Haarausfall (Alopezie) bedeutet eigentlich keine Minderung der Gesundheit, dennoch sind die psychologischen Auswirkungen oft erheblich. Zum Bild eines Sympathieträgers in der Öffentlichkeit gehört üppiger Haarwuchs, und wer in jungen oder mittleren Jahren nicht diesem Idealbild entspricht, wirkt älter, weniger attraktiv oder sogar lächerlich. Statistischen Untersuchungen zufolge korreliert Haarausfall in etwa mit dem Lebensalter, daß heißt mit 35 Jahren sind ungefähr 35% aller Männer mehr oder weniger von erblich bedingtem Haarausfall betroffen. Von Haarausfall ist die Rede, wenn täglich mehr als 100 Haare (grober Anhaltswert) ausfallen.
Erblich bedingter Haarausfall (Androgenetische Alopezie) ist mit 95% die am häufigsten auftretende Variante. Es gibt charakteristische Muster für den Verlauf. Meist bilden sich zuerst die sogenannten Geheimratsecken an den Schläfen aus, später lichten sich dann die Haare am Hinterkopf beginnend am Haarwirbel. Im weiteren Verlauf wandert der vordere Haaransatz immer weiter zurück, das Haar wird lichter und schließlich bildet sich eine Glatze aus. Der Vorgang kann sich über Jahrzehnte oder auch nur wenige Jahre erstrecken und sehr frühzeitig einsetzen.
Faktoren für Haarwuchs
Die Haare werden durch die Haarfollikel unter der Haut produziert, dabei vollzieht sich das Wachstum der Haare in drei Phasen. Die Wachstumsphase, während der das Haar an Länge zunimmt, dauert normalerweise 3-7 Jahre, darauf folgt eine Ruhephase (etwa 3 Wochen), anschließend stellt das Follikel das Wachstum ein und das Haar wird abgestoßen (nach ca. 3 Monaten). Das Follikel läßt dann wieder ein neues Haar wachsen und der Vorgang wiederholt sich. Durch diesen Zyklus erklärt sich der normale tägliche Haarausfall.
Die Veranlagung für den erblich bedingten Haarausfall kann sowohl von Seiten der Mutter und des Vaters vererbt werden. Bei Veranlagung haben die Follikel auf der Oberseite des Kopfes eine erhöhte Anzahl von Rezeptoren für bestimmte männliche Hormone. Die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Haarausfalls erklären sich durch die verschiedene Anzahl und Verteilung dieser Rezeptoren. Die Hormonspiegel sind dagegen bei Männern mit Neigung zu Glatzenbildung in der Regel nicht anders als bei Männern ohne Veranlagung.
Die genauen Zusammenhänge und Ursachen sind noch nicht restlos bekannt. Das Hormon, das nachweislich am meisten für Haarausfall ursächlich ist, hat die Bezeichnung Dehydrotestosteron (DHT). Durch einen Vorgang, der 5-Alpha-Reductase heißt, wird DHT aus Testosteron gebildet. Durch den Einfluß des DHT auf das Follikel wird die Wachstumsphase im Haarwuchszyklus immer kürzer und das Haar selbst immer dünner und pigmentloser (schließlich Vellushaar oder Flaumhaar). Man spricht von einer Miniaturisierung des Haares, die an den betroffenen Stellen äußerlich als kahle Stelle in Erscheinung tritt.
Mikroskopisch gesehen gleicht die Wirkung auf die Follikel einer Organabstoßung. Vermutlich werden durch die Bindung des DHT die Follikel als Fremdkörper angesehen und in Folge einer Immunreaktion bilden sich die versorgenden Blutgefäße zurück, so daß das Haar verkümmert.
Weitere Formen des Haarausfalls
Außer dem erblich bedingten Haarausfall gibt es gelegentlich den kreisrunden Haarausfall (Alopecia Areata), der schubartig auftritt und durch kreisrunde, stark abgegrenzte Stellen charakterisiert ist. Diese Form tritt bei Männern, Frauen und Kindern auf. Es handelt sich vermutlich um die Auswirkung einer Autoimmunreaktion, die auf jeden Fall als Krankheit vom Arzt behandelt werden muß. Die genauen Ursachen sind noch nicht restlos bekannt. Dieser Haarausfall kann sich bis zum Verlust des gesamten Haupt- und Körperhaares weiterentwickeln.
Diffuser Haarausfall (keine Ausbildung von Mustern) kann in Folge von Krankheiten und Ernährungmängeln auftreten. Beispielsweise können Fieber oder Erkrankungen innerer Organe wie Leber oder Schilddrüse die Gründe sein. Außerdem kommen Vitaminmangel, Medikamente, Streß und übertriebene Abmagerungskuren in Frage. Die Diagnose und Behandlung muß ebenfalls vom Arzt erfolgen.
Haarausfall bei Frauen kommt besonders ab den Wechseljahren häufig vor. Die Ursachen sind ähnlich wie beim erblich bedingten Haarausfall bei Männern, allerdings dürfen die Behandlungsmethoden für Männer in der Regel nicht angewandt werden. Bei Frauen lassen sich mit östrogenhaltigen Haarwassern meist gute Erfolge erzielen, die Behandlung wird außerdem von den Krankenkassen übernommen
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