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http://geocities.com/basistext/grenzerfahrung.htm schrieb am 25.9. 2001 um 09:31:57 Uhr über

Gnosis

DIE GNOSIS ALS URSACHE DER VERFÄLSCHUNG DER BOTSCHAFT JESU

Die grundsätzliche Frauen- und Lebensfeindlichkeit in unserem christlichen Glauben sind Erbe der nichtchristlichen
Spätantike, dem wirklichen Jesus (dem historischen!) ging es genau um das Gegenteil!

Mit GNOSIS werden verschiedene Erlösungslehren aus der nachchristlichen Antike bezeichnet, die geistiger Hintergrund der
spätantiken Welt von Spanien bis China waren und Verwandtschaft haben mit den teilweise viel älteren Lehren des persischen
Religionsstifters Zarathustra (c.660 - 583 v.Chr.), des indischen Religionsstifters Buddha (c.566 - c.486 v. Chr., siehe
BUDDHISMUS), des griechischen Philosophen Plato (c.428 - 347 v.Chr.) und des babylonischen Religionsstifters Mani (216
bis 276 n.Chr.). Alle diese Erlösungslehren haben gemeinsam, daß sie von einer dualistischen (siehe DUALISMUS) Einteilung
in die zwei Prinzipien GUT UND BÖSE ausgehen.

So sind Seele und Leib in diesen Lehren zwei verschiedene Bestandteile des Menschen, wobei die SEELE dem
guten Prinzip zugeordnet ist, der Leib aber dem bösen. Die Seele stellt man sich im gnostischen Weltbild als einen
versprengten Funken aus einem ewigen Lichtreich des Guten vor, der sich in einen minderwertigen Körper verirrt
hat und hier wie in einem schäbigen, stinkenden Gefängnis viele lange irdische Jahre auf ihre ERLÖSUNG harrt.

Diese Erlösung besteht grundsätzlich in einer Trennung der Seele vom Körper, also im Tod des Menschen, wenn die Seele
wieder in ihr Lichtreich zurückkehren kann und der Körper wieder das wird, was er ist, nämlich Staub und Verwesung. In
ihrem irdischen Leben können auserwählte Menschen allerdings bereits einen Vorgeschmack auf die Erlösung erfahren, wenn
sich ihre Geistseele nur intensiv genug von dieser Welt ablöst und schließlich durch Erkenntnis im Reich des Guten aufgeht.

Diese »Erkenntnis« heißt dann auf Griechisch »gnosis«, woher diese ganze IDEOLOGIE auch schließlich ihren Namen erhalten
hat, das entsprechende Wort im Buddhismus übersetzen wir im Deutschen mit »Erleuchtung«.

Da die Regungen und Triebe des Leibes bei dieser geistigen Beschäftigung nun eher hinderlich wirken, werden sie als lästig
angesehen, ja, der ganze Leib wird sogar mit allem, was dazu gehört, verachtet. Und diese Verachtung kann nun in der Praxis
unseres Lebens verschieden aussehen:

1.asketische Variante: Der Gnostiker dieser Variante wird gegenüber allen Begierden des Leibes völlig
enthaltsam, verschließt sich vor allem Lebensgenuß und geht schließlich vielleicht sogar in die Wüste, um
durch nichts mehr von der wahren Erkenntnis abgelenkt zu werden (wodurch sich allerdings die Begierden
erfahrungsgemäß letztlich nur um so mehr steigern), oder
2.libertinistische Variante: Der Gnostiker dieser Variante sagt, daß der schlechte und minderwertige Leib
ohnehin der guten und höherwertigen Geistseele unterlegen ist und ihr daher nichts anhaben kann, also
sollte man dem Leib geben, was des Leibes ist: Man reagiert sich schlicht und einfach ab, wenn die lästigen
Triebe wieder einmal da sind, und wird so wieder frei für die Beschäftigung mit dem »Guten« oder eben für
dieErleuchtung“.

Dabei beziehen sich die Enthaltsamkeit oder die Großzügigkeit natürlich auch und vor allem auf die SEXUALITÄT des
Menschen, die damit in dieser Weltanschauung von vornherein nur als reines Instrument der Lust gesehen wird, wenn auch je
nachdem zu einem verteufelten oder zu einem notgedrungen akzeptierten.

Zwangsläufig kommen natürlich die Frauen in der Gnosis nicht gut weg, die ja nach dem dualistischen Prinzip ohnehin das
minderwertige Gegenstück zum höherwertigen Mann sind. Ich frage hier immer meine Schülerinnen, die Männer welcher
Variante sie denn lieber hätten. Und nach einigem Überlegen bekomme ich immer die Antwort: „Keine von beiden“. Und die
Mädchen liegen da genau richtig: Denn in der Praxis bedeutet die Gnosis immer, daß sie von den Männern verachtet werden.
Entweder werden sie von den Männern allein gelassen, wenn diese auf ihrer Suche nach Abkehr von allem Irdischen und
daher Verderblichen in die Wüste ziehen, oder weil sie gerade noch zur Abreaktion der Begierden der Männer und für die
niederen Arbeiten gebraucht werden, für die die Männer keine Lust mehr haben (wie man es auch sehen kann). Gegenüber
der Frau besteht also die Einstellung „DIENSTMAGD UND DIRNE“, eine Harmonie von Mann und Frau, eine Gemeinschaft
von zwei richtigen GEFÄHRTEN, eine wirkliche Einheit von LEIB UND SEELE, das ist alles in der Gnosis nicht vorgesehen
und wohl auch nicht vorstellbar. Wir können also sagen, dass die Gnosis eine zutiefst lebens- und frauenfeindliche
Weltanschauung ist frustrierter und vor allem alter Männer ist, also von typischen MACHOS...

