Genau wie ihr Gegenteil, die Philien, prägen sich Phobien nach einer Phase der vagen Vorformulierung zwischen Pubertät und Adoleszenz erst in reiferen Jahren so richtig aus, diesen Eindruck habe ich zumindest über mein besterforschtes Versuchskaninchen, den alten Rammler Selbst, gewonnen. Die verlaufsmäßige Verschärfung der Philien wären ein anderes Thema, aber ich will heute mal nicht 'R-rated' schreiben. Was die Phobien angeht, so habe ich aufgrund einiger zum Teil heftiger Krankenhausaufenthalte zwischen zwei und zwanzig eine geradezu manische Scheu vor Spritzen, Pieksern und jeder Art von subkutaner Durchbohrung entwickelt, das ist wirklich mit jedem Jahr heftiger geworden, nicht mal den schlechtesten Krimi kann ich ungeschlossenen Auges ansehen, wenn sich darin eine dekorativ zurechtgeschminkte Junkietravestie einen Schuß setzt, schweigen wir von Gesundheitsmagazinen. Dieser Abscheu hat sich, wie ich bei Durchsicht meiner Einträge bemerken kann, auch auf jede Form von Piercing übertragen, ich empfinde einen geradezu physischen Schmerz beim Anblick durchstochener Brauen, Zungen und unterum migerem. Als charakterliches Defizit wil ich das aber nicht eingeordnet wissen, die Zeiten, wo solche archaischen Merkmalsbetonungen zum sozialen Standard gehören, sind hoffentlich irgendwann vorbei, sollen sie sich doch nen Chip einpflanzen lassen, aber bitte, bitte, subkutan, um meines Seelenfriedens willen, wäre das ok? Ok, das wäre nicht ok, mach ich eben weiter das innere Auge zu.
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