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Toulouse schrieb am 27.4. 2001 um 20:41:18 Uhr über

Kloster

Der mit Hilfe der Dominikaner erlangte Sieg über die Minoriten hatte
indirekte Folgen für einen wichtigen Aspekt mittelalterlicher Frömmigkeit.
Gemeint ist die seit Duns Scotus († 1308) favorisierte Lehre von der
Unbefleckten Empfängnis Mariens, die in leidenschaftlichen Predigten ins Volk
getragen wurde. Unter Berufung auf Thomas stieß sie auf scharfe Ablehnung
seitens der Dominikaner. Die heftigen Debatten gelangten auf dem Basler
Konzil zu einem ersten Höhepunkt, als die nicht mehr als ökumenisch
anerkannte Synode 1439 die «neue Meinung» definierte. Der Umstand, daß
der Franziskanerpapst Sixtus IV. 1476 das Fest für die ganze Kirche
vorschrieb, bedeutete für die Ordensdoktrin einen schweren Rückschlag,
obwohl die Kontroversen anhielten. Auch wenn es sich eher um ein
Nebenthema der mittelalterlichen Theologiegeschichte handelt, markieren die
Diskussionen doch einen tiefen Einschnitt, insofern sie anzeigen, daß die
ehemals so starke Position der Dominikaner dem Ende entgegenging. Im
Inneren zeichnet sich ebenfalls eine Krise ab. Wie die anläßlich des Streites um
das Armutsverständnis angefertigten Gutachten zu erkennen geben, ist die
gemäßigte These von der Erlaubtheit des konventualen Gemeinbesitzes, der
den wissenschaftlichen und seelsorglichen Bedürfnissen angemessen sein soll,
von den strikten Prinzipien, wie sie Thomas formuliert hatte, in eine eher
pragmatische Deutung abgesunken. Beträchtliche und regelmäßig fließende
Einkünfte, die ehedem als mit der Mendikantenarmut unvereinbar galten,
werden mehr und mehr toleriert. Die Verpflichtung, den Unterhalt jeweils durch
Seelsorge zu erwerben, hat sich gelockert. Der Wandel ist nicht einfach
Laxheit, er geht vielmehr zunächst auf das veränderte soziale und wirtschaftliche
Umfeld der Mendikantenklöster zurück, denen vom Bürgertum neue Rollen
zugewiesen werden. Kirchenbau und Studium waren kostspielige
Angelegenheiten geworden. Theologie und Predigt, einst aufeinander bezogen,
gingen häufig getrennte Wege. Prior und Doctor begannen sich zu entfremden.
Die Leitung des Ordens hat die Probleme mit großer Klarheit gesehen, aber
wirkungsvolle Mittel zur Lösung der Spannungen hat sie nicht gefunden.
Obschon sich Symptome eines allmählichen Absinkens mehren, gibt es immer
noch zahlreiche Beispiele für ein geistliches Leben mit bemerkenswerter
Ausstrahlung. Im Vergleich zu den deutschen mystischen Autoren hat man den
italienischen nicht immer die ihnen gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. Ihr
hoher Rang ist indessen unbestreitbar. So etwa Domenico Cavalca († 1342),
dessen volkssprachliche Schriften in Manuskripten und frühen Drucken weit
verbreitet gewesen sind. Ferner Giacomo Pasavanti († 1357), der einen
«Spiegel der Buße» schrieb und eine umfangreiche lateinische Predigtsammlung
hinterließ. Als großer Prediger war Venturino von Bergamo berühmt. In seiner
Person begegnen sich deutsche und italienische spirituelle Traditionen. Er
unterhielt eine reiche Korrespondenz mit deutschen Dominikanern. Giovanni
Dominici († 1419) verfaßte zahlreiche lateinische und italienische Schriften. Er
war einer der eifrigsten Ordensreformer aus dem Geist evangelischer Armut. In
dieses Umfeld gehören schließlich Katharina von Siena († 1380) und ihr
Seelenführer Raymund von Capua († 1399). Welche Rolle sie als Mitglied des
Dritten Ordens (Terziaren) für die Erneuerung der Kirche und des Papsttums
gespielt hat, braucht hier nicht gesagt zu werden.
