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prediger schrieb am 29.12. 2006 um 12:14:01 Uhr über

Lederkerle

Leder ist ein Material, das durch Gerben aus der Haut von Tieren gewonnen wird. Aufgrund der aufwändigen und daher teuren Herstellung kann der Bedarf nicht durch echtes Leder gedeckt werden. Es wird daher häufig durch Lederimitate, sogenanntes Kunstleder ersetzt. Zusammen mit Holz, Stein und Wolle ist es eines der Materialien, mit denen der Mensch in seiner Geschichte schon am längsten arbeitet.


Römische Sandalen (caligulae)


Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Begriffe
2 Lederarten
2.1 Tierarten, von der die Haut stammt
2.2 Ob das hautgebende Tier domestiziert war
2.3 Verarbeitung, der das Leder unterzogen wurde
2.4 Dicke des Leders
2.5 Oberflächenbeschaffenheit
3 Verwendung
4 Geschichte
5 Metaphern
6 Siehe auch
7 Weblinks



Begriffe [Bearbeiten]Der Narben bezeichnet die ursprüngliche Hautoberfläche, die glatte Seite, die die arttypische Oberflächenstruktur zeigt. Aber auch das künstliche Aufbringen einer Textur wird als Narben bezeichnet. Die andere Seite des Leders nennt man Aasseite. Vollnarbige Leder, die an der Fleischseite bearbeitet werden, bezeichnet man als Sämischleder. Veloursleder ist ein Sammelbegriff für Ledersorten mit aufgerauter Oberfläche, die auf der Fleisch- oder der Narbenseite angeschliffen werden.


Lederarten [Bearbeiten]Ledersorten können auf verschiedene Arten kategorisiert werden. Die folgende Liste kann daher nur einige Parameter als Beispiele anführen.


Tierarten, von der die Haut stammt [Bearbeiten]Heute wird Leder vor allem aus der Haut von Rind, Kalb und Schwein hergestellt. Seltener werden z. B. Pferd (Chagrin, Cordovan) und Ziege (Saffian) verwendet. Im Mittelalter wurde auch Hunde- und Katzenhaut verwendet. Krokodil-Leder und Schlangenleder werden fast ausschließlich für Modeartikel verwendet. Aus Tierschutzgründen werden sie jedoch immer mehr durch Kunstleder ersetzt. Fischleder bzw. Aalleder ist extrem selten. Hühnerleder stammt nicht aus der Haut von Hühnern, sondern aus feinem Schaf- oder Ziegenleder.

Es gibt Gerüchte, die besagen, dass in jüngster Zeit teilweise ungekennzeichnetes Leder aus Fernost nach Europa gelangt, das von Hunden und Katzen stammen soll. Falls das wahr sein sollte, stellt das jedoch eher ein Problem für Tierschützer dar als für die lederverarbeitenden Industrien und den Handel. Andererseits sollte man sich vor Ethnozentrismus hüten. Hunde sind in asiatischen Ländern ein Nahrungsmittel und warum sollte man sie nicht vollständig verwerten, wenn man sie schon tötet. Inder wiederum würden es für barbarisch halten Kuhhäute zu verwenden.


Ob das hautgebende Tier domestiziert war [Bearbeiten]Das meiste heute verwendete Leder stammt von Tieren, die von Menschen gezüchtet und aufgezogen wurden, sogenannten domestizierten Tieren. Nur noch in Einzelfällen stammt Wildleder tatsächlich von wildlebenden Tieren.


Verarbeitung, der das Leder unterzogen wurde [Bearbeiten]chemische Bearbeitung
So erhält man z. B. Rhabarberleder durch Gerbung mit Extrakten der Rhabarberwurzel. Schwarzleder wird durch Bürsten des gegerbten Leders mit Eisensalzlösungen (Schwärzen) hergestellt. Leder wird auch oft mit Öl oder Teer-Öl eingerieben, um es geschmeidig zu machen, z. B. Juchtenleder. Gefärbtes Leder wird entweder durchgefärbt oder oberflächengefärbt. Weil man zum Färben früher oft Anilinfarben verwendete, was inzwischen verboten ist, bezeichnet man ein vollständig durchgefärbtes Leder als Anilinleder. Obwohl heute andere Farben verwendet werden, hat sich die Unterscheidung erhalten nach Rein-Anilin ohne Oberflächenschutz, Semi-Anilin mit schwacher Oberflächenbehandlung (Hier dringt die Farbe nicht tief ein.) und gedecktem Leder, das mit Schutzlack lackiert wurde. Komplett Anilin-gefärbtes Leder hat auf der Ober- und der Unterseite die gleiche Farbe, Kratzer oder Abnutzung fallen dadurch weniger auf. Oberflächengefärbtes Leder wird auch als »pigmentiertes« Leder bezeichnet.

mechanische Bearbeitung
Leder kann außerdem gewalkt, gefalzt, gekrispelt, geprägt, perforiert oder chagriniert, d. h. mit künstlichen Narbenmustern versehen, werden.


Dicke des Leders [Bearbeiten]Nach dem Gerben wird dickes Leder gespalten. Die obere Seite, die sogenannte Vachette kann zu Nappaleder verarbeitet werden. Veloursleder gewinnt man, aus den dünneren, unteren Schichten oder durch dasauf-links-drehenvon dünneren Glattledern. (Wegen seiner Oberflächenstruktur wird es oft mit Wildleder verwechselt.)


