>Info zum Stichwort Empire | >diskutieren | >Permalink 
wuming schrieb am 15.4. 2003 um 01:35:11 Uhr über

Empire

wird hier mit ungewöhiiliclier Verdiclitung als Kern der politischen Philosophie propagiert. Die Bewegung der Barbaren des 20. Jahrliunderts als »lierrscliaftliche Rasse«, die nicht nur den Nutzen der technologischen Unterwerfung unter das Diktat einer globaleii Gesai,ntmasciiiiierie zieht, sondern sich, ihre Identität, ihre Herrenstellung im Prozess erst liervorbringt, wird als Glosbalisierungsbewegung konzipiert, als Bewegung zum Weltreich, zum Empire einer »Gesamtverwaltuiig der Erde«.

H/N sind über die Bedeutung ihres Zitats voll im Bilde. Ihre Zitierweise - mit der meinigen iden tiSCI,21 - zeigt, dass sie das Zitat nicht irgendeiner der vielen Kompilationeii des »Willens zur Macht« entiioinmen haben, sondern genau diesem Kontext, der die Gewalt psycliosozialerzuriclitung der i-ninimalisierteii Massen als Med' iui-n propagiert, in dem sich eine neue Avantgarde im 20. Jahrhundert als Herren einer Gesamtverwaltung der Erde konstituiert. Dies macht Nietzsches Projekt des »Wille zurmacht« (mit Macliiavellis »Der Fürst«, dazu unten) zu einem der Ursprungstexte von @s imperialen Visioiien. Das Schicksal, das der Arbeiterklasse zugedaclit war, wird in demselben Kontext wenige Aufzeichnungen weiter klargestellt:

»Ich sehe nicht ab, was man mit dem europäischen Arbeiter machen will. Er befindet sich viel zu gut, uni jetzt nicht Schritt für Schritt mehr zu fordern, unbescheidener zu fordern: er hat die Zahl für i,h. Die Hoffnung ist vollkommen vorüber, dass man hier eine bescheidne und selbstgciiügsanie Art Mensch, ein Sklaventhum im gemilderten Sinne des Wortes, kurz ein Stand, ein Etwas, was Unwandelbarkeit hat, sich heraus bilde. Man hat den Arbeiter militärtüchtig gemacht: man hat ihm das Stimmrecht, das Coalitioiisrecht gegeben: man hat ihm All« gethaii, um die Instinkte, auf die ein Arbeiter-Chinesenturn sich gründen könnte, zu verderbe": so dass der Arbeiter heute seine Existenz bereits als einen Nothstaiid (moralisch ausgedruckt als ein Unrecht .... ) empfindet und empfinden lässt (... ). Aber was will man? Nochmals gefragt. Wenn man ein Ziel will, muss man die Mittel wollen: Wenn man

Sklaven will, - ti ii d man braucht sie! - muss man sie nicht zu Herren erzichen.»3«



2
Die KSA ist die textidentisclie Studienausgabe der kritischen Gesamtausgabe, aus der H/N zitieren.

KSA Bd. 13, S. 29; diese Propagandi findet sich bei Nietzs,h, immer wieder.


56

Mit gleichlautenden Formulierungen bekräftigt Nietzsche dies an anderer Stelle, wenn er die Tatsache, dass man Oberhaupt eine Arbeiter-Frage zugelassen hat, verurteilt als
"Die Dummheit, im Grunde die Instinkt-Entartung, welche heute

die Ursache aller Dummheit ist (... ). Die Hoffnung ist vollkommen vorüber, dass hier sich eine bescheidene und selbstgeiiügsamc Art Mensch,

ein Typus Chinese zum Stande herausbilde: und dies hätte Vernunft gehabt, dies wäre geradezu eine Notwendigkeit gewesen ... Will man Sklaven, so ist man ein Narr, wenn man sie zu Herren erzieht . @,31
Hier wird auch deutlich, was Nietzsche mit »sozialistische Krisen« meint: krisentiafte Blockierungen, gegen die die neuen Eliteformationen sich mit barbarischer Härte als Herren durclisetzen müssen. Nietzsclie war ein Sozialistenhasser aus dem Lehrbucii und als Klassenfeind hatte Negri ihn 1979 selbst noch be-

handelt":

"Wen hasse unter dem Gesindel von heute am meisten? Das Socialisten-Gesiiidel, die-Fschaiidala-Apostel, die den Instinkt, die das Genügsanikeits-Gefühl des Arbeiters mit seinem kleinen Sein unterLust,



graben, - die ihr, neidisch machen, die ihn Rache lehren Das Unrecht liegt niemals in ungleichen Rechten, es liegt im Anspruch auf,glei -

che@ Rechte.-"

Vergewaltigen, Ausbeuten, Vernichten - Propaganda zur Erregung eines postmodernen »Willens zur Macht«

Auch wenn wir so H/Ns Propaganda des Barbarentui-ns als Verbildlichung einer historischen Pro ektion avantgardistisclier Herren-Energien im Globalisierungsprozess technologischer Unter-

i

werfung entziffert haben, so haben wir doch ihren tieferen Grund und Tragweite noch lange nicht erfasst. In Nietzsclies Welt ist »Barbar« nicht einfach ein historischer Begriff für einen Typus, eine historische Erscheinung, einen historischen Sachverhalt. Derartige Personifizierungen gehören zu den Metaplierii, den »Begriffspersonen« und rhetorischen Mitteln", mit denen Nietz-

E Nietzsche, Götzendämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophiert, KSA Bd. 6, S. 55, hier: § 40 S. 142.
T. Negri, Sabotage, Müncilen 1979, Kap. 5, insbes. S. 57,58.
33 F. Nietzsche, Der Antichrist, KSA Bd. 6, S. 165, hier: S. 244.
Ich habe die Bezeichnung »Begriffspersonen« von G. Deleuze, F. Guatt-@iri (in: Was ist Philosophie, Frankfurt/M. 2000, S. 73[f) entlielien.


57



   User-Bewertung: -1
Unser Tipp: Schreibe lieber einen interessanten und ausführlichen Text anstatt viele kleine nichtssagende.

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Empire«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Empire« | Hilfe | Startseite 
0.0117 (0.0046, 0.0059) sek. –– 923576125