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schnee schrieb am 29.9. 2002 um 20:00:03 Uhr über

selbst

rogers konzept scheint mir das schlüssigste, weil ich zu ihm die meisten selbst-bezüge aus eigener erfahrung herstellen kann:
Selbst (Selbstkonzept, Selbststruktur in der Klientenzentrierten Psychotherapie).

Rogers definiert den Begriff Selbst 1959 als ,,organisierte, in sich geschlossene Gestalt. [...] Es handelt sich um eine fließende, eine wechselnde Gestalt, um einen Prozess, der zu jedem beliebigen Zeitpunkt eine spezifische Wesenheit ist“ (Rogers, 1987: 26).

Der Begriff als theoretische Größe war nicht von Beginn des von Rogers entwickelten Ansatzes an vorhanden, er wurde im Laufe der Zeit aus Klientenäußerungen wie ,,Ich hatte niemals Gelegenheit, ich selbst zu seinu. a. erschlossen, womit angedeutet ist, dass der Klient eine vage Ahnung von seinem ,,wahren Selbsthat (ebd.: 27). Im Entwurf der Tiefendimension der Persönlichkeit im ,,wahren Selbstfand Rogers Parallelen in der existentialistischen Philosophie des dänischen Philosophen Kierkegaard; ein mögliches Lebensziel des Individuums ist es, ,,das Selbst zu sein, das man in Wahrheit ist“ (Rogers, 1983:164ff.).

Als objektivierter und substantivierter Begriff gewann das ,,Selbst“, das, wie Rogers schreibt, ,,die Wahrnehmungscharakteristika des Ich, die Wahrnehmungen der Beziehungen zwischen dem Ich und anderen und verschiedenen Lebensaspekten, einschließlich der mit diesen Erfahrungen verbundenen Werte“ umfasst (Rogers, 1987:26), nie große praktische Bedeutung, wenn es auch (zusammen mit jenem von Maslow) den zentralen theoretischen Begriff der Humanistischen Psychologie darstellt (Kreuter-Szabo, 1988).

Es gibt begründete Vermutungen, dass Rogers für die Wahrnehmungspsychologie, die seinem Begriff des Selbst zugrunde liegt, Ideen von Snygg und Combs aufnahm (Rogers, 1947; Kreuter-Szabo, 1988: 72f.; vgl. auch Hutterer, 1998):
Demnach ist das von Bedeutung, was jemand wahrnimmt, nicht, was er weiß oder was er will.

Daraus entwickelte Rogers den phänomenologischen Begriff des Selbst bzw. des Selbstkonzepts, die er - in der Betonung der subjektiven Sicht der Person - nie scharf unterschied. Der Begriff des Selbstkonzepts wird im Unterschied zum Selbst häufig zur Definition der Inkongruenz, als erlebter Differenz zwischen dem Selbstkonzept und dem organismischen Selbsterleben (sh. organismische Erfahrung).

In jüngster Zeit gewinnen Überlegungen über verschiedene spezifische Gestalten des Selbstkonzepts, etwa ein soziales Selbstkonzept, ein sportliches Selbstkonzept, etc. an Boden.

Unter Selbststruktur versteht Rogers das Selbst, wenn ,,auf diese Gestalt von einem äußeren Bezugsrahmen aus“ geblickt wird (Rogers, 1987: 26). Dementsprechend wird der Begriff von Rogers und humanistisch orientierten Psychotherapeuten selten verwendet (sh. innerer Bezugsrahmen).

* Hutterer R (1998) Das Paradigma der Humanistischen Psychologie. Entwicklung, Ideengeschichte und Produktivität. Wien, Springer
* Kreuter-Szabo S (1988) Der Selbstbegriff in der humanistischen Psychologie von A. Maslow und C. Rogers. Frankfurt/M., Peter Lang
* Rogers CR (1947) Same observations on the organization of personality. American Psychologist 2: 358—368
* Rogers CR [1959] (1987) Eine Theorie der Psychotherapie, der Persönlichkeit und der zwischenmenschlichen Beziehungen. Köln, GwG
* Rogers CR [19611 (1983) Entwicklung der Persönlichkeit. Psychotherapie aus der Sicht eines Psychotherapeuten. Stuttgart, Klett-Cotta


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