He Du, ich wünsch Dir was.
Ich wünsche Dir einen Tumor, irgendwo, wo er nicht zu ignorieren ist. Von mir aus gutartig, dann aber bitte im Gesicht. Besser aber was neurales, oder etwas, was Dich langsam von innen her zerfrisst – glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Ich habe sehr viele Menschen, hauptsächlich Kinder, an so etwas sterben sehen, blasse, haarlose Köpfchen, die irgendwann nicht mehr aus ihrem Kissen hochkamen – 1969 rum war das. Sie sind fast alle gestorben, die meisten an Leukämie. Ringsherum in der Baracke, in der K9, heulen, kotzen, krampfen, während Kleinmartin schmerzgeplagt aber blauäugig mit seinen Dominosteinen spielt. Egozentriker? Gott sei Dank. Dicke, die dünn wurden, Dünne, die wie Michelinmännchen aufgegangen sind, dazwischen mcnep mit Glatze – nehmen Sie ihn mit nach Hause, aber denken Sie daran, mehr als ein Jahr hat er nicht mehr. Spritzen, Schläuche, Pillen, all das auch mal für Dich, du Sau. Aber ohne diese Gnade, ein Kind zu sein und keine Angst vor dem Tod zu kennen. Pathetisch? Du weißt nichts von Pathos. Du hast nicht meine Bücher gelesen und Du hast nicht meine Bettnachbarn gehabt. Aber Dir sei diese Erfahrung gegönnt, mit all deinem erwachsenen Bewußtsein. Dieses 'Wir versuchen es mal, er scheint ein starker Junge zu sein'. Ein Kind weiß nichts von Geld, aber zwanzig Jahre sollst Du Dich dumm & dämlich zahlen für Behandlungen, die die Kasse nicht mehr finanziert für einen Moribunden. Heulen sollen Deine Eltern, Du hast keine mehr? Dann eben Deine Geschwister, alle, die Dich lieben. Aber wer liebt schon jemanden, der nichts kann, als Phantasien über das Verprügeln von Kindern zu schreiben.
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