Umfang und Einfluß der italienischen literarischen Hinterlassenschaft, die bis in
die Reformbemühungen des beginnenden 16. Jh.s nachwirkte, bestätigen die
These, daß man nicht undifferenziert von einem Niedergang des Ordens
sprechen kann, auch wenn wahr bleibt, daß das Exil der Päpste in Avignon, die
Pest von 1348 und das Abendländische Schisma zum Verfall der Disziplin und
der Theologie führten. Welches Echo der Ruf nach Reformen gefunden hat,
bestätigt sich eindringlich an einigen Gestalten aus der Zeit des Basler Konzils.
Zu nennen sind Johannes de Montenigro († 1445/46), Provinzial der
Lombardei, der für die Freiheit der Mendikanten stritt. Er hielt auch die erste
große Rede gegen den Versuch, das Fest der Unbefleckten Empfängnis
allgemein vorzuschreiben. Heinrich Kalteisen († 1465) trat gegen die Hussiten
auf. Eine der dominierenden Figuren war Johannes Torquemada († 1468), der
den König von Kastilien in Basel repräsentierte. Er schrieb einen umfangreichen
Traktat gegen die Unbefleckte Empfängnis, in deren Dogmatisierung er einen
Bruch mit der patristischen und scholastischen Tradition sah. Sein Hauptwerk
ist die Summa de Ecclesia, die eine immense Nachwirkung hatte. Er gilt als
einer der klassischen Theoretiker des päpstlichen Primats. Obschon sich der
Orden seit seinen Anfängen auf eine Linie festgelegt hatte, gab es immer wieder
Außenseiter. So auch in Basel, wo Johannes von Ragusa († 1443) einen
konziliaristisch inspirierten Traktat herausgab.
Bemerkenswert und in die nahe Zukunft weisend ist der Umstand, daß in
Basel und in den Jahren danach eine Renaissance des Thomismus erfolgte, die
Ende des Jahrhunderts in Köln zu einer folgenschweren Neuerung führte. Man
begann nun an den Hochschulen die Summa Theologiae des hl. Thomas zu
kommentieren, die allmählich das klassische Handbuch, die Sentenzen des
Lombarden, aus dem akademischen Unterricht verdrängte. In unserem
Zeitraum entstand, verfaßt von Johannes Capreolus († 1444), das letzte
bedeutende Sentenzenwerk, das man in der Schule oft zitierte.


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3. Der Orden in der Neuzeit. Die Erneuerung des Ordens hatte einige
Erfolge - namentlich in Spanien und Italien -, aber geistige Zentren mit größerer
Ausstrahlung bildeten sich nicht. Die zweite Hälfte des 15. Jh.s weist deshalb
keine markanten Persönlichkeiten auf, wenn man von Savonarola und der
Reformkongregation von San Marco in Florenz absieht. Die Situation sollte sich
indessen bald ändern. Auch jetzt ist bemerkenswert, daß sich der Wandel im
Rahmen der Studien und in einer Besinnung auf das intellektuelle Erbe vollzog.
Er nahm seinen Ausgang in den Arbeiten eines Gelehrten, der bald in
Leitungsämter aufrückte. Gemeint ist Thomas de Vio († 1534), genannt
Gaetanus oder Cajetan, dessen Hauptwerk, der Kommentar zur Summa des
Aquinaten, entstanden zwischen 1507 und 1522, anzeigt, aus welchen Quellen
er schöpft. Als Generalmagister (1508-1518) hatte er Gelegenheit, Reformen
einzuleiten, die gemeinsames Leben, Observanz und gute Ausbildung zum Ziel
hatten. In diese Zeit fallen die Abfassung eines berühmten Traktats über die
päpstliche Gewalt und die Teilnahme am V. Laterankonzil. Das Gespräch mit
Luther in Augsburg 1518 konnte den Lauf der Dinge zwar nicht mehr ändern,
es hinterließ in ihm jedoch die Gewißheit, daß hinter der Bewegung in
Deutschland tiefe religiöse Antriebe standen. Welche Folgerungen er selbst
daraus zog, verrät die Tatsache, daß er sich in seinen letzten Lebensjahren fast
ausschließlich einem intensiven und kritischen Bibelstudium widmete. In die
«Luthersache» war noch ein anderer Dominikaner, Sylvester Prierias,
verwickelt. Daß er dem Reformator nicht gerecht wurde, ist nicht zu bestreiten,
weil er in einem überholten Antikonziliarismus befangen war, der ihn die wahren
Grundlagen der Reformation nicht erkennen ließ. Auch in Deutschland haben
Dominikaner literarischen Widerstand geleistet. Genannt seien in Köln Jakob
Hoogstraeten († 1527) und Konrad Köllin († 1536), dessen
Summenkommentar bezeugt, daß sich eine theologische Wende anbahnt, die
sich allerdings wegen der Ungunst der Zeit nicht voll entfalten konnte. Erwähnt
werden sollen ferner Michael Vehe († 1539), Verfasser des ersten katholischen
Gesangbuches, und Johannes Dietenberger († 1537) mit seiner
Bibelübersetzung. Die Reformation traf die nordeuropäischen Provinzen schwer
oder vernichtete sie ganz. Einigen von ihnen gelang es erst im folgenden
Jahrhundert, Konvente zu errichten oder zu festigen.
