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Mitteilung von Roger Nicolet (5.10.2019 00:26:13):
>>>>>>Vorbei die Zeiten etwas längerer Geschichten

>Matthias

Wir hatten damals diesen jungen Deutschen zu Besuch. Mein Sohn Jo hat sich um ihn gekümmert. Er wurde zur Melonen- und Tomatenernte und zum Unkrauthacken auf den von schmalen Zypressen ich lange Rechtecke geteilten Felder gleich hinter dem Haus. Er hat uns später jedes Jahr besucht und zu Weihnachten einen Brief geschrieben, wie es mit der Arbeit vorangeht, und wie es Frau und Kindern geht. Der Älteste ist jetzt nach drei Grundschuljahren mit neun aufs Gymnasium gekommen. Er ist der kleinste dort. Aber er schlägt sich tapfer, nie erzählt er von Schwierigkeiten. Die Eltern legen sehr viel Wert darauf daß aus dem Jungen was wird, ständig halten sie dem Kleineren vor ob er es wohl auch Mal aufs Gymnasium schaffe und sprechen ihm das sogar aufgrund seiner Wildheit ab, Du schaffst das nie, schau dir nur deinen Bruder an wie fleissig er an seinen Hausaufgaben sitzt. Du wirst nie so werden wie er, oder du mußt dich sehr sehr anstrengen. Dabei war der Zweite viel begabter, viel agiler, er stolperte viel weniger wenn er rannte. Mir lag die Rolle des Vorbildes überhaupt nicht. Ich würde da hineingezwängt. Ich wollte fröhlich und unbeschwert wie andere Kinder in meinem Alter sein. Doch das große Vorbild sein zu müssen wurde mir aufgestempelt , x Male, und ich konnte mich nicht wehren dagegen. Auch das ich keine Mädchen mögen würde wiederholte Mutter zig Male und ich hasste es, ich hätte so gerne auch mit Mädchen im Sandkasten gespielt oder Nachlaufen gespielt wie alle anderen, aber ich hatte Scheu davor, ich getraute mich nicht, aber ich habe sie immer wirklich gemocht. Also nicht jede, aber mehrere. Konkret ist mir da nichts in Erinnerung. Es gab auch nicht so viele Mädchen. Ich glaube im Petersgässchen das von der Johannisbrunnenstraße direkt zum KarlHansSchmidtPlatz führt habe ich einmal ein etwas dünnes griechisches Mädchen mit langen schwarzen Haaren getroffen und wir waren beide sehr kleine Kinder, sieben vielleicht, aber sie gefiel mir ungeheuer gut. Wir haben uns nur im Vorbeigehen gesehen und uns ein paar Sekunden lang angeschaut. Ich habe nach ihr keinem Mädchen mehr in die Augen schauen wollen. Ich erinnere mich auch nicht sie je wiedergesehen zu haben. Danach gab es nur das kleine blonde strubbelige Mädchen von überm Bach dessen Mutter immer direkt aus dem Fenster den Küchenabfalleimer in die Bach kippte, das sich ein paar Meter vor mich hinstellte, sie war vielleicht vier und ich acht Jahre, und ich hielt einen auf eine zurechtgebogene metallene Heftklammer aufgespießten fetten Regenwurm an einem Stock in die Bach, man musste höllisch aufpassen den Wurm durch das Aufspiessen mit der stumpfen Heftklammer nicht in zwei Teile zu teilen, aber man konnte ihn auch zum Teil vom Arsch her aufspießen, vom Kopf ging's eher nicht, da hatte er sowas wie Hörner, und dieses kleine strohblonde Mädchen deren kurze Haare genau wie die ihrer Mutter in alle Richtungen standen stellt sich also da vor mich und ruft, Du bist ein böser Mann.