr über

G-Punkt

Der G-Punkt

Fakt oder Fiktion

von Carolyn A. Gerdes, Ph.D.

Übersetzt von Frank Senne

Ein heiß debattiertes Thema aus dem Bereich weiblicher Sexualität ist die Existenz und Lage des G-Punkts. Wir haben alle die Geschichten über diese mysteriöse Stelle im inneren der Frau gehört, die, wenn richtig stimuliert, heftige sexuelle Freuden bereitet. Dennoch sagen viele Frauen aus, dass sie nicht in der Lage gewesen seien, diese Stelle selber zu entdecken. Die Frage stellt sich also: Existiert der G-Punkt wirklich und wenn ja, wie können sie ihn finden.

Der Begriff »G-Punkt« wurde dieser Region von John D. Perry und Beverly Whipple (Autoren des 1982 erschienen Buches »The G-Spot and Other Recent Discoveries About Human Sexuality«), zu Ehren von Dr. Ernst Gräfenberg, einem deutschen Arzt, der 1950 in einem Artikel von einer »erogenen Zone in der vorderen Vaginalwand, entlang der Harnröhre, die bei sexueller Stimulation anschwillt« gegeben.

Der G-Punkt ist jedoch eine wenig »neue« Entdeckung, wenn man bedenkt, das er bereits in der medizinischen Literatur der 17. Jahrhunderts, durch den niederländischen Anatomen De Graaf beschrieben wurde. Er schrieb, dass das Gewebe dieser Region der Vagina sehr dem der männlichen Prostata ähnele und das, bei einigen Frauen, das verspritzen einer Flüssigkeit eng mit dem damit verbundenen sexuellen Vergnügen einher ging. Dieses Verspritzen einer Flüssigkeit wird heute allgemein als weibliche Ejakulation bezeichnet.

Mehrere, seit dieser Zeit durchgeführte wissenschaftliche Studien haben seit dieser Zeit die Existenz des G-Punktes in allen untersuchten Frauen nachgewiesen. Nicht alle Frauen empfanden die Stimulation dieser Stelle als angenehm, doch konnte der G-Punkt in allen Fällen nachgewiesen werden.

Der G-Punkt ist ein etwa erbsengroßes Stück Gewebe, dass sich circa fünf Zentimeter von der Vaginalöffnung entfernt - auf halbem Wege zwischen Schambein und Muttermund - befindet. Für eine Frau ist er oftmals schwer alleine zu finden (außer sie befindet sich in einer sitzenden oder hockenden Position). Mit Hilfe eines Partners, kann der G-Punkt in der Regel jedoch leicht gefunden werde. Anfangs, wenn leichter Druck auf die Region ausgeübt wird, haben viele Frauen den Eindruck sie müssten urinieren. Dieser Eindruck führt oftmals dazu, dass Frauen entmutigt werden, aus Angst, das sie die Kontrolle über ihre Blase verlieren. Hierbei ist anzumerken, dass dieses Gefühl normalerweise recht schnell nachlässt und einem Gefühl intensiver sexueller Erregung Platz macht. Während der Stimulation schwillt das Gewebe an. Typischerweise zur Größe etwa einer Walnuss. Des weiteren berichten Frauen, das die Stimulation dieser Region in aller Regel zu mehrfachen Orgasmen führt. Bei einigen Frauen verursacht die Stimulation des G-Punkts darüber hinaus eine Ejakulation.

Eines sollten sie jedoch bedenken: Machen sie sich keine Gedanken oder Sorgen, wenn sie ihren G-Punkt oder den ihrer Partnerin nicht finden können. Jedes Individuum ist anders, wenn es um den Körper und das sexuelle Erleben geht. Nicht alle Frauen empfinden diese Form der Stimulation als angenehm. Wenn sie diese Möglichkeit erkunden wollen, kann es ihnen viel Freude bereiten, doch sollte es sie nicht verstimmen, wenn es bei ihnen nicht oder nicht beim ersten Mal klappt. Gleich was sie darüber gehört haben, der G-Punkt ist nicht der »magische Schalter«, es ist einfach eine lustbringende Stelle bei einigen Frauen.

Erwähnen sie das Wort Ejakulation und das Bild eines männlichen Samenerguss drängt sich unweigerlich auf. Doch auch viele Frauen erleben ein Ausschießen von Flüssigkeit aus der Harnröhre im Augenblick des Orgasmus. Seit Jahrhunderten gibt es schriftliche Berichte über Frauen die eine solche Ejakulation beim Orgasmus erleben. Warum dies so ist und der Ursprung der Flüssigkeit, wird von Wissenschaftlern, Ärzten und Forschern seit langem hitzig debattiert. Obwohl die meisten Fälle weiblicher Ejakulationen auf die direkte Stimulation des G-Punkts zurückgehen, gibt es ebenfalls viele Frauen, die diese auch bei anderen sexuellen Aktivitäten, wie Cunnilingus oder manuelle klitorale Stimulation, erleben.