In den Jahrzehnten der Reformation bietet der Orden abgesehen von einigen
Lichtblicken in Italien - ein desolates Bild, das freilich von einer
beeindruckenden Ausnahme erhellt wird: Spanien. Schon vor der durch
Kardinal Cisneros in Angriff genommenen Kirchenreform hatte Bischof Alonso
de Burgos 1496 in Valladolid das Kolleg San Gregorio gestiftet, das eine
überaus fruchtbare Ausbildungsstätte für begabte Dominikaner werden sollte.
Der berühmteste Lehrer war Francisco de Vitoria († 1546). Er hatte in Paris
studiert und war dort in Kontakt mit den religiösen, humanistischen und
politischen Strömungen Mitteleuropas gekommen. Im Jahre 1526 wurde er
Professor an der Universität Salamanca. Seine Vorlesungen und Disputationen
hatten ein weites Echo. Vitoria eröffnete eine neue Sicht vom Staat und dessen
Verhältnis zur Kirche; er entwarf eine Friedensordnung, die die Rivalitäten
zwischen Frankreich und dem Reich Karls V. beenden sollte. Unsterblich
wurde Vitoria durch seine Abhandlung über die Rechte der jüngst entdeckten
Völker. Die Kunde von den spanischen Greueltaten in Lateinamerika, die als
erster der Dominikaner Antonio de Montesinos angeprangert hatte, alarmierte
ihn. Gegen den Widerstand der Krone - Kaiser Karl V. intervenierte in einem
Brief an den Prior - propagierte Vitoria eine auf Prinzipien des Völkerrechts
basierende Rechtsordnung, um Willkür und Ausbeutung zu ächten. Um die in
Spanien erstrebte Kirchenreform theoretisch zu fundieren, plädierte er für einen
Ausgleich zwischen einem konziliaristischen und zentralistischen
Kirchenverständnis. Dem künftigen Konzil sollten weitreichende Vollmachten
eingeräumt werden.
Vitoria hatte eine Reihe von Schülern, die seine Ideen auf verschiedenen
Gebieten der Theologie weiterentwickelten. So etwa Melchior Cano († 1560),
der ein klassisches Handbuch, die Loci Theologici, verfaßte, in dem die
scholastische und die positive Theologie gleichermaßen berücksichtigt wurden.
Domingo de Soto († 1560) nahm Einfluß auf das Trienter
Rechtfertigungsdekret und gilt als einer der großen Rechtstheoretiker seiner
Zeit. Zum Schülerkreis im weiteren Sinn gehört Bartolome' Carranza († 1576),
der einen wegweisenden spanischen Katechismus herausgab, der ihn in
lebenslangen Konflikt mit der Inquisition brachte, weil er es unternahm, die
scholastische Theologie zu popularisieren. Bartolome' Las Casas († 1566) war
einer der großen Anwälte der Rechte der Indios mit einem bis heute
anhaltenden Echo. Mit Unterstützung des Generalmagisters Cajetan begann
1509 die Mission der Dominikaner in Lateinamerika. Schon 1530 entstand eine
Provinz, die das ganze neu entdeckte Land umfaßte. Ihr folgte 1532 die von
Mexico. Das erste Generalstudium errichtet man 1538 in Santo Domingo,
1553 in Lima eine Universität. Drei Heilige - Rosa von Lima († 1617), Martin
Porres († 1639) und Johannes Macias († 1645) - sprechen für die
seelsorgliche Intensität, die die Eroberung des Kontinents begleitete. Übrigens
sind die beiden letztgenannten Heiligen Laienbrüder gewesen, die Not und
Elend zu wenden suchten.
