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Mitteilung von Matt (24.4.2024 10:42:35):
ja, ich war in der Stadt gestern,

im Bus stieg Michael hinzu und saß im Profil hinter der Scheibe. Fast hätte ich ihn nicht erkannt, er war so schmal geworden. Ich sehe Tote noch jahrelang in den Straßen laufen, bei Vater waren es jahrzehnte in denen ich ihn immer wieder sah und manchmal wie erstarrte und auf dem Fleck lange stehen blieb.

ias
das fernsehen, genauer gesagt der Hessische Rundfunk strahlt gestern unter dem Titel „Frankfurt liest ein Buch“ die folgenden Worte in den Äther: „brecht mit gewalt den Rassenhochmut der germanischen Frauen, nehmt sie als beute“ Zebras im Schnee. Das zeitalter chinesischer Spione ist wieder angebrochen, nice to have pour la chine sagt Tadeus der Beobachter mit gepflegter Runde, ich schalte aus und gehe ins bett.

Michael stieg am Asklepios aus, ich dachte, er will mich ins Krankenhaus begleiten. Der Penner, zeel sagte, dieser penner, endlich weiß ich nun das dieser penner ein penner ist, der stand zwei Haltestellen vorher am Bussteig, er ist dick geworden und trägt Bart, fast hätte ich ihn nicht erkannt. Also der penner der macht alles auf den allerletzten Drücker und oft viel zu spät, und auch gar nicht, und der Richter ist ein Quartalssäufer der seine Begutachtungstermine um mehr als ein halbes jahr überschreitet. Beide, Richter und penner, geben also dem betreuten Doktor immer wieder und wieder Gelegenheit sie abzulehnen, rauswerfen zu lassen. Und der Amtsarzt sagt wörtlich „Und so Einen (sowas) haben wir aus dem garten geholt“ im gehen, im November Zweineunzehn, kurz vor der Überschreibung des Hauses an den Jüngsten und die gleich darauf einsetzende pandemie in der man Geld nicht mehr sinnvoll ausgeben konnte weil man nicht raus durfte.

gleichzeitig bzw. bald danach bekommt der Übers Ohr gehauene ein Kommunikationsgerät das sich eng anlehnt an den neuen Hausbesitzer und welches von dort aus konfiguriert wird. Es ist ein wenig einseitig geworden die Kommunikation mit den Biden. Ich kommuniziere mir die Seele aus dem Leib und ich kriege Antwort, aber weißt Du, Antwort in dem Sinne daß er halt irgendeine Antwort gibt, irgendeine kurze Antwort, ja mach doch, oder daß mußt du wissen, oder ich weiß nicht, oder sogar eine Antwort die direkt der künstlichen Intelligenz entstammen könnte, aber keine Antwort mehr die auf irgendeine wie auch immer geartete Empathie hinweist, auf unser früheres verhältnis oder gar auf vertrauen. Alles ist taktisch geworden, ganz und gar uninformativ, ich empfinde sie als kalt und höflich,

sie so zu sehen tut wirklich weh. der penner sagt, trennen Sie sich, ich antworte, ich hänge an Ihnen, das war schon viel zu viel dem Penner gesagt, jetzt nutzt er wohl diese tatsache aus,


mmm
jetzt sind wir nur noch drei war die letzte ansage.

ich war im Bus, Michael stieg aus am asklepios, ich fuhr weiter, wollte mit der Sechs hoch zum alten Friedhof weiterfahren, aber die Sechs zeigte dreimal verspätung auf der Anzeigetafel an, also lief ich meinen alten weg hoch, die schwalbacher hoch und links in die Platter straße hinein, an der Villa wo einst „Gramm“ wohnte (jedenfalls stand das auf dem Klingelschild) vorbei vor dessen Bürgersteigen ein paar jahre lang Wiesbadens erste und einzige gut duftende Marihuanakippen lagen, direkt im Rinnstein, und wo einst täglich ein Mann mit rotem Rucksack sich bückte, ein Stück weiter noch rechts eine lange steile Treppe hinauf wo auch immer was zu finden war, alle ssauber, ich habe alle verfolger abgehängt, stapfe etwas langsam und mühsam die Treppe nach oben, sie ist wirklich lang, aber oben hat man zwischen zwei alten Villen eine tolle Aussicht über einen großen Teil der Stadt. Ganz oben angekommen, ich wähnte mich alleine, sehe ich schräg gegenüber einen Mann mit Rucksack der auf einem Mäuerchen etwas kramt und gleichzeitig direkt vor mir eine nach Inhalt aussehende Kippe. Ich drehe mich um, schaue die Treppe hinunter, auf halber Höhe stapft eine junge Frau hinauf, Ich bleibe kurz stehen, hebe die Kippe nicht auf, ich kenne diese prozeduren, laufe zwanzig Meter weiter zu einem Aussichtspunkt, wo man also die Stadt weit überblicken kann zwischen zwei der alten Villen und strecke mich und schaue rechts und links, in nicht mal zwei Minuten kommen noch zwei andere gestalten aus irgendwelchen ecken hervor, (Die gegend ist ganz und gar leer normalerweise und hat keinerlei Publikumsverkehr), alle passieren die Stelle mit der Kippe, auch die Frau welche die Treppen hinter mir hochlief ist nun oben, ich betrachte die Aussicht, warte bis sie alle ihrer Wege gegangen sind, schaue auf den mann mit Rucksack schräg gegenüber, auch er hat das Weite gesucht. So kurz dieser menschenauflauf in dieser Verlassenen alten Villengegend war, so schnell war er vorbei, nun ist alles wieder gähnend leer, ich laufe zu der kippe und hebe sie auf, beobachtet vielleicht aus tausend, nein sagen wir zwanzig offenen dunklen leeren fenstern, einwickeln, hintere Hosentasche, vorher riechen, hat Inhalt.

