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	Ernst Toller (1893-1939)	Ernst Toller
 
 	LEICHEN IM PRIESTER\VALD	DEN MÜTTERN
 
 	Ein Düngerhaufen faulender Menschenleiber:	Mütter,
 	Verglaste Augen, blutgeronnen,	Eure Hoffnung, Eure frohe Bürde
 	Zerspellte Hirne, ausgespiene Eingeweide,	Liegt in aufgewühlter Erde,
 	Die Luft verpestet vom Kadaverstank,	Röchelt zwischen Drahtverhauen,
 	Ein einzig grauenvoller Wahnsinnschrei!	Irtet blind durch gelbes Korn.
 
 	0 Frauen Frankreichs,	Die auf Feldern jubelnd stürmten,
 	Frauen Deutschlands,	Torkeln eingekerkert, wahnsinnschwärend,
 	säht ihr Eure Männer!	Blinde Tiere durch die Welt.
 
 	Sie tasten mit zerfetzten Händen	Mütter!              einander.
 	Nach den verquollnen Leibern ihrer Feinde,	Eure Söhne taten das
 
 	Gebärde, leichenstarr, ward brüderlicher Hauch,	Grabt Euch tiefer in den Schmerz,
 	Ja, sie umarmen sich.
 	0 schauerlich Umarrnenl	Laßt ihn zerren, ätzen, wühlen,
 		Recket gramverkrampfte Arme,
 
 	Ich sehe, sehe, bleibe stumm.	Seid Vulkane, glutend Meer:
 	Bin ich ein Tier, ein Metzgerhund?	Schmerz gebäre Tat!
 	GeSChändete....................................
 	Gemordete......................................	Euer Leid, Millionen Mütter,
 		Dien' als Saat durchpflügter Erde,
 		Lasse keimen
 		Menschlichkeit.
 
 
 
 
 
 
 
 
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