Turnhose

In meiner Kindheit in den 80er Jahren waren kurze Turnhosen aus Glanzstoff normale Sport- und auch Freizeitkleidung. Oft wurden diese auch unter der normalen Hose getragen, man sparte sich dann das Umziehen beim Sportunterricht.
Als ich 11 war, wurde ich einmal von einem Auto angefahren. Ich war froh, dass ich meine blaue Adidas-Hose »unter« hatte, denn im Rettungswagen wurde ich zur Untersuchung und Versorgung ausgezogen, bis ich bis auf die Turnhose nackt war. In dem Alter wäre es mir wesentlich unangenehmer gewesen, im Slip dazuliegen. Im Krankenhaus durfte ich die Turnhose dann bis zur Narkose anbehalten. Operiert wurde ich wohl nackt, aber als ich wieder zu mir kam, stellte ich fest, dass das ich unter dem Krankenhaushemd bereits meine dunkelblaue Erima-Sprinterhose trug, die gerade frisch gewaschen worden war. Meine Mutter, die von der Polizei verständigt worden war, hatte sie mitgebracht und mir angezogen. Wie die anderen Patienten in meinem Alter lag ich nach der Verlegung auf die normale Station für den Rest der Zeit dann in Turnhose und T-Shirt im Bett. Zuhause schlief ich allerdings auch in einer älteren Turnhose und nicht im Pyjama, im Krankenhaus hätte ich mich mit einem Pyjama dann auch bei jeder Untersuchung bis auf die Unterhose ausziehen müssen. In der Turnhose ging das ohne Entkleidung.
Kurze Hose waren damals einfach noch nicht schwul oder peinlich, dafür hätten wir es als peinlich empfunden, wenn jemand seine Unterhose aus der Hose hätte gucken lassen, wie es heute mit den Boxershorts üblich ist. Das hätten in den 80ern wirklich nur Schwule gemacht. Diese angeblich coolen Unterhosen sind zum Teil auch noch gemustert wie damals die Schlüpper vom Grabbeltisch.