|
Es ist sehr wichtig, in den Medien mit dem Thema Suizid behutsam umzugehen, da es Hinweise darauf gibt, dass bestimmte Formen der Berichterstattung zu Nachahmungsreaktionen führen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nennen dieses Phänomen »Werther-Effekt«, in Anlehnung an Goethes Roman »Die Leiden des jungen Werthers«, nach dessen Veröffentlichung sich eine Reihe junger Männer das Leben nahm.
Nachdem der deutsche Nationaltorwart RobertEnke 2009 sein Leben beendet hatte, nahm die Zahl der Suizide auf Bahnstrecken in Deutschland zu. Markus Schäfer und Oliver Quiring von der Universität Mainz berichten, dass in den ersten vier Wochen nach RobertEnkes Tod in Deutschland 133 Suizide mehr verzeichnet wurden, als laut der amtlichen Todesursachenstatistik für diesen Zeitraum zu erwarten gewesen wäre (Schäfer & Quiring, 2013).
In der Psychologie gibt es verschiedene Erklärungsansätze für den »Werther-Effekt«. Als anerkannt gilt vor allem die Theorie des Modelllernens des Psychologen Albert Bandura, die besagt, dass sich Menschen Verhaltensweisen aneignen, die sie zuvor bei anderen Menschen beobachtet haben – besonders, wenn sie sich mit der Person identifizieren können.
|