9) besonders entwickelt sind wendungen mit zu gemüte, namentlich führen, ziehen.
a) das gemüt erscheint da wie ein innerer raum oder eine innere welt für sich (s. 8, a), worein wirkungen aus der äuszeren welt eingehen können oder auch nicht.
a) so recht deutlich z. b. in folgendem: soll aber je die liebe recht antreffen, so musz sie die vernunft zum gefehrten haben, musz den euszerlichen sinnen, sonderlich aber den augen, so als zwei unachtsame thürhüter zum oftern allerhand falsche meinungen zu dem gemüthe einlassen, den muth brechen und durch urtheil und verstand von der auswendigen schönheit zu der inwendigen .. dringen können. OPITZ 2, 253. vergl. gemütsmeinung.
b) daher es kommt, geht mir etwas zu gemüte: es kompt mir oft zu gemüth jenes Catonis vers: si tibi sint gnati etc. SCHUPPIUS 730, fällt mir ein, auch kommt mir zu sinn;
wie? oder meint man nicht, dasz er, was bund, versteh,
dasz sein versprechen ihm nicht zu gemüthe geh? A. GRYPHIUS 1, 173,
nicht blosz in gedächtnis und erinnerung, sondern zugleich mit regung des pflichtgefühl ...[weiter]
g) auch mit i n statt zu, wie es fällt mir etwas in das gemüt, fällt mir ein (3, a):
vor wehmuth drückt man ja noch wohl ein auge zu,
wenn schmerz und ungedult den hasz des lebens zeiget,
und seelen ohne trost und kranken ohne ruh
der wunsch, kein mensch zu sein, in das gemüthe steiget. GÜNTHER 641,
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