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»Aufrichtigkeit wird normalerweise mit der Ehrlichkeit identifiziert, durch die eine Person zugibt, so zu sein, wie sie tatsächlich ist.
Wie Sartre später sagen wird, wünschen wir uns lediglich, dass der Homosexuelle oder Alkoholiker zugeben, dass sie so sind, und dann werden wir sie respektieren oder zumindest »verzeihen«.
Aber ist Aufrichtigkeit möglich? Kann ich jemals sagen, ich bin wirklich so und so? Natürlich kann man in Bezug auf die Vergangenheit aufrichtig sein, insofern man zugibt, sich auf eine bestimmte Weise verhalten zu haben. Aber zu sagen, ich bin faul, bedeutet, die Faulheit zu einer Struktur, einem An-sich zu machen. Der Mensch hingegen wird nicht mit sich selbst in dem Sinne identifiziert, dass ein Tintenfass ein Tintenfass ist. Wäre er das, wäre das schlechte Gewissen unmöglich; er könnte sich niemals wirklich selbst betrügen. Aufrichtigkeit ist somit kein Zustand, sondern eine Verpflichtung. Wir conceivieren oft, dass wir die Verpflichtung haben, das zu sein, was wir genannt werden.«
(»A Commentary on Jean-Paul Sartre's Being and Nothingness«, Joseph S. Catalano, p. 84, 1985, Maschiennübersetzt)
Man denke einmal darüber nach.
Schwingt hier nicht das gesamte Christentum mit seiner Lehre von der Beichte und Vergebung mit?
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