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Mitteilung von Schmidt (29.9.2011 20:01:16):
Schmidt

Ich gebe mir alle Mühe zu leben.

Auch im vierten Jahr finde ich keine Ruhe.

Sie können sich gar nicht vorstellen wie sehr ich mich nach Händen sehne,

und einem Gesicht. Ich stelle mich an die Türkante um meinen Rücken zu reiben.

Nichts von dem was ich mir ausdenke ist praktikabel. Ich bin ein Scherzbold. Aber den Leuten ist nicht nach
Scherzen zumute. Wenn ich da liege und mit den Armen versuche meinen Kopf und das Kissen so herumzuschieben,

immer und immer wieder, bis kein Druck am Ohr ist, die Schulter leicht bedeckt, der Hodensack nicht am Bein
klebt und die Wirbelsäule in etwa im Gleichgewicht scheint, dann kommen die Gedanken die ich gerne schreiben
möchte und nicht kann, weil sogar eine Mundbewegung diesen Zustand zerstören würde.

Ich bin dann wach und ganz bei mir, aber ich kann diesen Zustand niemandem mitteilen.

Zum Teil spreche ich dann nur einzelne innerliche Sätze, aber oft folgt einem Satz der Nächste, in einem Tempo

das eher dem Lesen gleicht als dem Schreiben. Gleichzeitig höre ich mir zu und denke, all das was ich im
sitzenden, wachen Zustand aufschreibe ist nichts, dagegen.

Manchmal gelingt es mir eine Sequenz von mehreren Sätzen, die genau so, aufeinander folgen sollen, im Gedächtnis
zu behalten, dies im Kopf stehe ich dann manchmal auf und versuche diese Sätze aufzuschreiben.

Das Resultat ist sehr oft enttäuschend. Ich füge hinzu was nicht hingehört. Ich vergesse unterwegs einen Teil.

Manchmal fällt mir eine sehr kleine aber raffinierte Sequenz ein die ich unbedingt bewahren möchte und ich bin
wirklich wach aber in einem so tief entspannten Zustand daß das Aufstehen große Mühe macht. Ich versuche dann

mehrere Eselsbrücken zu bauen um die Sequenz nicht zu vergessen, die Anfangsbuchstaben aller Worte, die
Endbuchstaben, die Anzahl der Buchstaben in jedem Wort, die Zahl die sich ergibt fügt man diese Ziffern
zusammen sowie bildliche Vorstellungen die mir helfen sollen mich an den genauen Wortlaut dieser kleinen
Sequenz zu erinnern.

Alles das hat trotz intensiven Bemühens nicht zu einem Ergebnis geführt.

So habe ich den Eindruck, ich habe meine wichtigsten Sätze verschlafen, ich habe sie zwar gesehen,

für einem Moment waren sie in meinem Besitz, und ich war stolz darauf sie entdeckt zu haben,

dann waren sie verschwunden in den Abgründen des Zufalls.