Oberflächenbeschaffenheit [Bearbeiten]Hierbei sind die Grundfragen: Sind die Poren offen oder geschlossen? Ist die Oberfläche glatt oder strukturiert? Von Nubukleder z. B. spricht man, wenn die Oberfläche angeschliffen wird, so dass eine feine, aufgeraute Struktur entsteht.

Weitere Parameter sind z. B. Reißfestigkeit, Wasserdurchlässigkeit, Wasserdampfdurchlässigkeit, Schrumpfverhalten, Anteile an Wasser, Asche oder sonstiger Chemikalien.

Eine Neuentwicklung ist das sogenannte »Kühlende Leder«. Im Gegensatz zu herkömmlichem Leder soll es sich in der Sonne nicht aufheizen, weil hier Farbpigmente das Sonnenlicht reflektieren.


Verwendung [Bearbeiten]
LederschuheEs gibt zahlreiche unterschiedliche lederverarbeitende Handwerksberufe wie den Feintäschner, Gerber, Kürschner, Riemer, Sattler oder Schuhmacher.

Das durch Gerben hergestellte und danach bearbeitete Leder ist außerordentlich vielseitig verwendbar.

Mode
Leder wird hier einerseits in der Bekleidungsindustrie für Kleidungsstücke (z. B. Jacken, Hosen, Mäntel) und Schuhe, andererseits für Accessoirs wie Gürtel oder (Hand-)Taschen verwendet. Daneben gibt es Schutz- und Funktionskleidung aus Leder (Fliegerjacken, Motorradkleidung, ...) In der Möbelindustrie wird Leder vor allem als Bezug verwendet z. B. von Möbeln wie Sofas ö.ä.

Sport
Beispiele sind hier Überzüge von Bällen (z. B. Fußball, Handball, Medizinball) oder Sportgeräten (z. B. Böcke, Boxsack).

Erzeugnisse aus Leder werden als Lederwaren oder Portefeuilles bezeichnet. Darüber hinaus hat Leder Bedeutung und Verwendung in der Fetischszene.

Ein wachsender Anwendungsbereich ist die Technik oder Fahrzeugindustrie. Schon früh wurde Leder für Transmissionsriemen o. ä. verwendet. Heute nimmt die Verwendung als Innenraum- oder Lenkradverkleidung sowie für Ledersitze zu (siehe dazu auch: Fahrzeugtuning).

Ein historisches Beispiel für die Verwendung von Lederriemen ist das Bandalier.


Geschichte [Bearbeiten]Lange vor der Zeitenwende waren lederne Gegenstände in Ägypten und bei den Israeliten in Gebrauch. Im Mittelalter war die Produktion von Leder in Vorderasien und Nordafrika sehr viel weiter fortgeschritten als in Europa, sowohl was die Quantität als auch was die Qualität anbetraf. Erst 1749 wurde die erste Saffianleder-Fabrik im Elsass errichtet. Die Herstellung einzelner Lederarten war in Deutschland lange Zeit einzelnen Regionen oder Städten vorbehalten:

Sohlleder in alter Grubengerbung im Rheinland, besonders in Trier, Malmedy (jetzt Belgien)
Sohlleder in Schnellgerbung in Norddeutschland, besonders in Hamburg
Rossleder in Holstein
Lackleder, besonders Lackkalbleder in Worms und Mainz
Lackleder für Wagenverdecke in Mülheim an der Ruhr
feine Wichskalbleder in Barr im Elsass
Kipsoberleder in Backnang
farbige Leder in Offenbach am Main, wo heute noch die Lederwarenmesse stattfindet, und im Taunus
Glacéleder in Berlin, Magdeburg, Altenburg und München

Metaphern [Bearbeiten]Leder wird oft mit Wildheit und Ungezügeltheit in Verbindung gebracht. Vermutlich ist das darauf zurückzuführen, dass zur Gewinnung von Leder ein Tier sterben muss und der Träger deshalb ein potentieller Jäger sein muss. In dieser Funktion diente Leder (z.B. Lederhosen) lange Zeit zur absichtlichen Abgrenzung Jugendlicher von der bürgerlichen Gesellschaft (Jugendkultur). Leder haftete deshalb lange ein Hauch von Abenteuerlust und harter Männlichkeit an.

Leder kann aber auch ein Ausdruck für Konvention, Brauchtum und Tradition sein. Es wird schon sehr lange von Menschen verwendet. Daher ist es auch ein Ausdruck einer Verbundenheit mit der Vergangenheit und der Verbindung zu Natur. Bekannte Beispiele sind Trachtenjacken und die berühmte bayerische Lederhose.

Die Bedeutung vieler dieser Metaphern geht in einer individualistischen Gesellschaft verloren. Es ist nicht wichtig, sich als Mitglied einer Gruppe zu markieren. Menschen versuchen vielmehr sich als einzigartig kenntlich zu machen. Die Verwendung bestimmter Materialien richtet sich daher nach der Seltenheit, mit der diese in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Soweit es Mode betrifft, herrscht heute eher ein Stilmix vor. Die ursprüngliche Bedeutung ist nebensächlich. Daher ist Leder heute ein Material wie jedes andere und damit auch gesellschaftsfähig. Lederjacken und Lederhosen z.B. haben den Status aufmüpfiger Jugendbekleidung verloren und sind zum fest etablierten Spektrum der Alltagskleidung, z.T. sogar zum Prestigeobjekt geworden.


Siehe auch [Bearbeiten]Bei ähnlicher Verarbeitung der Haut, aber ohne Gerben, entsteht Pergament.




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