Viele Frauen verspüren häufig den Drang zu ejakulieren, unterdrücken dies jedoch aus Angst, das Urin ausgestoßen werden könne. Chemische Analysen der ejakulierten Flüssigkeit haben jedoch eindeutig klären können, dass die chemische Zusammensetzung der des männlichen Prostatasekrets sehr ähnlich ist und es keine chemische Ähnlichkeit mit Urin gibt. Besonders wichtig zu bedenken ist jedoch, das nicht alle Frauen zu einer Ejakulation fähig scheinen. Selbst unter diesen, die ejakulieren, passiert dies nicht bei jedem Orgasmus. Des weiteren kann die Menge der Flüssigkeit variieren, von einigen wenigen Tropfen, bis hin zu mehreren Esslöffeln.

Obwohl in den vergangenen 50 Jahren viel über die körperlichen Funktionen des Menschen entdeckt wurde, so bleibt doch ein beträchtlicher Teil den wir nicht verstehen. Dies gilt um so mehr, wenn wir die sexuelle Physiologie des Menschen betrachten. Das Thema der weiblichen Ejakulation ist nur ein Bereich der menschlichen Sexualität, die uns nach wie vor Rätsel aufgibt. Anfang bis Mitte der 80er Jahre wurde dem Thema weibliche Ejakulation, sowohl von Seiten der Sexualforscher, wie auch der Boulevardpresse, große Aufmerksamkeit gewidmet. Dennoch hat diese Popularisierung des Phänomens nicht zur Verbreitung allgemeingültiger Fakten geführt. Sogar noch heute wird für Bücher und Videos geworben, die Frauen versprechen sie könnten dadurch lernen zu ejakulieren. Derartige Werbung sollte mit einer gehörigen Portion Skepsis betrachtet werden, da die physiologischen Mechanismen, welche die Ejakulation steuern, immer noch nicht vollständig verstanden werden.

Eine weit verbreitete Fehlinformation ist, das es sich bei der weibliche Ejakulation um Urin handele, der durch die Kontraktionen der Beckenmuskeln beim Orgasmus, aus der Harnblase »herausgepresst« wird. Viele Frauen die sexuell erregt sind (besonders während der direkten Stimulation des G-Punkts) haben das Gefühl, das sie die Kontrolle über ihre Blase verlieren könnten und unterdrücken deswegen ihr Lustempfinden, um derartige »Unfälle« zu verhindern. Obgleich es bei einigen Frauen, bei sexueller Aktivität, zu einem Verlust der Kontrolle über die Blasenfunktion kommen kann, handelt es sich in der Majorität aller Fälle um das Freisetzen von Flüssigkeit aus den Skene'schen Drüsen. Bei den Skene'schen Drüsen handelt es sich um kleinste Gefäße innerhalb der Vagina, nahe der Mündung der Blase in die Harnröhre. Diese Drüsen sind ähnlich der männlichen Prostata und das produzierte Sekret ist chemisch eng mit der prostatischen Flüssigkeit verwandt. Es scheint, das einige Frauen größere Mengen dieser Flüssigkeit in diesen Drüsen produzieren als andere, was die Variationen, von Frau zu Frau, in der Menge des ausgestoßenen Ejakulats und dessen Auffälligkeit, erklärt.

Ob es Frauen möglich ist das ejakulieren zu erlernen, ist nach wie vor ungeklärt und bedarf der weiteren Forschung. Doch sollte es nicht zu einer Fixierung auf ein bestimmtes Ereignis (oder das Fehlen eines solchen), wie zum Beispiel die weibliche Ejakulation, bei sexuellen Aktivitäten kommen. Das hehre Ziel des Sex sollte die dadurch erreichte Lust sein und nicht die Fixierung auf einen gewissen Punkt oder Ereignis. Obwohl oftmals schwierig, der beste Weg ein erfülltes Liebesleben zu genießen, ist das Gespräch mit ihrem Partner und die Offenheit gegenüber neuen sexuellen Erfahrungen.

Wer ist Carolyn A. Gerdes?
Eine Autobiographie

von Carolyn A. Gerdes, Ph.D.
Übersetzt von Frank Senne

Professor Carolyn Gerdes absolvierte ihr Studium an der Rutgers Universität in Newark, New Jersey, unter der Leitung der weltbekannten Sexualforscher Dr. Beverly Whipple und Dr. Barry Komisaruk. Sie hat zahlreiche Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern im Bereich menschliche Sexualforschung veröffentlicht und hält regelmäßig Vorlesungen auf internationalen Kongressen in aller Welt.

Darüber hinaus ist Professor Gerdes eine hoch-aktive Dozentin, die in verschiedenen Kursen bereits Tausende von Psychologie-Studenten in den letzten fünf Jahren unterrichtete. Ihre Vorlesungen über menschliche Sexualität sind derart populär, dass ihre Klassen immer bis zum letzten Platz gefüllt sind mit Studenten aller Fachrichtungen und Jahrgänge.

Obwohl ihr zwischen ihren Aufgaben als Forscherin und Dozentin nicht viel Zeit bleibt, verbringt sie diese gerne in ihrem engen Freundeskreis und mit ihren drei Schäferhunden. Sie ist eine begeisterte Sammlerin wertvoller Weine und historischen Büchern aus den Bereich Sexualforschung.



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