Schland ist ein Ohr–Ratorium für einen stummen Film – nun digitally remastered auf DvD
von Peter Meilchen & A.J. Weigoni
mit Frank Michaelis – Komposition + Saxophon
Sprecher: Marion Haberstroh & Kai Mönnich
Nach den Ausstellungen in Arnsberg und bei Kultur Ruhr in Essen, Aufführungen bei den Literaturtagen in Wuppertal und auf den Hörspieltagen im Literarischen Colloquium in Berlin ist »Schland« nun digitally remastered auf DvD erhältlich.
»Schland« ist der Versuch, den Blick gleichsam zu konservieren und mit der Kraft der Vergewisserung die Seele des Augenblicks festzuhalten. Diese multimediale Arbeit beschreibt einen akustischen Raum in einem räumlichen Behältnis, dem „neuen“ DeutSchland, einem fiktiven Staat, tiefste Provinz. Schland folgt dem poetischen Kernsatz: „Nur die Fiktion ist noch wirklich, weil die Wirklichkeit durch mannigfaltige Wahrheiten verunstaltet wurde.“ Schland ist nicht nur ein Acker in Herdringen, auf dem Milchproduzenten umherlaufen, Schland ist überall. Es geht (ganz im Sinne Poes: „Man sieht es und sieht doch hindurch“) um den Blick, das Sehen, die Kurzsichtigkeit.
Im Gegensatz zum oft beliebigen High–Tech–Bilderschaschlik wurde das Ausgangsmaterial von Schland mit einem scheinbar antiquierten Bildträger gedreht: Super 8 S/W–Material. Die Nachbearbeitung mit Tipp–Ex, Tinte, Farbstiften und das partielle Zerkratzen der Filmoberfläche kommentiert und verfremdet den Film zugleich. Genauso, wie der Blick manipuliert wird, hat A.J. Weigoni die Tonspur bearbeitet. Wir hören als Continuum: Zikaden aus dem Mittelmeerraum, Kühe vom Niederrhein, Kuhglocken aus dem Zillertal und Unken aus dem Aquazoo. Die heile Welt als virtuelles Ereignis.
Weil die fotografischen Bilder nicht bewegt sind wie unsere unmittelbare Wahrnehmung der Welt, können Repräsentation und Mimesis nicht die angemessenen Dimensionen ihrer Beurteilung sein. Eher lebt Fotografie von dem Begehren, die Welt zu besitzen, und steh deswegen auch in einem komplizierteren Verhältnis zu den Werten öffentlicher Aufklärung und ethischer Sensibilisierung, als man es gemeinhin annimmt.
Peter Meilchens Fotografie fixiert den Augenblick, als würde sie ihn einfrieren. Seine Bilder halten fest, was nicht festzuhalten ist: die Erscheinung einer Landschaft, eines Gegenstands, eines Menschen. Indem seine Fotografie den Zeitfluss unterbricht, vollzieht sie eine Inventarisierung der Sterblichkeit. Seine Bilder springen ins Auge. Am zutreffendsten ist für sie buchstäblich das Eigenschaftswort packend. Seine Schland–Stücke ergreifen uns. Ein Fingerdruck genügt, um dem Augenblick eine postume Ironie zu verleihen.
Daher ist es nur konsequent, »Schland« zu transformieren und digitally remastered auf DvD anzubieten. Diese Umwandlung führte bei der analogen Fotografie von der fotografierten Realität ins digitalisierte Bild und befragt damit die Relevanz des Mediums.
Matthias Hagedorn
Die DvD–Version ist versehen mit einem Original–Cover von Peter Meilchen und in einer limitierten Auflage von 13 Exemplaren erhältlich über: Werkstattgalerie Der Bogen / Möhnestr. 58 / 59757 Arnsberg
|