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Okay, Sarrazin... Sarrazin ist eine höchst gefährliche Witzfigur, die sich in ihren literarisch-politischen Versuchen selbst disqualifiziert. Er erinnert mich an einen Clown, der beständig über seine Füße stolpert aber trotzdem nicht aufgibt.
Wie es scheint, finden seine Ausflüsse Anklang bei weiten Teilen der Bevölkerung. Vermutlich liegt das daran, dass die dümmlichen Spießbürger notorisch Angst davor haben, zu kurz zu kommen. Weil die geistige Kleingartensparte Denkbewegungen hemmt, treffen unkomplizierte Erklärungen für gesellschaftliche Missstände allerorten auf offene Ohren:
»Wie können die verdammten Arbeitslosen nur Geld vom Staat bekommen? Die kriegen das geschenkt! Die müssen sich gar nicht anstrengen, so wie wir guten Bürger! Das ist ja unerhört! Und überhaupt, die ganzen Türken und Araber, was wollen die hier? Die sind doch alle kriminell! Die Ausländer und die Arbeitslosen sind schuld daran, dass es mit Deutschland bergab geht! Damals, bei Adolf, da herrschten noch Zucht und Ordnung.«
Kurz und gut: ein Schoß, der feuchtet.
Die gegenwärtige Entwicklung kommt mir zunehmend unwirklich vor. Vielleicht fallen mir diese Dinge nur deshalb auf, weil ich Anfang dieses Jahres aus dem Bezugsrahmen des bürgerlichen Wertekanons herausgefallen bin. Ich habe akzeptiert, dass ich zu den Abgehängten gehöre, zur verlorenen Generation, zu denen, die irgendwie weiterwursteln.
Anfangs hatte ich große Angst vor der Zukunft, die inzwischen Gegenwart geworden ist. Ich bin nicht daran gestorben und ich habe mich mit meiner Lage weitgehend arrangiert. Japp, ich bin beinahe dankbar für das psychiatrische Intermezzo! Meine Augen sind weit geöffnet - ich sehe so klar wie nie, und ich sehe, dass ich nicht mehr mitmachen muss bei dem ganzen Quatsch. Ich sorge dafür, dass es mir gut geht, dass ich glücklich bin... Und siehe! Der Mittelfinger erhebt sich über die Faust zur ältesten Geste der Welt!
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