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Schade, dass Afghanistan so weit weg ist - stellt Euch vor, man könnte bequem mit der Straßenbahn hinfahren! Dann würde ich mir sogar ein KVB-Jahresabo leisten, um jede freie Minute im Land meiner Sehnsucht verbringen zu können... dann gäbe es hinter dem Königsforst als neue Endhaltestelle der Linie 9 einen Grenzbahnhof im neo-timuridischen Stil, türkisblaue Kuppeln, darüber weht die schwarz-rot-grüne Trikolore, und über dem Bahnsteig ein langes Transparent »DAR AFGHÂNESTÂN KHOSH ÂMÂDID - WILLKOMMEN IN AFGHANISTAN«. Ich steige aus, die Sonne brennt viel heißer und der Himmel ist viel blauer als in dem grauen verregneten Autobahnland auf der anderen Seite des Königsforstes (hierzulande auch »Jangal-e Shâh« genannt)... Vom Bahnsteig führt ein kurzer Gang zur Passkontrolle, der schwarzbärtige Grenzer lächelt mir zu, er kennt mich schon und winkt mich einfach durch, ohne mein Visum sehen zu wollen.
Draußen auf dem staubigen Vorplatz, wo die Busse Richtung Herat abfahren, vertreiben sich ein paar buntgekleidete junge Freaks mit Diabolospiel die Zeit, bis der Busfahrer seine Siesta beendet hat, es gibt Verkaufsbuden für gebratene Fleischspieße, Tee und Coca-Cola in Dosen, sogar ein Laden mit einem großen handgemalten Schild »Hashemi Classic Computers« hat hier kürzlich eröffnet und preist im Schaufenster seine Schätze an - ich erkenne im Halbdunkel einen Atari 520 ST, daneben einen Schneider CPC 6128, mehrere - zum Teil ziemlich verbastelte - Commodore 64, in großen Holzkisten im Hintergrund türmen sich Platinen und Diskettenlaufwerke.
Viel ist an diesem heißen Mittag nicht los, überhaupt habe ich den Eindruck, dass abgesehen von den (Neo-)Hippies, die heute wieder wie vor 30 Jahre gen Osten pilgern, kaum jemand weiß, wie einfach Afghanistan mittlerweile zu erreichen ist... vielleicht auch gut so, denn grölende Ballermann-Prollmassen wünscht man dem Land nun wirklich nicht!
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