Als geistlicher Schriftsteller und Prediger, dessen Werke im katholischen
Europa zahllose Auflagen erfuhren, ragt Luis de Granada († 1588) hervor, der
in Spanien und Portugal wirkte und als Klassiker der spanischen Literatur gilt.
Erwähnt sei schließlich Dominicus Báñez, der als angesehener Theologe Teresa
von Avila vor der Inquisition in Schutz nahm und so die Reform des Karmels
(Karmeliten) retten half. Bedeutsam sind die Einflüsse der spanischen
Dominikaner auf das Konzil von Trient und die nachtridentinische Theologie.
An zahlreichen Orten - so etwa in Köln - unterstützten sie den Aufbau der
durch die Reformation zerstörten Provinzen und belebten die Studien. Weniger
glanzvoll für den Orden ist das 17. und 18. Jahrhundert gewesen. Es gelang ihm
nicht, auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Auch wurde er in die letztlich
unfruchtbaren Kontroversen um Gallikanismus, Jansenismus und
Staatskirchentum verwickelt. Gleichwohl fehlten illustre Geister nicht: In Paris
gaben Jacques Quétif († 1698) und Jacques Echard († 1724) ein zweibändiges
Verzeichnis der Schriftsteller des Ordens heraus, das, ein Meisterstück
kritischer Gelehrsamkeit, noch heute mit Gewinn konsultiert wird. Geschätzt
war der Kirchenhistoriker Natalis Mexander († 1724), der, gallikanischen
Ideen zuneigend, lebhaften Widerspruch römischer Kreise erfuhr. Jacques
Goar († 1653) rechnet man zu den Vätern der Byzantinistik. Im römischen
Konvent Santa Maria sopra Minerva bildete sich um die großzügig dotierte
Biblioteca Casanatense ein gelehrtes Zentrum. Originelle Werke der
systematischen Theologie sind in dieser Periode nicht zu verzeichnen, auch
wenn einige Autoren - so etwa Vincenzo Gotti († 1742) und Charles R. Billuart
(† 1757) - im damaligen akademischen Unterricht anerkannt waren.
Französische Revolution, Säkularisation und Klosteraufhebungen in den
romanischen Ländern sowie auf dem südamerikanischen Kontinent, wo noch
heute Kirchen und Konvente vom alten Glanz zeugen, bereiteten dem Orden
fast ein Ende. Nach dem Wiener Kongreß faßte der Orden in Italien Fuß.
Durch Henri-Dominique Lacordaire († 1861), als Prediger und Schriftsteller
außerordentlich begabt, kam er nach Frankreich zurück. Lacordaires
Versuchen, an die große intellektuelle und missionarische Tradition des 13. Jh.s
anzuknüpfen, war jedoch kein voller Erfolg beschieden. Konflikte mit der
Ordensleitung, die eher monastische Formen und Observanzen beobachtet
wissen wollte, behinderten die Wiederherstellung mit einer modernen
Konzeption. 1803 kam es zur Gründung einer Provinz in USA, während viele
alte europäische Provinzen erst gegen Ende des Jahrhunderts nach
Überwindung zahlloser politischer Widerstände konstituiert werden konnten.
Nach Abflauen des Kulturkampfs wurde im Jahre 1895 die Teutonia mit
Konventen in Düsseldorf, Berlin und Köln errichtet.
Ebenso langsam verlief die Reorganisation der Studien, die allerdings durch
die Förderung des Thomismus unter Papst Leo XIII. Impulse erhielten. Ihm ist
auch der Beginn der kritischen Edition der Werke des hl. Thomas zu danken.
