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Mutter hielt mir immer einen Fünfzigeuroschein hin. Das war zu einer Zeit als fünfzig Euro, ja, zehn Euro mehr im Monat, für mich eine bedeutsame Summe war. Ich sollte dafür mit dem Bus in die Stadt fahren und die Konditorei Maldaner um einige Törtchen und Schokoladen erleichtern, was ich regelmäßig und gerne tat. Derartiges konnte ich mir nicht leisten, und da ich von Mutter kein Geld annehmen wollte rechnete ich erstens auf den Cent ab mit Bon, nahm aber, da sie es mir aufdrängte ein Törtchen mit nach Hause als Lohn für den gesamten Einkaufsnachmittag. Außerdem behielt ich die Kosten einer Einzelfahrt mit dem Bus, weil ich ohne ihren Auftrag vielleicht nicht in die Stadt gefahren wäre, mir aber da ich nun mal in der Stadt war, auch Dinge für mich einkaufte, eben nur die halben Fahrtkosten.
Jetzt zur fortgeschrittenen Hinhaltetaktik: Mutter hielt immer diesen Schein mir hin, diesen Fünfzig Euro schein, und ich wußte dann, es ist zeit für die Stadt und Schokolade. das ging über zwei jahre so. Und eines tages da hielt sie mir zwei Fünfzig Euro Scheine hin und sagte, deutlich, einer für dich , einer für mich, und kauf dir auch was schönes. ich war überrascht, nach so langer zeit eine Belohnung für meine regelmäßigen Dienste angeboten zu bekommen die ich damit auch nicht im Ansatz als bezahlt oder abgegolten betrachtete, ich lehnte ab, sie insistierte, ich lehnte ab, sie insistierte, war ganz klar, du hast jetzt schon so viel für mich eingekauft, nimm das, ich weiß doch, du hast auch nicht so viel. ich ließ mich breitschlagen, griff nach dem Schein. In dem Moment greift sie mir den Schein wieder aus der Hand und sagt mit großer Empörung „So einer bist Du also“. ich kam mir sofort wie der Korrupteste Sohn vor den man nur haben kann. Und ich ärgerte mich tierisch. Weil ich sie besser hätte kennen müssen.
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