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Tsche schrieb am 8.5. 2007 um 15:42:15 Uhr über

Hämorrhoidensalbe

Vor einigen Tagen saß ich in der S-Bahn, harrte der Dinge, die da kommen mochten.
Plötzlich fand ich eine zusammengeklappte Packung für Hämmoriden-Salbe im Zug. Sie war zwischen die Sitze geklemmt und leuchtete sich mit dem wohlklingenden Namen >Faktu< in meine Aufmerksamkeit. Dass es sich um Hämmoridensalbe handelte, sah ich somit erst, als ich den Karton vollständig herausgezogen hatte und ihn neugierig anfingerte.

Inzwischen weiß ich, dass man Hämmoriden nicht Hämmoriden schreibt, sondern »Hämorrhoiden«. Das werde ich jetzt natürlich berüchsichtigen. Erstaunlich, was man so alles lernen kann.

Zu dem Zeitpunkt, als ich den Karton neugierig vor mich hielt, kam ein älterer Herr den Gang langsam entlanggelaufen und sah mir quasi über die Schulter, erkannte die Packung offensichtlich (wohl aus empirischer Sicht) und warf mir einen vieldeutbaren Blick zu, als er meinen Sitz passierte. Ein etwas peinicher Moment, doch ich überging ihn mit verachtender Kaltblütigkeit sowie aggressivem Selbstvertrauen und tat nun erst recht so, als würden mich die Anwendungstipps auf der Rückseite ganz besonders interessieren.
Mit Applikator, soso. Der fehlte natürlich, wie auch die Salbe selbst. Dafür steckte zwischen den Sitzen noch die Packungsbeilage. Mit einer gewissen Euphorie kramte ich auch diesen Zettel aus dem Schlitz und blätterte ihn sehr interessiert auseinander.
»Den After bestreichen und Salbe sanft einmassieren.« Wenn sich das mal nicht verlockend anhört.
Einen kleinen Moment überlegte ich, den wieder zusammengeklappten Beipackzettel der Dame im Sitz vor mir in die Handtasche zu schmuggeln. Oder sonstwo hin, damit es ihr auf dem Weg durch die Stadt rausfallen würde. Und ein netter Mensch es aufheben und ihr hinterhertragen würde. Wer weiß, vielleicht ein schmucker, alleinstehender Rentner. Dann würden sie ins Gespräch kommen, weil er >Faktu< selbst kannte, da er dasselbe Problem hatte und ihr Tipps geben wollte. Sie würde natürlich abstreiten, >Faktu akut< zu benutzen, sie wisse auch nicht, wie der Zettel in ihre Tasche gekommen wäre. Der Mann aber würde lächeln und denken: »Sie schämt sich dafür, wie niedlichund sie auf eine Tasse Kaffee einladen, weil er sowas süß fände.
Der Beginn einer Romanze.
Und alles nur wegen >Faktu<, der Hämorrhoiden-Salbe. Akut. Den Zusatz habe ich vergessen.

Und während ich noch in dieser Szene schwelge, steht die ältere Dame vor mir auf, weil sie ihre Haltestelle herannahen sieht; sie geht zur Tür und ich habe keine Gelegenheit, ihr den Zettel zuzuschieben. Selbst schuld. Du hast dir gerade die Liebe deines Lebens versaut. Womöglich.
Was mache ich jetzt mit dem Beipackzettel? Immerhin ist er ziemlich informativ. Wäre doch verdammt schade, wenn ich ihn wegwürfe. Dann nehme ich ihn eben mit. Vielleicht kann ich ihn in dreißig Jahren mal gebrauchen und er erinnert mich daran, wie man eine nette, ältere Dame kennenlernen könnte. Ist doch eine verdammt kreative Anmache. So als Rentner. Irgendwie niedlich.


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