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mcnep schrieb am 15.7. 2006 um 08:37:07 Uhr über

Heimatstadt

Ich will Ihnen ein einziges Beispiel für die bürgerliche Freiheit geben, die ein preußischer
Untertan jetzt genießt. Ein geborener Rheinpreuße wurde während der
schlimmsten Periode der Reaktion durch ein parteiisch zusammengesetztes Schwurgericht
wegen einer damals als politisches Verbrechen bezeichneten Tat
zu sieben Jahren Haft in einer preußischen Festung verurteilt.
Nach Ablauf der Haftzeit, die durch das liberale Ministerium nicht verkürzt wurde,
begab er sich nach Köln, wo er auf Anordnung der Polizei ausgewiesen wurde.
Er machte sich dann auf den Weg nach seiner Heimatstadt, wurde jedoch
seltsam genug
von den Behörden informiert, daß er,
weil er sich sieben Jahre lang von diesem Ort ferngehalten habe,
sein Bürgerrecht verloren habe und sich nach einem anderen Aufenthaltsort umsehen müsse.
Er machte geltend, daß seine Abwesenheit
keine freiwillige gewesen sei, aber alles vergeblich.

Aus Berlin, wohin er dann ging, wurde er wieder ausgewiesen
unter dem Vorwand, daß er außer seinen persönlichen Ressourcen an
Arbeitskraft und Wissen keine Existenzmittel
vorzuweisen hätte, da sein ganzes Eigentum
während seiner Haft verbraucht worden wäre.
Er nahm schließlich seine Zuflucht nach Breslau,
wo ein alter Bekannter ihn als Angestellten beschäftigte;
aber eines Morgens wurde er zur Polizei befohlen und ihm
mitgeteilt, daß seine Aufenthaltserlaubnis nur für einige Wochen
verlängert werden könnte, wenn er nicht inzwischen in Breslau Bürgerrecht erlange.
Auf seinen Antrag bei der Stadtverwaltung
in Breslau
wurden ihm viele kleinliche Schwierigkeiten in den Weg gelegt,
die durch die Vermittlung eifriger Freunde beseitigt wurden,
worauf endlich sein Antrag auf Zuerkennung des Bürgerrechts bewilligt wurde,
aber gleichzeitig mit der Bewilligung
erhielt er eine große Rechnung mit einer Reihe von Gebühren,
die jeder glückliche Sterbliche bei seiner Aufnahme in die Reihen
der Breslauer Bürger zu zahlen hat.
Wenn seine Freunde nicht den Weg gefunden hätten,
durch Zusammenlegen die geforderte Summe aufzubringen,
hätte dieser preußische Untertan wie der Ewige Jude
in seinem ruhmreichen Vaterlande keinen Platz gefunden,
wo er sein Haupt zur Ruhe betten konnte.


Karl Marx

Vorbereitungen für Napoleons künftigen Krieg am Rhein


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