Es ist eine schwierige Aufgabe, die einem ganz schön Nerven abverlangt. Kein Job für jeden - nur einen für ziemlich harte Kerle, so wie Sophie und mich. Sophie war bei Greenpeace gewesen, in der Jagdabteilung, die sie aufgelöst hatten. Ich lernte sie im Schützenverein kennen, und sie war sofort bereit, meine Partnerin zu werden. Wir Arbeitslosigkeitsbekämpfer arbeiten immer zu zweit. Einer macht den Job, und der andere die Dokumentation. Das ist fast zu schwieriger, als der Schuß selbst. Denn es muß auf gutem alten Filmmaterial fotographiert werden. Digi-Fotos und Videomaterial akzeptiert die Agentur für Arbeit nicht mehr - war zu viel manipuliert worden. Jeden 10. im Monat saßen wir bei unserer Betreuerin in der Arbeitsagentur, die uns die Exposés unserer Arbeitslosen für den nächsten Monat übergab. Manchmal hatten wir Glück, und sie wohnten fast alle in demselben Wohnblock. Wir hatten uns zig mal für Ostdeutschland beworben, aber die Wartelisten waren ewig lang. Kein Wunder: die Kollegen dort brauchten sich meist nur vor die Plattenbauten zu stellen. Meistens bekamen wir 15 bis 20, manchmal auch nur 5 oder 6, je nach der Lage auf dem Markt. Pro Arbeitlosen bekamen wir dann ein Arbeitslosengeld von 899 € netto. Blöd war es nur, wenn die Arbeitslosen keinen Betreuungstermin hatten. Dann mußten wir manchmal tagelang ansitzen, bis die faulen Säcke mal aus ihrer Wohnung kamen. Angenehm sind auch Mütter mit Kindern. Die gehen fast jeden Tag einkaufen, oder die Kinder zum Kindergarten bringen. Es war auch nicht mehr so schlimm wie früher, als noch jedesmal eine Panik ausbrach, wenn wir einen Arbeitslosen beseitigt hatten. Mehr als einmal wurde man früher verhaftet. Gut - das war nur eine Formsache, um die Leute zu beruhigen. Aber inzwischen hatte sich die Bevölkerung an die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gewöhnt. Viele halfen einem sogar freiwillig für ein kleines Trinkgeld. Mehr als einen zwanziger mußte man nicht mehr löhnen für Lockvogel, der an der Tür seines Nachbarn klingelte. Dann ein kurzer Feuerstoß mit der schallgedämmten Uzi, der Anruf bei der Stadtreinigung, und das wars. Unser Ansehen war auch merklich gewachsen. So mancher Vermieter war heilfroh, wenn wir ihm erklärten, daß wir den Arbeitslosen aus dem dritten Stock beseitigen würden: dann käme endlich dieses Gesocks aus dem Haus, sagten sie uns, und luden uns zum Kaffee ein. Manchmal konnten wir den Arbeitslosen sogar aus der Wohnung des Hausmeisters heraus beseitigen, vom Kaffeetisch aus, sozusagen.
Sophie und ich sind bescheidene Bekämpfer. Uns reichen unsere 15 Jobs im Monat. Das sind für jeden locker 6 Riesen im Monat, und soviel Kosten hat man ja nicht. Die Filme, die Munition, ab und an ein neues Gerät. Und wir hatten meistens die Hälfte des Monats frei. Sophie wurstelte in ihrer antrophosophischen Selbstversorgungskommune rum, ich hing meistens in der Gay-Sauna ab, oder im Sommer am Baggersee. Alles im allem ist die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit kein schlechter Job. Wenn man die Nerven dafür hat. So Typen wie die aus dem A-Team, die jeden Monat mindestens 50 Arbeitslose beseitigen, beneiden wir wirklich nicht. Die gehen ja noch mit der Beretta ins Bett. Für Sophie und mich ist das nix. Uns langt unser Arbeitslosengeld dicke. Und Einkommenssteuerfrei ist es auch. Nur immer die Umsatzsteuer, die nervt.
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