Weiter Richtung alter Friedhof, davor ist die Kirche Maria Hilf neben der die Straße mit der allergrößten Hundekotdichte an verenden wollenden jungen Bäumen sich befand, auf der Mauer von Maria Hilf steht „fuck Nazis“, im neuen Klohäuschen in Eltville neben dem Busfahrerparkplatz in dem an die wand neben dem Pissoir ein schwarzes Hakenkreuz gemalt war, ist nun ein mit rotem Stift gemalter Kreis, und kritzel durchgestrichen und drunter Steht „Nazis töten“, an der Anton Gruner Schule ist ein Schild „kein rassismus“. Ich strecke den Kopf hinein in einen Kiosk nahe dem alten Friedhof weil ich meinen Schreibstift vergessen habe und ein paar Dinge die mir unterwegs einfallen aufschreiben möchte. aber es lässt sich niemand blicken. Vielleicht verkaufen Bierkioske auch keine Kugelschreiber und laufe weiter. Vor dem haupteingang alter Friedhof meine ich eine seltsame gelbe Frucht auf dem Boden zu sehen, alles liegt voll davon, ich bücke mich, es sind irgendwelche gelben runden Flips. Ich laufe ins Friedhofsgelände. es ist entgegen der wettervorhersage sonnig und relativ warm. Es sind eine Menge Jugendlicher und Kinder unterwegs, der alte Friedhof hat ein paar grüne rasenflächen, da liegen sie mit Decken, spielen Ball, auf Bänken sitzen einzelne erwachsene, ich halte mich fern des publikums und laufe alte ecken ab, alles ist sauber, wo früher Kippen lagen ist nun nichts mehr zu finden. ich denke, nach der Erlaubnis wird verkehrt zu Hause geraucht. ich steuere eine der sechseckigen halboffenen Holzhütten an. Die stehen aud sechs stabilen Holzpfosten und hatten eine halbrunde Sitzbank im Inneren. Die bank ist weg, es ist nur noch ein Unterstand. trotzdem will ich näher treten, deise Stelle war auch einst ein Fundort. Beim Näherkommen wird mit eine gespannte Nylonschnur in Fußhöhe gewahr, eine böse Stolperfalle. Ich entknote den faden weil ich kein Messer bei mir habe, höre von weit hinten Kinder rufen „nein nein“, wahrscheinlich lagen die racker auf der Decke in der Sonne mit ihren Kindermädchen und haben beobachtet ob jemand drüberstolpert, ich mach das Ding ab, wickel es auf, stecke es in eine tasche am Rucksack und verlasse den alten Friedhof. Kurz danach zeige ich die Schnur einem etwa Dreißigjährigen Mit großem Mops, fast Kampfhund, und erzähle die Geschichte dazu, er sagt, Sie haben alles richtig gemacht, ich laufe weiter, erzähle die Geschichte einem Buchhändler bei dem ich einen Scholl-Latour für dreifünfzig kaufe (klingt wie ein teurer Wein), der sagt nix dazu, laufe weiter durch die Langgasse (fußgängerzone), bleibe kurz vor einer neueröffnung eines Optikerladens stehen der mit einem kostenlosen Sehtest wirbt, denke, den hab ich ja grade hinter mir, ich hab die Schnur gesehen, die transparent gespannte Stoplerfalle, mit Staats raison deklariert der Monarch daß es ihm zu blöde ist seine entscheidungen vor dem parlament zu rechtfertigen, es herrscht eine gewisse verduxtheit in diesen Fragen, die waffenlieferungen gehen weiter, ich erzähle die Geschichte noch meinem Musikalienhändler, der will mir freundlicherweise die ihm gezeigte Angelschnur gleich „entsorgen“ und streckt schon die Hand aus danach, ich sage, nein nien, die muß ich erst noch meiner feuerwehr zeigen, ich sage Kinder kommen auf die verrücktesten ideen, ich war auch solch ein Kind, und ich hätte mich über einen Erwachsenen der meine Stolperfalle einfach abbaut damals auch geärgert, ich handele meinen ungewöhnlich großen Einkauf dieses mal aus dem Notenantiquariat von Siebenundsechzig auf zweiundsechzig herunter, warum soll Palimpalim sich nun plötzlich zu solch komplexen Fragen äußern sagt die Runde um tadeus, ich gehe gleich ins Bett, solche ein gepflegtes Sofagespräch mit Kompetenteren als palimpalim, ich erzähle von einer gewissen Doppelgesichtigkeit beim Ablesen drei und vierstimmiger partituren und daß man sich sehr seltsam vorkommt dabei, man sieht alles völlig anders, aber es funktioniert damit einfach besser, das Spiel, und mein Musikalienhändler antwortet, es dauert lange bis man so sieht, was mir im nachhinein noch fast ein Schaudern macht. Anscheinend wußte er über was ich da sprach.

Auf dem Rückweg kamen drei Fünfen auf einmal angefahren und der fahrer hat sich beschwert sie würden doppelt fahren, der Bus jedoch wurde trotzdem voll. es war ja auch um die Mittagszeit. Und sogar dem Richter habe ich einen Platz eingeräumt. Der Bus hielt nämlich eine haltestelle vorher und wollte schon weider wegfahren als ich dem fahrer sagte, da, dieser mann da, der will auch noch mit. Der Bussteig am Rathausplatz gegenüber der Musikschule ist ziemlich lang und hat drei verschiedene Haltezonen.

unter meinen Neuerwerbungen des Antiquariats befindet sich ein Heft mit Choralvorspielen von Max Reger. Den Quittungszettel mit den bezahlten zweiundsechzig Euro lag in diesem Heft an der Stelle „in tiefer Not rufe ich zu Dir“