Im Jahre 1909 wurde ein internationales Studienzentrum in Rom als Collegium
Angelicum (seit 1963 St. Thomas-Universität) gegründet. 1890 übertrug man
Dominikanern die Theologische Fakultät der Universität Freiburg in der
Schweiz. Große Bedeutung erlangte die Ecole Biblique in Jerusalem, die 1890
auf Initiative von P. Lagrange († 1938) ins Leben gerufen wurde. In ihm darf
man den Altmeister der neueren katholischen Exegese sehen. Seiner Klugheit
und Beharrlichkeit ist es zuzuschreiben, daß sich - namentlich in den
romanischen Ländern - ein kritisches Bibelstudium durchsetzte. In Heinrich
Suso Denifle († 1905) und Pierre Mandonnet († 1936) hatte der Orden zwei
hervorragende Kenner des Mittelalters, der Universitätsgeschichte und der
Mystik. Die Studienhäuser einzelner Provinzen begannen zu blühen. Eigene
Erwähnung verdient das Zentrum der französischen Provinz Le Saulchoir
(zunächst im belgischen Exil, dann in der Nähe von Paris), das durch seine
Forschungen zur Scholastik eine neue Sicht des Thomismus erschlossen hat. In
ihm spielte M. D. Chenu († 1990) als Gelehrter und Anreger eine überaus
fruchtbare Rolle mit Rückwirkungen auf die soziale Frage in Frankreich. Er
gehört ebenso wie Y. Congar zu den Wegbereitern des II. Vatikanischen
Konzils. 1930 wurde in Rom (Santa Sabina) das Historische Institut des
Ordens errichtet, das sich der Geschichte des Ordens widmet. Sein langjähriger
Leiter, T. Käppeli, publizierte den monumentalen Katalog dominikanischer
Autoren, ein Spiegelbild der literarischen Aktivitäten bis 1500. Nicht unerwähnt
bleiben darf die St. Thomas-Universität in Manila, die, 1611 von spanischen
Dominikanern gegründet, bis heute zu den angesehenen Hochschulen Asiens
zählt. Der Orden unterhält unter anderem ein Institut für orientalische Studien in
Kairo, das den Dialog mit dem Islam pflegt und eine eigene Zeitschrift
herausgibt, sowie das Studienzentrum Istina in Paris für die Begegnung mit der
orthodoxen Kirche. Genannt sei schließlich die Editio Leonina in Grottaferrata
mit Sektionen in USA und Kanada.
Die zahlreichen und vielfältigen Aktivitäten wären ohne eine beständig
wachsende Mitgliederzahl undenkbar gewesen. Zwischen 1876 und 1966 hatte
sie sich von rund 3600 auf fast 10000 erhöht, doch ist sie seither auf etwa
7000 gesunken. Der Orden umfaßt heute 42 Provinzen, 2 Vizeprovinzen und 4
Generalvikariate, an deren Spitze der Generalmagister Timothy Radcliffe steht.
Seine Amtszeit beträgt 9 Jahre (bis 1804 war sie unbegrenzt). Er residiert in
Rom (Konvent Santa Sabina). Die Verfassung, in ihrem Kern seit 1228
identisch, wird auf Generalkapiteln ergänzt und angepaßt. Dem General stehen
9 Assistenten zur Seite.
Der Orden hat sich über die Jahrhunderte hinweg der Schwesternseelsorge
angenommen. Lange handelte es sich allein um klausurierte Frauenklöster des
sog. II. Ordens (Dominikanerinnen), deren Zahl sich heute auf weit über 200
beläuft. Nicht alle sind dem Ordensmagister unmittelbar unterstellt. In einer
revidierten Fassung sind die Konstitutionen dieses Zweiges seit 1987 in Kraft.
Sie betonen Kontemplation und Gebet für die Kirche und die missionarischen
Aktivitäten des Ordens. Aus den seit den Ursprüngen dem Orden verbundenen
Frauengruppen haben sich sodann, vor allem seit dem 19. Jh., dominikanische
Schwesternkongregationen entwickelt (etwa 140), die in aller Welt in Schulen
und karitativen Institutionen wirken. Sie unterstehen rechtlich dem
Apostolischen Stuhl oder den Diözesanbischöfen. Daneben gibt es
dominikanische Laiengemeinschaften (Terziaren), die sich dem Orden geistlich
verbunden wissen.
