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voice recorder schrieb am 22.1. 2003 um 17:41:33 Uhr über

Gemüse

Fleisch bekomme, also auf Gemüse angewiesen sei, könnten die Gemüsehändler ständig die Preise erhöhen. Die Schauspieler, die sich nicht direkt an der Unterhaltung beteiligen, lenken die Aufmerksamkeit der Fahrgäste auf das Gespräch. Das ist sehr wichtig.
Die erste Szene soll nicht zu lang dauern. Die Schauspieler entscheiden von Fall zu Fall, ob sie weitermachen oder die Szene abbrechen (das Ein- und Aussteigen von Fahrgästen kann die Konzentration beeinträchtigen).
Wenn wieder Ruhe im Abteil herrscht, wiederholt der Schau-
spieler, daß die Gemüsehändler schuld sind. Eine Schauspielerin,
die weiter entfernt sitzt, dreht sich um und protestiert - ihr Mann
sei Gemüsehändler, sie könne nicht zulassen, daß man ihm die Teuerung in die Schuhe schiebe. Er habe zwar die Preise heraufgesetzt, mache aber keinen größeren Gewinn. Aufgrund der steigenden Transportkosten sei er zur Erhöhung der Preise gezwungen gewesen.
Ein Fahrgast mischt sich ein. Er sei Spediteur. Auch er habe seine Preise anheben müssen, und zwar wegen der ständig steigenden Benzinkosten. Darauf wirft ein anderer Fahrgast die Frage ein, ob man denn die Standard Oil für die Treibstoffverteuerung verantwortlich machen wolle. Schließlich sei der Konzern durch die Lohnforderung der Arbeitnehmer dazu gezwungen worden. Zum Beispiel durch den Herrn da, der zu Anfang gesprochen habe. Wenn jemand schuld habe an der Teuerung, dann die Arbeiter.
Der Angestellte der Standard Oil verteidigt sich. Er habe nur deshalb ein höheres Gehalt verlangt, weil seine Frau ihm täglich in den Ohren liege, das Geld würde hinten und vorn nicht reichen. Wenn also jemand schuld sei, dann doch wohl seine Frau, sie habe den ganzen Inflationsprozeß ausgelöst.
Die Frau sitzt neben ihm, »hochschwanger«. Sie schaltet sich erregt ein: Wenn sie ihren Mann gedrängt hat, mehr Lohn zu verlangen, dann deshalb, weil das Geld kaum für zwei Personen reicht, geschweige denn für drei, jetzt, wo das Kind unterwegs ist.
Alle Mitwirkenden an der Szene sind sich darin einig, daß das Kind, das noch nicht auf der Welt ist, schuld hat und bereits jetzt den ganzen Staatshaushalt zerrüttet.
Nach dieser Schlußfolgerung steigen die Hauptakteure bei der nächsten Station aus. Es ist aber wichtig, daß einige Schauspieler

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im Zug bleiben, um die Diskussionen zu beobachten, die sich anschließen, und wenn irgend möglich sich daran beteiligen.
Eine einfache Variante des Unsichtbaren Theaters besteht darin, vorzugsweise im Zug, Reisebus usw. heikle Themen ins Gespräch zu bringen, um eine Diskussion auszulösen und Denkanstöße zu geben. Wir nannten diese Form den »Auslöser« oder die »Zeitzünderbombe«. Die politische Wirkung dieser Spielform hängt ab von der Wahl des Gesprächsstoffs und einer geschickten Gesprächsführung.


Widerstand gegen Unterdrückung

Offen oder versteckt, Unterdrückung findet täglich und überall statt. Eine Rasse unterdrückt die andere, eine Klasse die andere, der Mann unterdrückt die Frau, die Alten unterdrücken die jungen. jedermann kann sich an einen Augenblick in seinem Leben erinnern, da er sich unterdrückt fühlte und gegen seine eigenen Interessen handelte. Und jedermann kann lernen, Widerstand gegen Unterdrückung zu leisten. In der Praxis sieht das so aus, daß einer aus der Gruppe sich an eine konkrete Situation aus seinem Leben erinnert, in Schule, Familie, Beruf, in der er Unterdriickung akzeptiert hat. Er soll diese Situation in einer kurzen Szene mit möglichst , vielen Einzelheiten so rekonstruieren, wie sie sich tatsächlich abgespielt hat. Dabei ist er selbst der Protagonist, der die Unterdrückung erfährt; andere aus der Gruppe stellen seine Mit- und Gegenspieler dar. Nach der Rekonstruktion der ursprünglichen Situation wird die Szene ein zweites Mal durchgespielt, mit dem Unterschied, daß der Protagonist die Unterdrückung nicht mehr hinnimmt, sondern versucht, ihr standzuhalten. Seine Gegner improvisieren mit und verstärken den Druck. Die Szene wird noch ein drittes Mal gespielt, jetzt im Rollentausch, wobei der Unterdrückte die Rolle seines ärgsten Unterdrückers übernimmt.
Widerstand gegen Unterdrückung ist eine Technik, die den Teilnehmern bewußt machen soll, daß Unterdrückung nur dann zum Zuge kommen kann, wenn man sich unterdrücken läßt, mehr noch, wenn man dem Unterdrücker behilflich ist gegen sich

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