Folter
Was ist Folter?
Warum wird gefoltert?
Rahmenbedingungen, die Folter fördern
Die Folteropfer
Folgen der Folter
Folter - ein globales Problem
Folter besiegen
Rehabilitierung von Folteropfern
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»Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden.«
Artikel 5 der
Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte
von 1948.
Das Verbot der Folter ist ausnahmslos und unmissverständlich. Nicht nur in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sondern auch in weiteren internationalen Konventionen sowie den Verfassungen, den Polizei- und Strafprozessgesetzen vieler Länder ist die Folter eindeutig verboten.
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Was ist Folter?
Folter ist »jede Handlung, durch die einer Person vorsätzlich große körperliche oder seelische Schmerzen oder Leiden zugefügt werden, z.B. um von ihr oder einem Dritten eine Aussage oder ein Geständnis zu erlangen, um sie für eine tatsächlich oder mutmaßlich von ihr oder einem Dritten begangene Tat zu bestrafen oder um sie oder einen Dritten einzuschüchtern oder zu nötigen, oder aus einem anderen, auf irgendeiner Art von Diskriminierung beruhenden Grund, wenn diese Schmerzen oder Leiden von einem Angehörigen des öffentlichen Dienstes oder einer anderen in amtlicher Eigenschaft handelnden Person, auf deren Veranlassung oder mit deren ausdrücklichen oder stillschweigenden Einverständnis verursacht werden.«
Mit diesen kargen Worten beschreibt Art. 1 der UN-Konvention gegen Folter was Folter ist. Der nüchterne juristische Text umfasst bereits die Bandbreite der Gründe, deretwegen immer noch gefoltert wird.
Ein Folteropfer aus Zaire beschreibt seine Erfahrungen so:
»... Diesmal bearbeiteten sie mich mit dem Elektroschlagstock am Genick und an den Genitalien, und es tat so weh, dass es mir sogar jetzt, während ich darüber spreche, schwer fällt, nicht verrückt zu werden vor Schmerzen. Diese Art Waffe, ich kann sie nur als fürchterlich - als unmoralisch - bezeichnen. Sie stellen diese Waffen her, damit andere leiden oder einfach, um Geld zu verdienen. Es ist sehr traurig. ...«
Formen der Folter sind vielfältig; der Einfallsreichtum der Menschen, wie sie andere Menschen quälen können, scheint grenzenlos zu sein. Zu den Foltermethoden gehören Formen körperlicher Gewalt (Schläge, Zufügen von Verbrennungen, Elektroschocks, sexuelle Gewalt, Aufhängen an Armen oder Beinen etc.). Zunehmend werden Methoden angewendet, die keine direkt feststellbaren körperlichen Schäden verursachen (z.B. Schlafentzug, Isolationshaft, Dunkelhaft, Miterlebenmüssen der Folterung anerer, Scheinhinrichtungen, Verabreichen von Drogen).
Auch das »Verschwindenlassen«, die Todesstrafe und jahrelange Inhaftierung in einer Todeszelle sind zur Folter zu zählen. »Verschwindenlassen« ist nicht nur eine Tortur für den Entführten selbst, der meist weiteren Folterungen ausgesetzt wird, es ist auch eine furchtbare Folter für die Angehörigen und Freunde.
Warum wird gefoltert?
Vordergründig wird gefoltert, um Geständnisse zu erlangen, zu bestrafen, einzuschüchtern. Teilweise wird Folter im Rahmen von Strafverfahren angewendet, um Straftaten aufzuklären oder zu verhindern. Häufig jedoch geht Folter einher mit politischer Verfolgung.
Das eigentliche Ziel liegt tiefer: die Persönlichkeit des Opfers zu brechen und seine Identität zu zerstören. Über das einzelne Opfer hinaus wird die Bevölkerung eingeschüchtert. Es wird Angst geschürt, sich gegen soziale oder politische Verhältnisse zu engagieren. Folter ist ein staatliches Macht- und Terrorinstrument und eine effektive Waffe gegen Demokratie.
Aber auch von oppositionellen Gruppen wird Folter praktiziert. Im Versuch, die Macht gewaltsam an sich zu reißen, üben sie Folter ebenso wie staatliche Stellen zur Einschüchterung der Bevölkerung aus.
Rahmenbedingugen, die Folter fördern
Folter wird u.a. begünstigt durch:
Diktaturen, die jede Opposition ablehnen,
Haft ohne Kontakt zu Außenwelt (Incommunicado-Haft), v.a. bei Dauer über mehrere Tage oder Wochen,
Unfaire Prozesse, in denen unter Folter erpresste Geständnisse als Beweismittel anerkannt werden,
Straflosigkeit bis hin zur offiziellen Gewährung der Immunität für Folterer,
mangelhafte Ausbildung der Sicherheitskräfte, Ausbildung zur Folter,
Erziehung/Ausbildung zu absolutem Gehorsam, strikte Hierarchien, in denen Befehle nicht hinterfragt oder diskutiert werden (dürfen),
»Entmenschlichung« der Opfer, wobei der Öffentlichkeit suggeriert wird, die Opfer seien gefährliche oder grausame Feinde; die Folter geschehe als »kleineres Übel« zum Wohle des Volkes.
Die Folterer sind - häufig - rangniedrige Angehörige von Polizei, Armee, Geheimdiensten oder paramilitärischen Gruppen - ganz normale Menschen, die unter besonderen Bedingungen zu Folterern werden.
Die Folteropfer
Von Folter sind besonders Personen betroffen, die die Beseitigung von konkretem Unrecht fordern, sodass das Ziel der Folter zumeist ist, diese Opposition gewaltsam zu unterdrücken. Opfer werden z.B. engagierte Personen ethnischer Minderheiten, oppositionelle Politiker, Studentenführer, kritische Journalisten, Angehörige religiöser Minderheiten, Menschenrechtsverteidiger und Menschen, die gegen ungerechte soziale Verhältnisse protestieren.
Folteropfer sind aber auch Menschen, die verdächtigt werden, Straftaten begangen zu haben und von denen Geständnisse erpresst werden sollen.
Sogar Kinder werden gefoltert, etwa bei der Verhaftung ihrer Eltern oder wenn sie selbst ins Gefängnis geworfen werden. Kinder werden zudem gefoltert, um sie in (Bürger-) Kriegen als Soldaten missbrauchen zu können.
Folgen der Folter
Mit dem Ende der unmittelbaren Folter ist das Leiden der Opfer nicht beendet. Viele leiden ihr Leben lang. Neben körperlichen Folgen, wie ständige Schmerzen oder bleibenden Behinderungen leiden die Betroffenen unter gravierenden psychischen Folgen der Traumatisierung durch die Folter. Bei manchen ist die gesamte Persönlichkeit gebrochen. Zu den häufigsten psychischen Folgen zählen Schuldgefühle, Schlafstörungen, Angstzustände, Beziehungsprobleme. Diese Nachwirkungen belasten die Opfer und ihre Familien auch lange Zeit nach der Folter.
Folter - ein globales Problem
Zwar haben fast alle Staaten der Erde die Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte unterzeichnet und sich somit zur Achtung der Würde jedes Menschen verpflichtet. Dennoch ist Folter in mehr als der Hälfte aller Staaten grausame Realität - auch in Ländern, die die internationalen Konventionen ratifiziert haben.
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