Statistik 1990: Dominikaner: 677 Klöster mit 6775 Mitgliedern, davon 5153
Priester. Dominikanerinnen (II. Orden): 226 Klöster mit 4225 Schwestern.




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Literatur: Monumenta diplomatica S. Dominici, ed. V. J. Koudelka, Rom
1966; Monumenta historica S.P.N. Dominici, ed. M.-H. Laurent, 2 Bde., Paris
u. Rom 1933 u. 1935; A. H. Thomas, De oudste Constituties van de
Dominicanen, Löwen 1965, (Text: 309-369); Meister Jordan: Das Buch von
den Anfängen des Predigerordens. Übersetzt von M. D. Kunst, Kevelaer
1949; V. J. Koudelka, Dominikus. Gotteserfahrung und Weg in die Welt,
Olten/Freiburg 1983 (Quellentexte mit Einführung); Acta capitulorum
generalium Ordinis Praedicatorum, 9 Bde., Rom 1898-1904; R. Creytens, Les
constitutions des Frères Prêcheurs dans la rédaction de S. Raymond de
Peñafort (1241), in: Archivum Fratrum Praedicatorum 18 (1948) 5-68; B.
Altaner, Der hl. Dominikus, Untersuchungen und Texte, Breslau 1922; Ders.,
Die Dominikanermission des 13. Jahrhunderts, Habelschwerdt 1924; G.
Bedouelle, Dominikus. Von der Kraft des Wortes, Graz-Wien-Köln 1984; K.
Elm, Franziskus und Dominikus. Wirkungen und Antriebskräfte zweier
Ordensstifter, in: Saeculum 23 (1972) 127-147; W. A. Hinnebusch, The
History of the Dominican Order, 2 Bde., New York 1966 u. 1973; T.
Kaeppeli, Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi, voll (A-F), Rom
1970; vol. II (G-I), Rom 1975; vol. III (I-S), Rom 1980; J. Quétif-J. Echard,
Scriptores Ordinis Praedicatorum, 2 Bde., Paris 1719 u. 1721; L. A.
Redigonda, Art. Frati Predicatori, in: Dizionario degli istituti di perfezione, t. IV,
Rom 1977, 923-970 (Literatur); G. Sölch, Hugo von St. Cher und die Anfänge
der Dominikanerliturgie, Köln 1938; M.-H. Vicaire, Histoire dc Samt
Dominiquc, 2 Bdc., Paris 1982; A. Walz, Compendium historiae Ordinis
Praedicatorum, Rom 1948 (2.Aufl.).

Außerdem: Anselm Hertz & Helmuth N. Loose, Dominikus und die
Dominikaner, Freiburg/Br.: Herder, 1981; Meinolf Lohrum, Dominikus. Beter
und Prediger, Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag, 1984; Franz Müller (Hrsg.),
Dominikanerinnen und Dominikaner. Lebenbilder aus dem Predigerorden,
Fribourg (Ch): Kanisius-Verlag, 1988; Thomas Eggensberger & Ulrich Engel,
Frauen und Männer im Dominikanerorden, Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag
1992; dies., Bartolomé de las Casas. Dominikaner - Bischof - Verteidiger der
Indios, Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag, 1992.

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Quelle: P. Ulrich Horst OP (*1931) gehört seit seiner ersten Profess i. J.
1952 dem Dominikanerorden an. Er lehrt als Professor für Geschichte der
Theologie an der Ludwig-Maximilians Universität zu München. Die vorliegende
Darstellung geht auf seinen Artikel über den »Dominikanerorden« zurück, den er
für das Lexikon "Mönchtum, Orden, Klöster von den Anfängen bis zur
Gegenwart" (hrsg. v. Georg Schwaiger, München: C.H.Beck, 1993)
geschrieben hat. P. Ulrich Horst gehört zur Provinz Teutonia, lebt momentan
aber mit den Brüdern in München zusammen (Dominikaner an St. Cajetan,
Salvatorplatz 2a, 80333 München, Tel.: 089 / 29 69 98 o. 22 16 50
(Konvent)).




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