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Therapeutisches Protokoll
Klientin: Lisa M.
Alter: 28 Jahre
Beruf: Marketing-Managerin
Sitzung Nr.: 9
Datum: 05.02.2023
Therapeutin: Dr. Julia Weber
Beobachtungen:
Lisa erscheint 15 Minuten zu spät zur Sitzung, mit der Begründung, dass „alles gerade zu viel“ sei. Ihre äußere Erscheinung wirkt gepflegt, doch ihre Augen sind gerötet, und ihre Körpersprache zeigt deutliche Erschöpfung. Sie spricht schneller als sonst, wechselt abrupt die Themen und zeigt Schwierigkeiten, sich auf eine Gesprächslinie zu konzentrieren. Mehrmals weicht sie Blickkontakt aus und reagiert gereizt auf kritische Nachfragen.
Thema der Sitzung:
Lisa berichtet von mehreren intensiven Wochen. Sie erzählt von exzessiven Partynächten, vermehrtem Alkoholkonsum und mehreren kurzfristigen Bekanntschaften mit Männern. Auf Nachfrage gibt sie zu, dass sie sich nach diesen Begegnungen oft leer und wertlos fühlt. Sie erwähnt auch, dass sie seit einiger Zeit Schlafprobleme hat und häufig unter Panikattacken leidet, besonders nachts.
Kernaussagen der Klientin:
• „Ich will einfach nicht alleine sein, aber sobald jemand nett zu mir ist, stoße ich ihn weg.“
• „Manchmal wache ich mitten in der Nacht auf und habe das Gefühl, keine Luft zu bekommen.“
• „Vielleicht bin ich einfach kaputt und nicht zu retten.“
• „Ehrlich gesagt, habe ich manchmal das Gefühl, dass nichts mehr einen Sinn ergibt.“
Hervorstechende Momente:
Lisa zeigt klare Anzeichen von Überforderung und emotionaler Instabilität. Als das Gespräch auf ihre früheren traumatischen Erfahrungen gelenkt wird, reagiert sie gereizt und lehnt eine Vertiefung des Themas ab. Sie macht abwertende Kommentare über sich selbst, bezeichnet sich als „unfähig, geliebt zu werden“ und „zu kompliziert“.
In einem besonders besorgniserregenden Moment erwähnt sie beiläufig: „Manchmal denke ich, es wäre einfacher, einfach alles zu beenden.“ Obwohl sie diesen Satz schnell relativiert und mit einem Lächeln abtut, bleibt die Schwere ihrer Worte im Raum bestehen.
Diagnostische Einschätzung:
Lisa zeigt Anzeichen einer schweren emotionalen Instabilität, möglicherweise im Kontext einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung (Borderline-Typ) sowie einer depressiven Episode mit akuter Suizidalität. Die Eskalation von Selbstabwertung, destruktiven Verhaltensmustern und latenten suizidalen Äußerungen deutet darauf hin, dass ambulante Therapie möglicherweise nicht mehr ausreichend ist.
Empfehlungen:
1. Dringende psychiatrische Beurteilung: Eine sofortige Beurteilung durch einen Psychiater wird dringend empfohlen, um eine Gefährdung auszuschließen.
2. Stationäre Aufnahme: Aufgrund der akuten Krisensituation wird eine vorübergehende stationäre Behandlung in einer spezialisierten Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie empfohlen, um Stabilisierung und engmaschige Betreuung zu gewährleisten.
3. Medikamentöse Unterstützung: Eine medikamentöse Behandlung (z. B. Antidepressiva oder stimmungsstabilisierende Medikamente) könnte sinnvoll sein, um akute Symptome zu lindern.
4. Weitere Psychotherapie: Nach Stabilisierung sollte die Psychotherapie fortgesetzt werden, idealerweise mit einem Schwerpunkt auf Traumatherapie und Emotionsregulation.
Abschluss der Sitzung:
Lisa verlässt die Sitzung abrupt, wirkt jedoch gleichzeitig erschöpft und erleichtert. Sie stimmt einer weiteren Sitzung nur zögerlich zu. Die Therapeutin vereinbart, Lisa am nächsten Tag telefonisch zu kontaktieren, um ihre Zustimmung zur stationären Einweisung zu besprechen.
Anmerkungen:
Lisa zeigt ein hohes Risiko für Selbstverletzung oder impulsive Handlungen. Eine engmaschige Betreuung ist dringend erforderlich. Eine weitere Behandlung im ambulanten Setting erscheint aufgrund der akuten Symptomatik derzeit unzureichend.
Unterschrift der Therapeutin:
Dr. Julia Weber
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