Im Jahre 1759 wird in Deutschland die bei Schafen und - selten - bei Ziegen auftretende
Traberkrankheit von Leopoldt detailliert beschrieben (Leopoldt, 1759); die älteste bekannte
Beschreibung dieser Krankheit stammt aus dem Jahre 1732 (M´Gowan, 1914). Diese
Erkrankung macht sich vor allem durch Bewegungsstörungen, Schüttellähmungen und
Kratzen (daher der englische Name Scrapie) bemerkbar und führt immer zum Tode der
Tiere. Neben diesen äußeren Merkmalen wurden im Jahre 1898 von Besnoit und Morel
erstmals charakteristische Läsionen in den Gehirnen verendeter Tiere beschrieben (Besnoit
und Morel, 1898). 1938 inokulierte man suspendiertes Gehirnmaterial von an der
Traberkrankheit verendeten Schafen in gesunde Schafe, die daraufhin erkrankten (Cuille und
Chelle, 1938). Damit stand fest, dass die Traberkrankheit eine Infektionskrankheit ist.
Erstaunlich war die lange Inkubationszeit von 15 bis 22 Monaten!
Auch beim Menschen und anderen Tieren wurden Krankheiten mit ähnlichen Symptomen
gefunden. Allen gemein sind die charakteristischen Läsionen mit ausgedehnten
Protein-Ablagerungen im Gehirn der erkrankten Individuen: durch diese Läsionen nimmt das
Gehirn die Gestalt eines Schwammes an; alle diese übertragbaren schwammförmigen
Gehirnerkrankungen werden deshalb als „Transmissible Spongiforme Enzephalopathie“
(TSE) bezeichnet.
Die Ausbildung der Transmissiblen Spongiformen Enzephalopathien wird bei einigen Formen
durch genetische Dispositionen begünstigt, einige werden sogar davon hervorgerufen! Bereits
1931 wurde festgestellt, dass bestimmte hochgezüchtete Wollschaf-Rassen häufiger an der
Traberkrankheit litten als Fleischschafe und Landrassen (Stang und Wirth, 1931). 1968
zeigte Dickinson, dass bei Schafen ein Gen die Dauer der Inkubationszeit beeinflußt (
Dickinson et al., 1968). Von diesem „Sip Gen“ (scrapie incubation period) genannten Gen
gibt es ein Allel, das eine relativ kurze Inkubationszeit bedingt, die aber immerhin Monate bis
Jahre dauert, und es gibt ein Allel, das eine sehr lange Inkubationszeit bedingt, was unter
Umständen sogar zur Immunität des Tieres während seiner natürlichen Lebensspanne führt.
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