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Eine Pyramide des Terrors
Nicht erst die Bombenserie von Madrid belegte, dass islamistische Terroristen Europa nicht mehr nur als sicheres Rückzugsgebiet betrachten. Nach den Anschlägen in Riad im Mai letzten Jahres revidierten die Geheimdienste die übliche Vorstellung eines Ruheraums. Denn Saudiarabien galt wegen seiner Bedeutung als Finanzplatz von AlQaida als solch ein Reduit, in dem die Terroristen nicht losschlagen würden, um keine Verfolgung zu provozieren. Von der Rekrutierung von Attentätern, der Planung eines Anschlags und derlogistischen Vorbereitung ist es nur noch ein verhältnismäßig kleiner Schritt bis zum Attentat.
Entscheidend ist nur, ob islamistische Terroristen ein politisches Motiv haben, um in einem bestimmten Land loszuschlagen. Die organisatorischen Fähigkeiten und das Personal hierzu besitzen sie in ganz Europa. Im einst klassischen Ruheraum Deutschland wurde das kurz vor der Ausführung vereitelte Attentat auf den Straßburger Weihnachtsmarkt vorbereitet; zudem plante eine in NordrheinWestfalen ansässige, ebenfalls mit Zarkawi verbundene Zelle der Organisation alTawhid Anschläge in der Bundesrepublik.
Die Türkei galt ebenfalls als Ruheraum, als Logistik-Basis und Drehscheibe für Kontakte in den Kaukasus und den Nahen Osten. Am 16. und 20. November 2003 explodierten an vier Orten in Istanbul Sprengsätze und rissen 49 Personen in den Tod. Die Ermittler stellten fest, dass die Attentäter Telefonkontakte zu Personen in zwei Dutzend europäischen Staaten unterhielten, darunter auch in die Schweiz. In zahlreichen europäischen Ländern leben große muslimische Bevölkerungsgruppen: Marokkaner in Spanien, Algerier in Frankreich, Türken in Deutschland.
Viele der wegen Terrordelikten Auffälligen kamen illegal, wurden als Asylbewerber abgelehnt und konnten schließlich doch bleiben. Schärfere Ausländergesetze und eine erleichterte Abschiebunghelfen aber nur bedingt, denn viele der Beschuldigten haben sich einen sicheren Aufenthaltsstatus oder einen EU-Pass verschafft wie der in Deutschland eingebürgerte Ägypter Reda S., der in Indonesien unter dem Verdacht inhaftiert wurde, AlQaida-Finanzchef in Südostasien zu sein.
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