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Mitteilung von Freno d'Emergenza (21.9.2014 18:16:07):
>>>>sechserpack über »Survival-of-the-fittest«

>>>>[zum Original-Text]
>>>>
>>>>> fit heisst weder fit noch passend, sondern angepasst, Herr Oberlehrer
>>>>
>>>fit heißt sowohl fit (körperlich fit) wie auch passend. Angepasst würde wohl fitted heißen. This piece fits. Das Teil passt. This piece has to be fitted. Das Teil muß angepasst werden. Mein Englisch ist bescheiden und auf das unbedingt Nötigste, wie bei Chemikern üblich, beschränkt. Ich schließe die Möglichkeit, daß Sie mich nun feinerer Nuancen belehren, nicht aus, ist mir sowas doch schon allzuoft passiert. Aber das mit dem Oberlehrer, das lassen wir doch lieber.
>>
>>Ohne nachgeschlagen zu haben, aus dem Kopf:
>>
>>Soweit ich weiß, beruht die Verbreitung des englischen Adjektives »fit« in der Nachfolge Darwins auf einer alten englischen Methapher aus der Sprache der Holzverarbeitung, der Zimmerleute und Tischler. Konkret geht es um eine Holzverbindung, die Stege und Auskerbungen bei den »Nut- und Feder-Brettern«, wie es im Deutschen heißt. Diese Stege – »Feder« – und die dazu passende Auskerbung der »Nut« heißten im englischen »fit« (»Feder«) und »nut« (wie im Deutschen). Weiter vermag ich diese Ethymologie aus dem Kopf nicht zu treiben. »Fit« bedeutet also ursprünglich ein Brett, daß zum Brett mit der »nut« passt. Normalerweise haben ja solche Bretter auf der einen Seite den »fit«, auf der anderen die »nut«. Aber es gibt ja auch Holzverbindungen, bei denen nur eine einzige »fit« in einer »nut« verankert wird, bei Möbeln beispielsweise.
>>
>>Den Sinn, der sich hieraus für »survival of the fittest«, die »fitness« und weitere Gebrauchsfälle von »fit« erschließen könnte, überlasse ich gerne der Findigkeit – wenn man so will: der fitness – des jeweiligen Sinnsuchers.
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> Das passt doch auch ganz gut zu dem sogenannten Schlüssel-Loch-Prinzip dem mein Zweitgutachter Ringsdorf sein gesamtes Forscherleben gewidmet hat, Antennenmoleküle auf der Zelloberfläche ziehen bestimmte passende Gegenstücke an, es ist immer Agonist und Antagonist, Stück und Gegenstück, wie das nun passend geworden ist oder durch die große Anzahl Produktionen gleich von vorneherein eine gewisse Anzahl passend war, dieses Wechselspiel zu durchschauen, ich mute mir das keinesfalls zu.
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>Ich finde es auch ehrlich, nicht so unglaublich interessant.

Auf einer Meta-Ebene ist das schon recht interessant. Eines meiner Lieblingsbücher ist: Ludwik Fleck: Über die Entstehung einer wissenschaftlichen Tatsache. Das Buch ist etwa von 1930. Fleck war damals DER führende Bakteriologe gewesen. Anhand des damaligen Standes von (anatomischer) Hirnforschung und Genetik spürt er den »Denkkollektiven« nach, die bestimmen, was als wissenschaftliche Erkenntnis gelten darf, und was garnicht mal erst ignoriert wird. Thomas S. Kuhn hat das dann in seiner »Struktur wissenschaftlicher Revolutionen« zum heute in aller Munde befindlichen »Paradigma«-Modell ausgebaut. »Schlüssel-Schloß« – das war auch so eine Methapher gewesen, welche ihre Eigendynamik in der Genetik entfaltet hatte. Fleck spricht von der »Macht der Methaphern«. Epistemologisch ist das Ganze also durchaus nicht uninteressant. Zumindest für mich nicht.