>Info zum Stichwort Müll | >diskutieren | >Permalink 
Hans-Otto schrieb am 7.2. 2021 um 17:49:52 Uhr über

Müll

Intakte Kleidung wegwerfen finde ich irgendwiegeil“, seitdem ich als etwa 13jähriger in
einer Fernsehzeitschrift gelesen habe, dass eine damals bekannte Fernsehschaffende „tiefe
Befriedigungempfand, wenn sie teure, neuwertige Kleider in die Mülltonne warf oder einen
teuren, ein bis zweimal getragenen Mantel den Müllmännern in die Hand drückte, um
zuzusehen, wie sie ihn achtlos wie wertlosen Abfall in den Müllwagen warfen. Das war wohl
auch irgendwie eine Fetischistin, eine Fetischistin der Zerstörung. Ich weiß nicht mehr, wie
sie hieß, obwohl ich immer wieder versuche, mich an den damals abgedruckten Namen zu
erinnern. Ihre Fernsehsendung kam immer ziemlich spät, und ich habe sie nie gesehen. Der
betreffende Artikel hieß jedenfallsEin Dior für den Müll.“
Hier also die Geschichte, die vor Jahrzehnten, um 1968-1970 herum in der Fernsehzeitschrift
Hör Zustand. Es war ein Bericht um eine damals ziemlich bekannte Fernsehschaffende,
deren Namen mir aber trotz intensivsten Nachdenkens nicht mehr sicher einfällt (und ich
möchte ja keinen eventuell unzutreffenden Namen nennen). Der Beitrag hieß jedenfallsEin
Dior für den Müll“, und ein fleißig Suchender mit viel Zeit müsste ihn in irgendeiner
Bibliothek aufspüren können. Im Internet findet er sich leider nicht. Jene Frau hatte einen
Kleiderfimmel und leistete sich teure Sachen. Aber, so hat es sich mir eingeprägt, „der Reiz
des Neuen war längst vorbei“, wenn sie das teure Modellkleid nach ein paarmal Tragen in die
Mülltonne fallen ließ. Nach Möglichkeit beobachtete sie die Leerung der Mülltonne und
fühlte sich dabei sehr wohl und erleichtert. „Tiefste Befriedigunghatte es ihr nach eigenem
Bekunden verschafft, als sie eines Tages früh am Morgen, als die Müllabfuhr kam, vors Haus
trat und die Männer in einem fast neuen Nerzmantel mit Kapuze begrüßte. Langsam schob sie
die weiche Kapuze zurück, öffnete ihr langes Haar, knöpfte den Mantel auf und gebot den
Müllmännern, den edlen Nerz von ihrem Körper zu nehmen und, ja, ihn in den Müllwagen zu
werfen. Sie taten es ohne Widerspruch. Mit einem zufriedenen Lächeln sah sie zu, wie der
teure Mantel in das Müllauto hineingezogen wurde, und als der letzte Zipfel verschwunden
war, konnte sie nicht mehr an sich halten und stöhnte laut auf. Die Müllmänner, die so etwas
nicht alle Tage erlebten, applaudierten kräftig, als ob sie einem kompletten Striptease
beigewohnt hätten, und sie war von da an ihr Idol. (Ich nehme an, dass sie dann vielleicht
auch mal ein Trinkgeld bekommen haben.)
Dieser Bericht ist mir in den letzten 40 Jahren unvergessen geblieben. In derHör Zuzog er
einige wütende Leserbriefe nach sich, dass so eine perverse Reportage nicht in eine
Familienzeitschrift gehöre. Mag sein, ich war etwa 12-13 Jahre alt, als ich sie las, ohne dass
meine Eltern etwas dazu sagten; damals, als ich mich so richtig für Nylonstrümpfe,
Damenschuhe usw. und ihren Weg in die Vernichtung zu interessieren begann, sowie für die
gnadenlose Zermalmung alter Dinge durch den Sperrmüll, wobei die Müllmänner meistens
ordinär lachten und auf alle Fälle völlig unbekümmert waren.


   User-Bewertung: /
Jetzt bist Du gefragt! Entlade Deine Assoziationen zu »Müll« in das Eingabefeld!

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »Müll«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »Müll« | Hilfe | Startseite 
0.0218 (0.0158, 0.0047) sek. –– 880301406