Da allerdings nun so manches bei der asketischen oder eben enthaltsamen Richtung der Gnosis immerhin so ähnlich klang wie
einiges im jungen christlichen Glauben, kamen auch - trotz anfänglicher heftiger Abwehrgefechte vonseiten der Christen -
geistige Beziehungen zwischen Gnosis und Christentum zustande. Und schließlich wurde sogar so viel vom Gedankengut der
Gnosis ins Christentum übernommen (einer der Hauptübertrager war gewiß der heilige Kirchenvater Augustinus), daß wir
heute leider sagen müssen, daß unser Christentum sich restlos in eine gnostische Weltanschauung umgewandelt hat, es wurde
sozusagen völlig durch die Gnosis pervertiert: Haben nicht auch wir eine außerweltliche Welt des Guten und des Bösen
konstruiert mit einem GOTT und sogar einer DREIFALTIGKEIT als Prinzip des Guten, und mit einem Teufel als Prinzip des
Bösen (siehe DUALISMUS)? Und geht es nicht auch bei uns um die Erkenntnis des guten Gottes und von allem, was mit ihm
zusammenhängt, die dann auf unseren Alltag sozusagen überstrahlen soll?

Halten sich nicht auch bei uns die geistig gebildeteren Menschen für die moralisch besseren, glauben sie etwa nicht, daß ihre
Beschäftigung mit Geistigem sie über alle diejenigen erhebt, die nicht so geistig sind? Die unchristliche Überheblichkeit spüren
wir an allen Ecken und Enden unseres Glaubens und auch unserer geistig Gebildeten, wenn etwa auf die Menschen
herabgesehen wird, die ihren Lebensunterhalt mit ihrer Hände Arbeit verdienen? Besonders deutlich fällt die Überheblichkeit ins
Auge, wenn zum Beispiel alles das, wasunter der Gürtellinieist (bei Frauen unterhalb des Halses), als nicht der Diskussion
und schon gar nicht der Wissenschaft wert abgetan wird. Auch in der Erziehung spielt das dann keine Rolle, die Kinder der
Gebildeten brauchen das schon gar nicht, und die Jugendmagazine, in denen beispielsweise21 Liebesspiele“ erläutert werden,
sind nach Meinung vieler angeblich geistig Gebildeten doch nur für die Kinder der weniger geistig arbeitenden Schichten
gedacht, ihre eigenen Kinder haben mit alledem nichts zu tun! Daß die Kinder der geistig Gebildeten schließlich unter der
Weltfremdheit ihrer Erziehung genauso leiden wie die Kinder der „Nichtgeistigen“, ist sozusagen zwangsläufige Tragik...

Förderlich für die Umwandlung unseres CHRISTLICHEN GLAUBENS in eine „gnostische Sektewar sicher auch, daß
gnostische Ideen niemandem wehtun, weil sie nicht viel am eingefahrenen menschlichen Alltag zu ändern pflegen, allenfalls wird
auf etwas verzichtet, dessen man eh überdrüssig geworden ist, weil man entweder zu viel erlebt hat oder schlicht und einfach alt
genug geworden ist. So kamen die gnostischen Ideen und kommen sie immer noch jedem bestehenden ESTABLISHMENT
und sogar jedem PATRIARCHAT in geradezu idealer Weise gelegen. (Die Hoffnung auf die Wirkung einer Überstrahlung
unserer niederen Welt durch eine höherwertige Welt mag zu vergleichen sein mit der Wirkung von Festen und Gedenktagen um
einen bedeutenden Fußballspieler eines Vereins auf die Spielfähigkeit der jungen Vereinsspieler: Eine Überstrahlung hilft da
gar nichts, da hilft nur trainieren - gewiß mit der Idee des VORBILDS im Herzen - im Hinblick auf die jeweils neuen
Situationen!)

Die Abkehr von einem gnostisch verfremdeten Christentum (siehe ENTGNOSTIFIZIERUNG) mag einer der
Gründe sein, warum vieles in diesem Buch hier so ungewohnt für traditionelles christliches Denken klingt. Das ist
eben eine Sache des Standpunkts. Leider halten wir im allgemeinen inzwischen den von der Gnosis verfälschten
Standpunkt für den einzig wahren und allein christlichen - es ist Zeit, daß sich das ändert! Denn es bringt nichts, wenn
wir zwar das Verhalten unserer Menschen ändern wollen, jedoch nicht die dazugehörige IDEOLOGIE im Hintergrund. Hat
nicht auch schon Jesus gesagt, daß »neuer Wein nicht in alte Schläuche« paßt? Nicht steinerne Gebäude und Denkmäler müssen
zerbrochen werden (das wäre sowieso nur primitiver VANDALISMUS), sondern verfehlte geistige Strukturen.



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