Das SELBSTBEWUSSTSEIN und konkreter noch das SELBSTWERTGEFÜHL sind positive Empfindungen für den
eigenen Wert, auf die in irgend einer Weise jeder Mensch angewiesen ist. Mehr noch als bei der EHRE sind diese
Empfindungen personenbezogen und haben auch etwas mit eigener Leistung und eigenem Erfolg, eigenem GLÜCK,
persönlicher Zufriedenheit, unzerstörter Lebenshoffnung und gelingender innerer EMANZIPATION zu tun.
Fehlen bei einem Menschen Selbstbewußtsein oder Selbstwertgefühl, so besteht höchste Gefahr, daß er sich dies auf eine
Weise zu beschaffen versucht, durch die er schließlich andere oder sogar sich selbst schädigt. Im schlimmsten Fall wird ein
solcher Mensch gemeingefährlich und steckt damit auch noch andere Menschen an, die ähnliche Probleme mit ihren
persönlichen Wertgefühlen haben.
In eher harmlosen Fällen geschädigten Selbstbewußtseins bildet sich bei Störungen ein »Ersatz-Selbstwertgefühl«: Menschen,
die damit leben müssen, geben etwa mit Äußerlichkeiten an, die nicht auf eigener Leistung und auf eigenem Erfolg beruhen und
hinter denen keine persönliche Zufriedenheit und kein persönliches Glück steckt. Sie übernehmen dann zum Beispiel Allüren,
die ihrer Meinung nach zu tollen, anerkannten, freien, selbständigen Menschen gehören, ohne dies alles kritisch zu hinterfragen.
So fangen Kinder beispielsweise an zu rauchen und beginnen auch leichter mit sexuellen Kontakten, einfach weil das alles ihrer
Meinung nach zu denjenigen Menschen gehört, die für sie VORBILD sind. Menschen mit »unechtem« Selbstwertgefühl möchten
immer mehr scheinen als sie wirklich sind, sie möchten mehr durch das sein, was sie »haben«, als das, was sie »sind«. Schließlich
möchten sie auch andere Menschen »haben«, also beherrschen und besitzen, und wenn ihnen das nicht gelingt, werden sie
tyrannisch und sogar brutal.
Und auch wenn Menschen es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, wenn sie wichtige Dinge verbergen oder verdrehen, so
kann man bei ihnen auf mangelndes Selbstwertgefühl schließen. Ein Mensch mit solchem unechten Selbstwertgefühl wirkt oft
krampfig, spießig, unnatürlich, lächerlich und verklemmt. Oft braucht man allerdings einige Zeit, um selbst dahinter zu steigen,
ob etwa die Aufgewecktheit eines Menschen auf echtem oder unechtem Selbstwertgefühl beruht. Daher ist bei der Beurteilung
anderer Menschen immer Geduld erforderlich.
Menschen mit »echtem« Selbstwertgefühl sind auf alle Fälle weit entfernt von jeder SKLAVENMORAL, ja sie haben ein festes
LEBENSKONZEPT und können von daher auf vieles verzichten, was »man« angeblich so tun oder so haben muß. Sie
brauchen nicht die neueste und teuerste Mode, sie brauchen nicht dauernd kostspielig »auszugehen«, sie geben sich mit dem
zufrieden, was sie als praktisch und sinnvoll finden - ohne sich da durch RATIONALISIERUNGEN etwas vorzumachen.
Daher gelten sie auch sie als offen und anspruchslos, und wenn sie Besitz haben, so haben sie ihn mit Selbstverständlichkeit und
geben auch leicht davon anderen ab. Sie sind umgänglich, tolerant und kooperativ. Ein Mensch mit echtem Selbstwertgefühl
braucht keine LEICHEN IM KELLER zu verstecken und hat daher auch keine VERDRÄNGUNGEN nötig und wird immer
so offen sein, daß seine Mitmenschen Gelegenheit geben, ihn zu durchschauen. So wird er nach kritischem Nachdenken sogar
keine sinnlosen SEXUALÄNGSTE wie eine überflüssige (Sexual-) SCHAM haben, die ganz gewiß ein Kennzeichen für ein
gestörtes Selbstwertgefühl sind (siehe auch NACKTHEIT).
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