Die ersten Studentenunruhen waren bereits 1964 in Berkeley, Kalifornien ausgebrochen. Dabei war es um »FreeSpeech«, das heißt um die Wahrnehmung demokratischer Rechte durch die kritischen Minderheiten auf dem Campus der Universität, gegangen. Drei Jahre später kam es in Berlin, Italien und Frankreich zu größeren Demonstrationswellen von Studenten.
Bereits die erste große Protestwelle im Anschluß an die Erschießung von Benno Ohnesorg hatte nicht nur zu einer Verbreiterung der Proteste, sondern auch zu einer Radikalisierung des »Sozialistischen Deutschen Studentenbundes« – SDS – geführt.
Es gärte international. Trotzdem war bei der Jahreswende 1968 nicht vorherzusehen, was noch kommen würde.
Die Neujahrsoffensive der antiimperialistischen Vietcong-Guerillas in Südvietnam (bekannt als »Tet-Offensive«) markierte eine Wende im Vietnamkrieg. Der Vietcong griff mit einem Male sämtliche US-Stützpunkte in Südvietnam an und eroberte Teile der amerikanischen Botschaft in Saigon und die gesamte alte Hauptstadt des Landes, Hué.
Die Amerikaner konnten zwar mit großen eigenen Verlusten schließlich die Kontrolle über Vietnams Städte zurückgewinnen.
Die Tet-Offensive des Vietcong führte in den Metropolen des Westens zu neuen Protesten gegen den Krieg des US-Imperialismus in Südvietnam.
In den USA selbst kam nun zum Protest der Studenten die Rebellion der schwarzen Ghettos hinzu. Der Ermordung des Bürgerrechtlers MartinLutherKing folgten militante Proteste und Ausschreitungen im ganzen Land. Viele Schwarze blicken nun auf die sich »marxistisch-leninistisch« nennende Black Panther Party.
In Rom, Madrid, Barcelona, Berlin, London und New York kam es zu massenhaften Auseinandersetzungen mit der Polizei. In Westberlin verhängte die sozialdemokratische Stadtregierung ein allgemeines Demonstrationsverbot gegen den SDS.
Daraufhin rief der SDS zu einem internationalen Solidaritätskongreß gegen den Vietnam-Krieg auf. 20.000 Studenten folgten dem Aufruf. Unter roten Fahnen, den Portraits von Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Ho Chi Minh demonstrieren sie durch das »Schaufenster des freien Westens« gegen den US-Imperialismus.
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