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Jetzt ist also die Schönheitschirurgie in meiner nächsten Familie angekommen: Eine junge Verwandte hat mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut, sie habe sich letzte Woche 'die-Brüste-machen-lassen'. Ein dreitägiger Klinikaufenthalt und jetzt am fünften Tage noch ein Schmerz, als habe jemand mit einer Eisenstange auf sie eingedroschen. Das arme Kind, aber Hoffart muss leiden. Wer bin ich, der Mann mit den tatauierten Knien und dem piercingbedingten Mammaabszess, mich über derlei Körpermodifikationen zu entsetzen oder -rüsten? Es wäre mir nebenbei überhaupt nicht aufgefallen, auch jetzt verbot es mein Anstand, der kleinen Personen quasi von oben herab aufs Dekolletee zu schauen, das ohnehin noch eine Kompressionsbandage beschloss, und in der Vergangenheit habe ich auch nie einen genaueren Blick riskiert; gewiss, sie hatte zu mir schon des Öfteren von ihrer empfundenen Flachbrüstigkeit gesprochen, aber vergleichbar dem an Apenopsie Erkrankten habe ich eine gewisse Brustblindheit ausgebildet, was sich vielleicht wiederholenderweise an der Tatsache demonstrieren lässt, dass ich in einer Frankfurter Flughafenlounge minutenlang neben DollyBuster gesessen habe ohne a) diese Tatsache als solche zu registrieren noch b) einen längeren Blick riskiert hätte, sondern nur irgendwann etwas dachte wie 'für eine Frau mit so ausladender Büste kleidet sie sich sehr auffällig'. Am nächsten Tag las ich dann in der Zeitung, das Dolly Buster in Düsseldorf eine Erotikmesse eröffnet oder geziert oder so etwas hatte, und rekonstruierte aus dem beigefügten Foto dasMädchenmitdengrößtenBrüsten von Prominentenstatus, das kennen zu lernen mir bislang vergönnt gewesen ist.
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