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Mitteilung von Schmidt (6.12.2012 00:28:29):
betr. Schmidt

Also, um mal einiges klarzustellen:
Ich schreibe nicht unter Hannah, oder tue ich das doch, ich muß Hannah mal googeln. Ich hab nicht so große Gedächtnislücken daß ich das nicht mehr wüsste. Ich hab überhaupt fast nie unter anderen Namen geschrieben, und wenn, dann nichts Wichtiges.
Ich bin auch kein Fake. Wie gesagt, das habe ich mir zwar Jahre lang gewünscht, es möge bloß ein Traum sein wie mein Leben nach so etwa dem dreissigsten Lebensjahr verlaufen ist, aber ich bin immer wieder aufgewacht und habe festgestellt, genau so ist es, leider. Na ja, es hat auch Vorteile. Sich nicht um Kratzer im Lack vom neuen Auto kümmern zu müssen, fast keine Termine, die beim Arzt ab und zu sind schon lästig genug, kein Kravattenzwang. Das mit dem Kravattenzwang war mir immer am Wichtigsten. Nur deshalb wollte ich meinen Beruf nicht ausüben.

Er fehlt mir schon. Mein Beruf. Das was ich jahrelang machte, kleine feine wertvolle Flüssigkeiten im Hochvakuum destilliieren, sehen wie die Flüssigkeit sich bein Abkühlen in reinste weisse Kristalle verwandelt, beschriften, verschließen und in den Kühlschrank stellen.
Ich habe diesen Beruf immer geliebt, weil man eben diese so umstrittenen Dinge, diese toxischen Derivate von denen so viele schwärmen und anderen gilt es als Teufel höchstpersönlich, herstellen kann, eben weil man etwas kann das nicht viele können, etwas Sustanzielles. Ich wollte Fabrikant werden, eine Zeitlang. Ich hatte die Anzeigen der Jahrhundertwende studiert wo jeder halbwegs begabte Chemiker seine eigene Arzneimittelproduktion betrieb, das meiste Zeugs davon ist heute obsolet, überholt, ersetzt, manches gar hat sich als höchst giftig herausgestellt, aber der kahle Krempling (ein Pilz) gilt ja in älteren Pilzbüchern auch noch als Speisepilz während neuere Bücher eine enzymzersetzende Wirkung vermuten die allerdings nicht bei jedem zu beobachten ist der ihn verspeist. Ich habe mir all diese Dinge das Berufsleben betreffend viel zu leicht vorgestellt, dachte, ausgebildet bin ich wer um den man sich reißt, da kann ich sogar das Ekel sein das ich gerne bin und bin trotzdem nachgefragt. Ich habe mich wirklich sehr getäuscht.


Aber ich schweife ab.
Der Kai ist in Eltville. Das zentrale Rheinufer dort besteht aus einem breiten Weg mit grobem Kies (auf dem übrigens selten mal keine dicke Hundekacke zu finden ist) mit einer Doppelreihe von auf etwa auf drei Metern gestutzten Platanen. Direkt an diesen breiten Kiesweg grenzt die schräge Ufermauer die bei Niedrigwasser einige Meter abfällt. Von einer dieser Platanen herunter hat sich der Entensturz abgespielt. Werde ich jetzt mittels IP verfolgt oder was. Will man mir Geld für meine Geschichte anbieten. Lasst mich mal lieber in Ruhe. Schreiben ist ja in Ordnung. Kein übertriebener Aktionismus. Das hab'ich mir von Christine gemerkt. Das Tilidin tut mir nicht gut. Ich hab' damit nun wieder aufgehört. Ich höre damit ganz auf. Ich glaube es erhöht in unangenehmer Weise den Blutdruck. Du hast recht, ich muß wählerischer sein mit meinen Rezeptoren. Die sind bestimmt chronisch und gewaltig modifiziert. (Das mit dem Diazepam spritzen hat sich während meiner Bundeswehrzeit im Koblenzer Bundeswehrzentralkrankenhaus abgespielt, ist fünfunddreissig Jahre zurück..hatte die Spritze samt Ampulle aus dem Schwesternzimmer gemopst und bin mit 'nem Kumpel zusammen aufs Klo damit) Mein Zweitgutachter (Ringsdorf) der übrigens häufiger Gastredner an einer Londoner Uni (School of Medicine ? medical school ?) war und fast einmal dem Nobelpreis nahe (so das Unigerücht) hat sein Leben mit Cognac, Diazepam und dem Schlüssel-Schloss-Prinzip verbracht, nämlich genau jener strukturellen Anpassung das die Rezeptoren so verformt /neu gestaltet das sie auf das veränderte chemische Angebot im Blut adäquat passen. Das ist ja die hervorragende Eigenschaft die Rezeptoren besitzen, sich anpassen zu können. Ich verstehe davon nicht viel. Aber ich muß mich entschuldigen. Sicher hat die Substanzklasse der Benzodiazepine (so unentbehrlich und hilfreich sie manchmal sein können) in der Daueranwendung gravierende und nicht schöne Nebenwirkungen. Ich habe das eingesehen und bestehe auch nicht mehr auf einer Daueranwendung. Trotzdem fände ich es nett und hilfreich ein paar davon (auch verschiedene Sorten) in der Schublade liegen zu haben. Es geht hier doch eigentlich nur um Vertrauen. Auch wenn ich das anscheinend ziemlich oft strapaziert habe.

War noch was. Dein Spruch, Du nimmst alles, nur nicht Vernunft an, nun ja. Ich bete das manchmal selbst. Es ist eine Entscheidung. Und Entscheidungen zögere ich unheimlich gerne hinaus. Noch ein bißchen dieses ausprobieren. mein Leben ist doch sowieso (ein wenig) verpfuscht. Das Ziel, möglichst gesund bei all dem zu bleiben, klar. Eigentlich mache ich mir jetzt schon Sorgen was in zehn, zwanzig Jahren ist. Ich verdränge das. Ich will daran nicht denken. Alt werden sei nichts für Feiglinge sagt einer der bestimmt über einen Haufen mehr Finanzielles verfügt als ich. Aber irgendwo sind wir auch gleich. Es geht allen irgendwann ganz ähnlich. Ich hadere mit dem Gedanken der Beziehung. Ich finde keine Lösung. Vielleicht soll ich vertrauen das nicht alles in meiner Macht liegt. Das sich etwas ergibt. Ich war ehrlich. Einigermaßen zumindest. Nicht daß ich nicht doch noch eine Menge verborgene Gedanken hätte, das nicht, aber nicht alles was verborgen ist ist real, wichtig oder hat Bedeutung. Manches will sich einfach nur als wichtig aufspielen. Ich denke, ich schon wieder. Ist das nicht nun endlich bald mal vorbei. Ok, morgen ist ein Tag mit vielleicht weniger Kopfweh. Tilidin sei Dank. Das dürfen Sie jetzt nicht falsch vertstehen.

Ich werde zurück in meine Wohnung kommen und alles wird normal sein. Und ich werde mich wohl fühlen. Und ich bin jetzt schon gespannt wie sich die Qualität meines Schreibens dann verändern wird. Ich freue mich regelrecht auf das Alleinesein.